Acta Echardiana 1

Processus contra magister Echardum

herausgegeben und kommentiert
von Loris Sturlese
acta2
Inhalt Indult

Inhalt

46 1. Liste
47 2. Liste
48 Responsio
49 3. Liste
50 Appell Nikolaus v. Str. (1)
51 Appell Nikolaus v. Str. (2)
52 Appell Nikolaus v. Str. (3)
53 Appellation Eckharts
54 Protestatio Eckharts
55 Ablehnung der Appellation
56 Anklage Podahns
57 Liste der 28 Sätze
58 Fournier-Gutachten
59 Votum Avenionense
60 Ockham über Eckhart
61 Tod Eckharts
62 Brief Johannes XXII
63 Generalkapitel Toulouse
64 Cesena über den Prozeß
65 Bulle In agro dominico
66 Bulle in Köln
67 Prozeß Nikolaus v. Str.
App. VI Tabelle
App. VII Testimonia
[20.1.06]

46

zw. <1325 August 1 und 1326 September 26, Köln>

Hermann von Summo und Wilhelm von Nidecke legen dem Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg, eine Liste von Sätzen vor, die den Werken Meister Eckharts entnommen worden sind und eine Anklage wegen Häresie begründen sollen.

SSOEST, Stadtarchiv und wissenschaftliche Stadtbibliothek, Cod 33, f. 48rb-51rb [48rb-58ra, S. 274]
Spmit Bleistift angebrachte Korrekturen einer gleichzeitigen Hand
SrHand des Rubrikators
Scmit Tinte angebrachte Korrekturen von späteren Händen
Iord.Exzerpte bei JORDAN VON QUEDLINBURG, Opus Ior (unveröff.). Die Exzerpte werden im zweiten Apparat vollständig wiedergegeben, und zwar nach einer provisorischen Ausgabe, die auf den folgenden Handschriften basiert:
B    BERLIN, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Cod. theol. lat. fol. 293
R    ROM, Biblioteca apostolica vaticana, Cod. Palat. lat. 448
W    BAD WINDSHEIM, Stadtbibliothek, Cod 7
[editiert oben, im Kommentar zu Acta n. 46, S. 274]
WenckExzerpte bei JOHANNES WENCK, De ignota litteratura, ed. E. VANSTEENBERGHE, in: Le "De ignota Litteratura" de Jean Wenck de Herrenberg contre Nicolas de Cuse. Texte inédit et étude, Münster i. W. 1910 (Beitr. z. Gesch d. Philos. d. Mittelalters Bd. 8 H. 6). Text verglichen mit den Hss.:
We1    MAINZ, Stadtbibliothek, Cod. I 190, f. 134r-149r
We2    TRIER, Stadtbibliothek, Cod. 228/1467, f. 307r-316v
[editiert oben, im Kommentar zu Acta n. 46, S. 274]
DA. DANIELS, Eine lateinische Rechtfertigungsschrift des Meister Eckhart, Münster i. W. 1923 (Beitr. z. Gesch. d. Philos. d. Mittelalters Bd. 23 H. 5)
ThG. THÉRY, Édition critique des pièces relatives au procès d'Eckhart contenues dans le ms. 33b de la bibliothèque de Soest, in: Archives d'histoire doctrinale et littéraire du Moyen Age 1 (1926/27) 129-268.

  Aufgrund der oben angegebenen Textzeugen wird versucht, den Text der Liste, die die Ankläger dem Erzbischof vorlegten, zu rekonstruieren. Als ein charakteristisches Merkmal der Liste ist der Zusatz Et est ... esse et perfectio zu betrachten (vgl. n. 34, unten S. 212,1-3), welcher in der von den Anklägern eingereichten Liste am Rand stand, während er in der Abschrift, die Meister Eckhart bekam, dem Text an falscher Stelle inkorporiert war (zwischen n. 33 und 35). Eckhart verteidigte den Satz, als ob es sich um eine selbständige These handelte (Proc. Col. I n. 115 = Acta n. 48a).
  Der Text wird nach den bisher für die Edition von Eckharts lateinischen Werken angewandten Prinzipien herausgegeben. Jedem inkriminierten, durch die Ankläger ins Lateinische übersetzten Satz wird - soweit bekannt - der Originaltext gegenübergestellt. Die Fundorte der Originaltexte werden im zweiten Apparat angegeben. In diesem Apparat werden auch die Varianten zu dem jeweiligen Originaltext angeführt (nach QUINT). Dies hat sich als für eine adäquate Beurteilung der Übersetzung notwendig erwiesen, weil der Text, der für die Übersetzung benutzt wurde, sehr häufig Lesarten aufweist, die Quint bei der Wiederherstellung des kritischen Textes als unecht ansah. Thesen, die ins Votum Avenionense und in die Constitutio In agro dominico aufgenommen wurden, sind durch Fettdruck kenntlich gemacht.

  [Es folgt der "Processus Coloniensis I, n. 1-74", S. 198-226, wobei für n. 1 - n. 23 <I> (S. 198-209) und n. 49 - n. 74 <IV> (S. 215-226) dem lat. der mhdt. Text gegenübergestellt wird] [14.6.01]

LW 5, S. 197

47

vor <1326 September 26, Köln>

Eine weitere, zweite Liste von Sätzen aus den Predigten Meister Eckharts wird dem Erzbischof vorgelegt.

  Der Text der zweiten Liste wird aufgrund der Verteidigung Eckharts (SOEST, Stadtarchiv und wissenschaftliche Stadtbibliothek Cod. 33, f. 51rb-57vb) rekonstruiert. Im Unterschied zur ersten Liste, die durch die Soester Handschrift abgesondert von der entsprechenden Verteidigung überliefert wird, folgen in der zweiten Liste jeweils ein Satz und die entsprechende Stellungnahme Eckharts aufeinander. Es ist nicht sicher, ob die einleitenden Formeln, die die verschiedenen Sätze einführen (z.B.: Primus articulus in hoc secundo rotulo habet...; Secundus est usw.), dem Originaltext der zweiten Liste entstammen oder ob sie erst durch Eckhart eingeführt wurden. Wegen ihrer zweifelhaften Echtheit sind sie durch kleineren Schriftgrad kenntlich gemacht worden.
  Die zweite Liste wird nach den oben, S. 197, dargelegten Editionsprinzipien herausgegeben. Die Varianten zum Text werden im Apparat der Edition des vollständigen Textes (d. h. der Thesen zusammen mit Eckharts Stellungnahmen. wie sie die Soester Handschrift überliefert: s. Acta n. 48b) mitgeteilt. Zu beachten ist, daß die wenigen Hinweise auf Texte dieser Liste bei Jordan von Quedlinburg ausschließlich Thesen betreffen, die auch in der apostolischen Konstitution In agro dominico angeführt werden und mit ihrem Wortlaut genau zusammenstimmen.

  [Es folgt die Liste mit den lat. und den mhdt. Texten, S. 226-245 (ab S. 241 n. 112 nummeriert)] [14.6.01]

LW 5, S. 226

48

1326 September 26, Köln

Meister Eckhart erscheint vor den erzbischöflichen Inquisitionskommissaren Reinher Friso und Petrus de Estate und gibt seine Verteidigung zu Protokoll.

  Das offizielle Protokoll der Gerichtsverhandlung ist nicht wiederaufgefunden worden. Überliefert ist hingegen ein Dokument (»Magistri Echardi responsio ad articulos sibi impositos de scriptis et dictis suis«, bisher als Rechtfertigungsschrift bekannt), das Eckhart im Hinblick auf die am 26. September 1326 vorgesehene Sitzung aufgrund zweier ihm zugestellter Listen von häresieverdächtigen Sätzen (Acta Echardiana n. 46 und n. 47) anfertigte, und das später veröffentlicht wurde. Vgl. unten, S. 249-273, bes. S. 272 ‚ ferner L. STURLESE, Die Kölner Eckhartisten. Das Studium generale der deutschen Dominikaner und die Verurteilung der Thesen Meister Eckharts, in: »Die Kölner Universität im Mittelalter. Geistige Wurzeln und soziale Wirklichkeit«, hg. v. A. ZIMMERMANN, Berlin-New York 1989 (Miscellanea Mediaevalia Bd. 20), S. 192-211. Es ist anzunehmen, daß Eckhart seine Verteidigung, so wie er sie vorbereitet hatte, auch tatsächlich zu Protokoll diktierte.

  Die »Responsio« Eckharts wird auf den folgenden Seiten (247-354) kritisch editiert. Der Edition wird ein Faksimile des 'Eckhartschen' Teils der Hs. Soest, Stadtarchiv und wissenschaftliche Stadtbibliothek, Cod. Nr. 33 mit zeilengetreuer Transkription beigegeben (S. 355-509).

LW 5, S. 246

[Es folgen:
1. die Einleitung (S. 249-273),
2. unter dem jetzigen Titel:


Magistri Echardi responsio ad articulos sibi impositos de scriptis et dictis suis

  der "Processus Coloniensis I, n. 75-151 und I, n. 1-74" (S. 275-317), unterteilt in:
  1. Responsio ad articulos primi rotuli (n. 75-86),
  2. Responsio ad articulos de libro 'Benedictus' (n. 87-104, S. 280 f.),
  3. Responsio ad articulos extractos de responsione ad articulos de libro 'Benedictus' (n. 105-111, S. 286 f.),
  4. Responsio ad articulos extractos de expositione prima super Genesim (n. 112-126, S. 288 f.),
  5. Responsio ad articulos extractos de sermonibus (n. 127-151, S. 293 f.),
  6. Articuli extracti de libro 'Benedictus' (n. 1-23, S. 305 f.),
  7. Articuli extracti de responsione ad articulos de libro 'Benedictus' (n. 24-30, S. 309 f.),
  8. Articuli extracti de expositione prima super Genesim (n. 31-48, S. 310 f.),
  9. Articuli extracti de sermonibus (n. 49-74, S. 314 f.),
und der "Processus Coloniensis II, n. 1-154" (S. 318-354), unterteilt in: 3. Appendix II. mit Einleitung, unterteilt in: (S. 357-402)
    Die Soester Handschrift als Hauptzeuge der Verteidigung Meister Eckharts
  1. Gesamtinhalt der Handschrift (S. 357-360)
  2. Die zwei Hefte mit Eckharts Responsio (S. 360-361)
  3. Das Werk des Schreibers S (S. 362-367)
  4. Die Selbstkorrekturen des Schreibers S (S. 368-369)
  5. Die Arbeit des Rubrikators Sr (S. 369-370)
  6. Die Arbeit des Korrektors mit Bleistift Sp (S. 370-372)
  7. Die Arbeit des Korrektors Sc (S. 372-378)
und Faksimile Edition der Hs. Soest (S. 404-509),
4. Appendix III., die Konkordanz zwischen der neuen Edition und den Ausgaben Thérys und Daniels' (S. 511-520)],
5. Appendix IV., eine Übersicht über die "inkriminierten Stellen aus den Predigten und ihre Quellen" (S. 521-524) und
6. Appendix V., eine "Synopse der Stellen aus Eckharts deutschen Predigten, die in beide Anklagelisten aufgenommen und übersetzt wurden" (S. 524-530).] [14.6.01; geändert 30.5.07]

49

<zw. 1326 September 26 und 1327 Januar 24, Köln>

Eine weitere, dritte Liste von Thesen aus Werken Meister Eckharts wird dem Inquisitionsgericht als Belastungsmaterial vorgelegt.

  Die Liste, die vor allem Textstellen aus dem Johanneskommentar Eckharts enthielt, ist nicht erhalten. Sie läßt sich aufgrund der im Votum Avenionense stehenden Sätze, die in den ersten beiden Listen nicht erscheinen, zum Teil rekonstruieren. Nach J. KOCH (Kleine Schriften, I, S. 346-347) ist anzunehmen, es seien mindestens zwei weitere Listen zusammengestellt worden: eine Liste (III.) ausschließlich mit Sätzen aus Eckharts Johanneskommentar (unten, Nr. 1-4, 6, 8, 12) und eine weitere Liste (IV.), die auf einer wiederholten Auswahl von Sätzen aus dem II. Genesiskommentar (Nr. 5), aus dem Sapientiakommentar (Nr. 7) und aus den deutschen Predigten (Nr. 9-11, 13) gründete. Das Zeugnis des Nikolaus von Kues, der in 'Apologia doctae ignorantiae' eine Liste mit aus dem Johanneskommentar entnommenen Sätzen erwähnt (... s ... plures legisse articulos ex scriptis suis super Iohannem extractos, ab aliis notatos et refutasis: ed. R. KLIBANSKY, Hamburg 1932, S. 25), dürfte als Bestätigung für KOCHs Hypothese gedeutet werden. Es ist aber nicht auszuschließen, daß Nikolaus lediglich an eine der damals kursierenden Listen der verurteilten Sätze Eckharts dachte, wie etwa die »articuli condempnati istius doctoris« [s. Cod. 21, Nr. 14], deren Bezug auf den Johanneskommentar im Cod. Cus. 21 genau nachgewiesen ist. Vollständiger Text unten, Appendix VII, Nr. 4, S. 612-614.
  Ob auch der Satz, den Eckhart am 13. Februar 1327 widerrief (Acta n. 54, hier Nr. 14), in einer von diesen Listen enthalten war, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden.
  Die Sätze werden unten nach der Reihenfolge verzeichnet, in der sie im Votum Aveninonense erscheinen.

[Es folgen die Sätze 'Ex Voto Avensionensi' mit umfangreichen Anmerkungen (S. 531-534)] [30.5.07]

LW 5, S. 531

50

1327 Januar 14, Köln

Nikolaus von Straßburg, päpstlicher Vikar für die Dominikanerprovinz Teutonia, vor das erzbischöfliche Inquisitionsgericht durch die Kommissare Reinher Friso und Albert von Mailand geladen, erscheint vor dem im Domkapitelsaal sitzenden Gericht, erhebt Einspruch gegen die Vorladung und appelliert an den Heiligen Stuhl. [Vgl. J. Koch, S. 305 f.].

  Original (notarielles Protokoll): ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C, n. 1118 [anc. fasc. 71].
  Pergament, 422 x 348 mm, 41 Zeilen.
  Druck: Laurent, S. 333-336; Preger, S. 29-31.
  Regest: W. Kisky, S. 393 f. Nr. 1623 [unten]; G. M. Löhr, Quellen, S. 121 Nr. 287a; G. Théry, Contribution, S. 9 Nr. 2; G. Théry, Édition, S. 129 f. Nr. 1.

  In nomine Domini, amen. Anno nativitatis eiusdem millesimo trecentesimo vicesimo septimo, indictione decima, quartadecima die mensis Ianuarii, hora terci [lege: tercie] vel quasi, constitutus in presentia honorabilium virorum magistri Reyneri, doctoris sacre theologie, canonicus [lege : canonici] ecclesie Coloniensis, penitenciarii reverendi domini domini Henricii [lege: Henrici], archiepiscopi Coloniensis, fratris Alberti de Mediolano, lectoris fratrum de ordine Minorum domus Coloniensis, commissariorum ab ipso domino .. archiepiscopo, ut dicitur, deputatorum, domini Godeschalci, officialis curie Coloniensis, et magistri Godefridi de Sancto Kuniberto, canonicorum predicte ecclesie Coloniensis, meique notarii publici et testium subscriptorum, vir religiosus frater Nicholaus de Argentina, lector fratrum ordinis Predicatorum domus Coloniensis, vicarius per provinciam Theutonie a sanctissimo patre et domino domino summo pontifice, ut asseruit, constitutus, quandam cedulam sive cartam, quam manibus suis tenuit in scriptis, legit, appellavit, apostolos petiit et insinuavit. Cuius quidem cedule tenor talis est:
  "In Dei nomine, amen. Quia reverendus pater et dominus dominus Henricus, archiepiscopus Coloniensis, a manifestis emulis ordinis mei infrascripti falsam insinuationem accepit, non audita parte altera sufficienter nec vocata pertinenter in tanta causa et summe ardua, ubi secundum iura cautissime est agendum - reverencia sua per omnia, de qua protestor, principaliter salva, quia nemini facit iniuriam, qui utitur iure suo - me fratrem Nicholaum de Argentina, ordinis Predicatorum, specialem vicarium domini nostri summi pontificis ad inquirendum, visitandum, corrigendum et omnia et cetera faciendum, que fidem et mores bonos contingunt, qui potestatem accepi super premissis specialem in omnes fratres provincie Theutonie; et ex hoc amplius sum privilegiatus ceteris fratribus predicti ordinis, cum scriptum sit quod a capite edenda est ratio; item licet de iure communi sibi competat inquirere in casu pravitatis heretice, in ista causa suam reverenciam non latet, quia generi per speciem derogatur, et quod eadem res non debet duplici iure censeri; preterea, tantum est in iure, quod promptum est iura iuribus concordare, quedam vero sunt iura aliquorum privilegiatorum, que concessa sunt eis in favorem fidei et in odium infidelium, cuiusmodi sunt privilegia fratrum Predicatorum, quibus renunciare non possunt, etiam si iurassent de quo sunt iura vulgaria; unde non est verisimile, ut iura iuribus concordentur, quod per illam generalem clausulam, in iure communi expressam contra privilegiatos, fratres Predicatores includantur, utpote quia ad hoc specialiter ab ecclesia sunt instituti, ut aliorum errores, precipue infidelium, eliminent et extirpent; preterea, sine preiudicio loquendo, si premissa cessarent, que tamen fortius subsistunt, nichilominus causa conmissionis sue in me predictum fratrem Nicholaum fundamentum non habu it in iure, qu ia fratrem Wilhelmum de Nidecke semper liberum exhibui suis commissariis in pertinentibus ad eorum officium, in aliis autem etiam si ad suam appellasset audientiam vel ad suum forum pertinuisset, eximi non poterat a mei predicti vicarii potestate, alias enim sequeretur et fieret ordinis concussio et dissolucio intollerabilis; ipse tamen, premissis non obstantibus, me citari commisit in iure inconvenienter, ordinem meum predictum graviter notando, potestati summi pontificis principaliter derogando: Ideo ego frater Nicholaus predictus, sentiens me et provinciam michi decretam gravatos, in hiis scriptis ad sedem apostolicam appello, et apostolos iterum et iterum peto, insinuans huiusmodi appellacionem vobis testimonio presentium singulorum et specialiter tui, notarii publici, hic presentis, rogans te ut premissa in publicam formam redigas tuoque signo consueto signes".
  Quibus lectis per eundem fratrem Nicholaum, dominus Godeschalcus, officialis predictus, petiit sibi dari copiam premissorum prefigens ipsi appellanti terminum iuris ad dandum et recipiendum apostolos super premissis.
  Actum, lectum, appellatum, petitum, insinuatum et prefixum in camera sita apud locum capitularem inferiorem ecclesie Coloniensis, presentibus viris religiosis fratribus Iohanne de Gryfensteyn priore, Iohanne de Monasterio, Iohanne de Tambach, Hermanno de Summo, Iohanne dicto Iuvenis, Wilhelmo de Nidecken, Hermanno de Sterrengassen, Brunone Scherfgin, Ulrico de Straysburch, Hermanno de Summo ordinis Predicatorum, fratre Conrado de Aquis ordinis fratrum Minorum, domorum Colonie, et Gobelino de Helze publico notario, testibus ad premissa vocatis et rogatis, sub anno Domini, indictione, mense, die, hora et loco predictis.
  Et ego Iohannes Hesiani, publicus imperiali auctoritate notarius, premissis omnibus et singulis una cum testibus prenominatis presens interfui, ea vidi et audivi, et exinde hoc presens publicum instrumentum confeci et in hanc publicam formam redegi meoque signo consueto signavi, vocatus ad hoc specialiter et rogatus. Rasuram vero factam in prima linea subscriptionis mee - videlicet publicus imperiali auctoritate notarius - manu mea, approbo sub signo prenotato.
  (Signum notarii). [LW 5, S. 535-537]

  Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Laurent (s. Anm.) [30.5.07]

Br. Nikolaus von Straßburg, Lektor der Dominikaner in Köln, erhebt vor den erzbischöflichen Kommissaren mag. Reiner, Dr. theol., Domherr und Pönitentiar des Eb. Heinrich, und Br. Albert von Mailand, Lektor der Minoriten in Köln, sowie dem Offizial der Kölner Kurie, Gottschalk, und dem Domherrn mag. Gottfried von St. Kunibert folgenden Einspruch: Eb. Heinrich, der den von Feinden und Neidern des Ordens vorgebrachten falschen Anklagen gegen den Orden Gehör geschenkt hat, ohne die Gegenseite zu hören, hat ihn vorgeladen. Er ist aber vom Papst zum Vikar und Visitator des Ordens in Bezug auf Glauben und Sitten ernannt und mit höherer Vollmacht ausgestattet worden. Daher steht ihm auch das Recht zu, Anklagen wegen Häresie zu untersuchen (inquirere in causa pravitatis heretice). Dieselbe Sache aber darf nicht vor zwei Gerichtsständen (duplici iure) verhandelt werden. Außerdem ist der Dominikanerorden exemt. Aber auch abgesehen von alle dem ist die Anklage der Kommission gegen ihn unbegründet, weil er den Br. Wilhelm von Nideggen niemals der Amtsgewalt der Kommissare entzogen hat; er konnte ihn allerdings, wenn er an ihn als den päpstlichen Vikar des Ordens appellierte und in Dingen, die zu seinem Amtskreis gehörten, auch nicht eximieren, weil das gegen alle Ordnung verstoßen hätte. Die Vorladung des Erzbischofs ist daher gegen das Recht, beleidigt den Orden und bedeutet einen Eingriff in die Gewalt des Papstes. Nikolaus appelliert daher an den Papst, verlangt die Apostoli und befiehlt dem Notar Gobelin Belze, darüber ein Instrument aufzunehmen.
- Actum, lectum, appellatum, petitum, insinuatum et prefixum in camera sita apud locum capitularem inferiorem ecclesie Coloniensis. Zeugen: Der Prior Johann von Greifenstein und die Brüder Johann von Münster, Johann von Tambach [1], Hermann de Summo, Johann Juvenis, Wilhelm von Nideggen, Hermann von der Sternengasse, Bruno Scherffgin, Ulrich von Straßburg und Hermann de Summo vom Dominikaner-Konvent in Köln, Br. Konrad von Aachen, Minorit in Köln, und der Notar Gobelin Belze. [Kisky, S. 393f.]

1 Johannes Dambach. [6.2.20]

51

1327 Januar 15, Köln

Nikolaus von Straßburg begibt sich zur Wohnung des Magister Reinher Friso und wiederholt in Anwesenheit von Zeugen und einem Notar seine Appellation gegen die Vorladung vor das erzbischöfliche Inquisitionsgericht.

  Original (notarielles Protokoll): ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C, n. 1119 [anc. fasc. 71].
  Pergament, 300 x 385 mm, 45 Zeilen.
  Druck: Laurent, S. 336-339; Preger, S. 32-35.
  Regest: W. Kisky, S. 395 f. Nr. 1624 [unten]; G. M. Löhr, Quellen, S. 121 Nr. 287b; G. Théry, Contribution, S. 9 Nr. 3; G. Théry, Édition, S. 130 Nr. 2.

  In nomine Domini, amen. Anno nativitatis eiusdem millesimo trecentesimo vicentesimo [lege: vicesimo] septimo, indictione decima, quinta decima die mensis Ianuarii, hora vesperarum vel quasi, constitutus in presentia honorabilis viri magistri Reynneri, doctoris in sacra theologia, canonici ecclesie Coloniensis, commissario [lege: commissarii] reverendi domini domini .. archiepiscopi Coloniensis, ut dicitur, una cum religioso viro fratre Alberto, lectore fratrum ordinis Minorum in Colonia, vir religiosus frater Nicolaus de Argentina, lector fratrum ordinis Predicatorum domus Coloniensis, vicarius a summo pontifice in inquisitionis negotio per provinciam Theutonie in fratres ordinis Predicatorum eiusdem provincie, ut asserit, deputatus, meique notarii publici infrascripti et testium subscriptorum, quandam cedulam sive appellationem, quam in manibus suis tenuit, in scriptis legit, provocavit, ad sedem apostolicam appellavit, apostolos petivit, insinuavit et terminum dicte appellationis assignavit, quemadmodum in dicta cedula sive appellatione infrascripta continetur. Cuius cedule tenor talis est:
  "In Dei nomine, amen. In iure cautum est quod habundans cautela prodest et quod superflua non viciant et sicut alibi dicitur, novis morbis congruit nova antidota preparari, propter quod licet ego frater Nicolaus de Argentina, vicarius domine summi pontificus in inquisitionis negotio in provinciam Theutounie michi decretam in fratres ordinis Predicatorum eiusdem provincie, alias appellaverim a reverendo in Christo patre et domino domino archiepiscopo Coloniensi ex certis causis, quam appellacionem interieci coram vobis magistro Reynnero, doctore in sacra theologia, et fratre Alberto de Mediolano, lectore Coloniensi ordinis fratrum Minorum, commissariis predicti domini archiepiscopi, et hoc feci coram vobis, ut premittitur, ad deferendum reverencie sue et alludendum sue paternitati: vos tamen commissarii predicti, quibus constare debet per iura, quod nullam in me vel ordinem meum vel fratres provincie predicte iurisdictionem habuistis vel recipere potuistis a predicto domino archi episcopo, quia nos sumus specialiter privi legiati et exempti a iurisdiction e ordinariorum quorumcumque, nec obstat illa Clementina, que loquitur de hereticis et contra privilegiatos, sed de nobis Predicatoribus et privilegio nostre exemptionis nullam facit mentionem, unde in nullo nobis derogatur, et de hoc sunt iura vulgaria preterea salvis premissis; adhuc quia generi per speciem derogatur, et summus pontifex in speciali michi fratri Nicolao predicto commiserat iam dudum ante vestram commissionem negocium inquisitionis, visitationis, correctionis seu reformationis in omnes et singulos fratres ordinis mei predicti et provincie predicte, quam commissionem menostis habere, sed negatis factis vestris summum pontificem habere auctoritatem clavium et successorem esse beati Petri, cui secund um veritatem ewangelicam et fidem orthodoxam suisque successoribus in ipso commisit claves predictas, in iure autem cavetur quod qui succedit in locum alterius, in idem ius succedit, vos autem utrumque negatis tam claves quam successionem, quia facto et processibus vestris utrumque negatis, ut premittitur, plus enim facto quam verbo, - et virtus verbi per effectum exprimitur, verba enim accipiuntur in iure cum effectu - unde incidistis in articulum fidei, ut videtur, qui est credere in sanctam ecclesiam, que dictat et predicat et firmissime tenet summum pontificem successisse beato Petro, necdum in pari sed eadem penitus potestate. Vos tamen premissis non obstantibus preceptum in iure impossibile in derogationem fidei et summi pontificis potestatem, a quibus heri appellavi legitime et principaliter a domino archiepiscopo predicto, cui ante omnia notificare debebatis appellacionem ab eo interpositam ad summum pontificem, utrum vellet supersedere in se et in vobis ob reverentiam sedis apostolice: irreverenter, temere et pertinaciter eadem die circa horam nonam processus fecistis contra me, vicarium predictum, cum appellaciones predicte interiecte fuissent coram vobis apud ecclesiam Coloniensem et infra eius districtum circa horam prime vel tercie, infra quam tam breve spacium impossibile vobis erat recurrere ad predictum dominum .. [.. om. B] archiepiscopum vel eidem intimare appellationes predictas, cum tamen non sit verisimile predictum cautum [tantum: A] dominum archiepiscopum tante potencie et reverencie non deliberare debuisse in tanto negocio ob reverenciam sedis apostolice, cum scriptum sit quod tempore indigemus ut aliquid maturius peragamus, et ubi maius vertitur periculum, cautius est agendum. Et sic [lege: sicut] liquet ex premissis, vos fronte temeraria nimis [nimis temeraria: A] iurisdictionem domini archiepiscopi predicti, si quam in nos habuisset, cum non haberet, absorpsistis, quantum in vobis fuit, ponentes os in celum, in dominum .. [.. om. B] papam et ecclesiam ac commissionem vestram, cum non haberetis ad hoc mandatum, nec habere possetis propter allegata. Et quod amplius est, predictum vestrum preceptum volebat inhibere et inhibebat - quantum poterat, sed non potuit - ne intromitterem me de aliquibus fratribus officio meo subiectis, qui possent cooperari vel facere ad inquisitionem secundum eius inspectionem et intellectum sanum, erat absorbere potentiam domini pape et totaliter sibi derogare, et hoc est, sicut premittitur, specialiter intentionis vestre, immo iuxta tenorem mandati vestri oportebat me divinare, qui essent, vel qui possent vestris talibus qualibus processibus oppitulari. Ex quibus ernomitatibus et impossibilibus processibus senciens sedi apostolice derogatum et eius potestati, maxime in articulo fidei predicto, et me vicarium eius predictum et provinciam michi decretam gravatos multipliciter: ad predictam sanctam sedem in hiis scriptis appello et apostolos cum instantia peto iterum ac iterum pro me et fratribus meis predictis, insinuans huiusmodi appellationem vobis commissariis vice et loco termini peremptorii crastinum dominice 'Iubilate', quem assigno propter premissa et specialiter propter articulum fidei predictum, ut ibi cognoscatur de vestra pertinacia in articulum fidei predictum per eum, cuius potentie evidentissime et ex certa scientia derogastis; invocato ad hoc testimonio presentium singulorum et specialiter tui, Hermanni de Breymt, notarii publici hic presentis, ut premissa in publicam formam redigas et signo tuo consueto consignes".
  Et hiis lectis, idem magister Reynnerus petivit copiam appellationis predicte sibi fieri cum instantia, et paratus est dare apostolos ipsi appellanti infra terminum iuris. E contra dicebat dictus vicarius quod non deberet audiri, salva reverentia sua, quia nichil iuris in eum cadit vel cadere potest iurisdictionis, obstantibus sibi premissis in appellatione predicta positis.
  Actum, lectum, appellatum, petitum, insinuatum et assignatum in camera superioris domus ipsius magistri, quam inhabitat, site in platea Potus apud ecclesiam Coloniensem, presentibus viris religiosis fratribus Iohanne de Grifonsteyn, priore fratrum ordinis Predicatorum Coloniensium, Theoderico de Wormatia, Confluentine, et Medardo de Lovanio, Coloniensis domorum, magistro Gerardo Rufo, advocato curie Coloniensis, et Henrico de Sancto Lupo, clerico prefati magistri Reyneri, testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis, sub anno, indictione, mense, die et hora diei antedictis.
  Et ego Hermannus de Breymt, publicus imperiali auctoritate notarius antedictus, una cum testibus prenominatis premissis, omnibus et singulis presens interfui, ea vidi et audivi et exinde hoc presens publicum instrumentum confeci et in hanc publicam formam redegi, meoque signo consueto consignavi, rogatus ad hoc specialiter et vocatus.
  (Signum notarii). [LW 5, S. 538-541]

  Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Laurent (s. Anm.) [30.5.07]

Br. Nikolaus von Straßburg Ord. Pr., päpstlicher Vikar "in inquisitionis negotio per provinciam Theutonie in fratres ordinis predicatorum", erscheint vor dem erzbischöflichen Inquisitor mag. Reiner, Dr. theol. und Domherr in Köln, in dessen Wohnung in der Trankgasse, um neuerdings Einspruch zu erheben. Statt seine Appellation vom Tage vorher dem Erzbischof mitzuteilen, haben die Inquisitoren noch an demselben Tage circa horam nonam gegen ihn den Prozeß eingeleitet, obwohl sie wissen mußten, daß sie über ihn und seinen Orden keinerlei Jurisdiktion haben oder vom Erzbischof empfangen können, weil der Orden exemt ist und seine Exemption von der Clementine "de haereticis et contra privilegiatos" nicht berührt wird, und obwohl er, Nikolaus, vom Papst lange vor (iam dudum ante) Einsetzung der erzbischöflichen Kmmission mit der Visitation, Korrektion und Reformation des Predigerordens in der deutschen Provinz beauftragt worden war und sie sich daher bewußt einer Mißachtung der päpstlichen Gewalt schuldig machten. Sie haben sich mit kühner Stirn eine Jurisdeiktion angemaßt, die ihnen garnicht zusteht: vor allem hatten sie kein Recht, ihm die zur Ausübung seines Amtes als Inquisitor notwendige Vernehmung mehrerer Ordensbrüder zu verbieten, wie sie es getan haben; dadurch haben sie die Ausführung eines päpstlichen Mandates unmöglich gemacht. Er appelliert daher an den Papst und verlangt für sich und seine Ordensbrüder die Apostoli; seine Appellation will er am 4. Mai (erast. dom. Jubilate) vorbringen. Durch den Notar Hermann von Brempt läßt er diesen seinen Protest protokollieren. Reiner bittet um eine Abschrift und erklärt sich bereit, ihm die Apostoli innerhalb des vorgeschriebenen Termins zu geben. Nikolaus protestiert auch gegen diese Antwort Reiners, da Reiner keinerlei Jurisdiktion über ihn habe.
- Actum, lectum, appellatum, petitum, insinuatum et assignatum in camera superioris domus ipsius magistri, quam inhabitat, site in platea potus apud ecclesiam Coloniensem. Zeugen: Die Dominikaner Johann von Greifenstein, Prior des Kölner Hauses, Dietrich von Worms vom Koblenzer und Medard von Löwen vom Kölner Haus; ferner mag. Gerhard Rufus, Advokat der Kölner Kurie, und Heinrich von St. Lupus, Kleriker Reiners. [Kisky, S. 394f.]. [6.2.20]

52

1327 Januar 15, Köln

Nikolaus von Straßburg begibt sich zum Konvent der Franziskaner, wo Albert von Mailand residiert, und wiederholt seine Appellation [s. Acta n. 51].

  Original (notarielles Protokoll): ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C. n. 1120 [anc. fasc. 71, n. 6].
  Pergament, 430 x 375 mm, 50 Zeilen.
  Druck: Laurent, S. 339-340; Preger, S. 36-37.
  Regest: W. Kisky, S. 395 Nr. 1625 [unten]; G. Théry, Contribution, S. 9-10 Nr. 4; G. Théry, Édition, S. 130 Nr. 2.

  In nomine Domini, amen. Anno nativitatis eiusdem millesimo trecentesimo vicesimo septimo, indictione decima, quinta decima die mensis Ianuarii, hora completorii vel quasi, constitutus in presentia viri religiose fratris Alberti de Mediolano, lectoris fratrum ordinis Minorum domus Coloniensis, commissarii reverendi domini domini .. archiepiscopi Coloniensis, ut dicitur, una cum honorabili viro magistro Reynnerio, doctore in sacra theologia, canonico Coloniensi, vir religiosus frater Nicolaus de Argentina, lector fratrum ordinis Predicatorum domus Coloniensis, vicarius a summo pontifice in inquisitionis negocio per provinciam Theutonie in fratres ordinis Predicatorum eiusdem provincie, ut asserit, deputatus, meique notarii publici infrascripti et testium subscriptorum, quandam cedulam sive appellacionem, quam in manibus tenuit, in scriptis legit, provocavit, ad sedem apostolicam appellavit, apostolos petivit, insinuavit et terminum dicte appellationis prosequende [supple: assignavit], quemadmodum in dicta appellatione sive cedula infrascripta continetur. Cuius cedule tenor talis est:
  "In Dei nomine, amen. In iure cautum est ... (es folgt der Text von n. 51) ... signo tuo consueto consignes".
  Et hiis lectis respondit dictus frater Albertus, lector et commissarius, ut dictum est, quod super appellatione deliberare volebat et quod eius copiam petebat.
  E contra dicebat dictus vicarius quod ista responsio impertinens est et fuit, et ad hoc recurrit ad inspectionem et tenorem appellationis predicte.
  Requisitus iterum dictus frater Albertus per dictum fratrem Nicolaum super apostolis concedendis, respondit frater Albertus quod paratus sit dare eos onfra terminum iuris.
  Actum, lectum, appellatum, insinuatum et assignatum in loco capitulari fratrum ordinis Minorum domus Coloniensis, presentibus viris religiosis fratribus Gerwino, custode Romano, Conrado de Aquis, Iohanne de Colonia, Iohanne de Iuliaco ordinis Minorum predicti, necnon fratribus religiosis et discretis Iohanne de Grifensteyn, priore fratrum ordinis Predicatorum Coloniensis, Theodorico de Wormacia, Confluentine domorum, Medardo de Lovanio dicti ordinis Predicatorum, necnon magistro Gerhardo Rufo, advocato curie Coloniensis, testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis, sub anno Domini, indictione, mense, die et hora diei antedictis.
  Et ego Hermannus de Breymt, publicus imperiali auctoritate notarius antedictus, una cum testibus prenominatis premissis omnibus et singulis presens interfui, ea vidi et audivi et exinde hoc presens publicum instrumentum vonfeci et in hanc publicam formam redegi meoque signo consueto consignavi, rogatus specialiter et vocatus.
  (Signum notarii). [LW 5, S. 541-544]

  Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Laurent (s. Anm.) [31.5.07]

Derselbe begibt sich in Begleitung derselben Zeugen außer Heinrich von St. Lupus auch zu dem zweiten erzbischöflichen Inquisitor Br. Albert von Mailand, Lektor der Minoriten in Köln, ins Minoritenkloster und verliest hier denselben Protest. - Albert antwortet, daß er sich die Appellation überlegen wolle, und bittet um eine Abschrift. Nikolaus bezeichnet diese Antwort unter Hinweis auf die Darlegungen der Appellation als unverschämt. Auf seine nochmalige Frage nach den Apostoli erklärt sich Albert bereit, sie innerhalb des gesetzlichen Termins zu geben.
- Actum, lectum, appellatum, insinuatum et assignatum in loco capitulari fratrum ordinis Minorum domus Coloniensis. Zeugen: Die Minoriten Gerwin, Kustos. Romanus, Konrad von Aachen, Johann von Köln und Johann von Jülich sowie die Begleiter des Nikolaus. [Kisky, S. 395]. [6.2.20]

53

1327 Januar 24, Köln

Meister Eckhart erscheint vor den Inquisitionskommissaren Reinher Friso und Albert von Mailand im Domkapitelsaal und läßt seinen Sekretär Konrad von Halberstadt eine Appellation an den Heiligen Stuhl verlesen.

  Original (notarielles Protokoll): ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C, n. 1121 [anc. fasc. 71, n. 5].
  Pergament, 720 x 504 mm, 56 Zeilen.
  Druck: Denifle, Lehre, S. 627-630; Laurent, S. 341-344; Preger, S. 38-41; Preger, Mystik, S. 471-474.
  Regest: W. Kisky, S. 396 f. Nr. 1632 f.; G. M. Löhr, Quellen, S. 121 f. Nr. 287c; G. Théry, Contribution, S. 10 Nr. 5; G. Théry, Édition, S. 130 Nr. 4.
  Vgl. T. Beckmann, S. 39-41.

  Der lateinische Text (in der Edition von Laurent) und die deutsche Übersetzung findet sich unter: Appellation. [31.5.07]

LW 5, S. 544-547

54

1327 Februar 13, Köln

In Anschluß an eine in der Dominikanerkirche gehaltene Predigt läßt Meister Eckhart seinen Sekretär, Konrad von Halberstadt, eine schriftliche Erklärung vorlesen, in der er die Glaubensirrtümer widerruft, die er eventuell geschrieben oder gepredigt hat. Er übersetzt persönlich die Erklärung in die Volkssprache. [Vgl. J. Koch, S. 306].

  Original (notarielles Protokoll): ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C, n. 1123 [anc. fasc. 71, n. 15].
  Pergament, 375 x 285 mm, 35 Zeilen.
  Druck: Denifle, Acten zum Processe Meister Eckeharts in: [Denifle, Lehre, S. 630-633]; Laurent, S. 344-346; Preger, S. 42-44; Preger, Mystik, S. 475-476.
  Regest: W. Kisky, S. 398 Nr. 1639; G. M. Löhr, Quellen, S. 122 Nr. 287d; G. Théry, Contribution, S. 10 Nr. 6; G. Théry, Édition, S. 130 Nr. 5.
  Vgl. T. Beckmann, S. 41-42.

  Der lateinische Text (in der Edition von Laurent) und die deutsche Übersetzung findet sich unter: Protestatio (öffentliche Erklärung in der Dominikanerkirche). [31.5.07]

LW 5, S. 547-549

55

1327 Februar 22, Köln

Die Inquisitionskommissare Reinher Friso und Albert von Mailand teilen Eckhart mit, daß sie seine Appellation als unbegründet ablehnen.

  Original (notarielles Protokoll): ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C, n. 1122 [anc. fasc. 71].
  Druck: Denifle, Acten zum Processe Meister Eckeharts in: [Denifle, Lehre, S. 633-636]; Laurent, S. 346-348; Preger, S. 45-47; Preger, Mystik, S. 477-478.
  Pergament, 472 x 370 mm, 37 Zeilen.
  Regest: W. Kisky, S. 399 Nr. 1641 [unten]; G. Théry, Contribution, S. 10 Nr. 7; G. Théry, Édition, S. 130 Nr. 6.
  Vgl. T. Beckmann, S. 43-45.

  In nomine domini, amen. Anno nativitatis ejusdem millesimo trecentesimo vicesimo septimo, indictione decima, mensis Februarii die vicesima secunda, hora prime vel quasi, in armario ecclesie Coloniensis, in presentia venerabilis viri magistri Reyneri doctoris sacre theologie sive sacre scripture, inquisitoris, una cum religioso viro fratre Alberto, lectore in domo fratrum minorum Coloniensi, a reverendo in Christo patre domino domino Henrico sancte Coloniensis ecclesie archiepiscopo specialiter deputati, meique Bartholomei de Buchorst clerici Coloniensis dyocesis, publici imperiali auctoritate notarii infrascripti, et Hermanni dicti Raze de Colonia cadem auctoritate notarij publici subscripti, et testium subscriptorum ad hoc specialiter vocatorum et rogatorum, personaliter constitutus venerabilis et religiosus vir magister Eckardus de ordine predicatorum, doctor sacre theologie, idem magister Eckardus viva voce dixit et protestatus fuit verbis latinis, quod si ipsi inquisitores ambo essent presentes et eos simul in dicto loco haberet, ab ipsis peteret sibi dari apostolos super appellatione, quam alias ab eis interposuit ad sedem apostolicam, et quia simul ibidem non essent, ideo ab ipso magistro Reynero sibi dari petivit apostolos super appellatione predicta. Quibus sic petitis idem magister Reynerus quandam cedulam sive cartam, quam in manibus tenebat, loco apostolorum dedit ipsi magistro Eckardo, et legit de verbo ad verbum in hec verba: 'Appellationi magistri Eckardi, quam nuper coram et a nobis interposuit, tamquam frivole evidenter, ut ex actis, coram nobis in causa inquisitionis super heresi contra eumdem magistrum Eckardum pendentis actitatis, liquet manifeste, non duximus deferendum, hanc nostram responsionem ipsi loco apostolorum concedentes, et mandamus vobis tabellionibus, ut super hac apostolorum concessione nobis faciatis publicum instrumentum'. Acta sunt hec in armario predicto, presentibus viris religiosis fratre Johanne priore ordinis fratrum predicatorum in Colonia, fratre Ottone de Sconenborg et fratre Conrado de Halverstat ordinis predicti, testibus ad premissa vocatis et rogatis.
  Item: Anno nativitatis domini, indictione, die mensis ejusdem predictis, in presentia mei notarii supradicti et predicti Hermanni dicti Raze notarij publici subscripti et testium subsriptorum ad hoc specialiter vocatorum et rogatorum, coram fratre Alberto inquisitore predicto idem magister Eckardus personaliter consti tutus premissa protestatione per ipsum iterata, ut superius in presenti publico instrumento continetur, sibi ab codem fratre Alberto (1) dari petivit apostolos super appellatione sua memorata. Quibus sic petitis idem frater Albertus quandam cedulam sive cartam, quam in manibus tenebat, loco apostolorum dedit ipsi magistro Eckardo, et legit in hec verba: 'Appellationi magistri Eckardi, quam nuper coram et a nobis interposuit, tamquam frivole evidenter, ut ex actis, coram nobis in causa inquisitionis super heresi contra eumdem magistrum Eckardum pendentis actitatis, liquet manifeste, non duximus deferendum, hanc nostram responsionem ipsi loco apostolorum concedentes, et mandamus vobis tabellionibus, ut super hac apostolorum concessione nobis faciatis publicum instrumentum'. Acta sunt hec in domo capitulari fratrum minorum in Colonia, hora tertie vel quasi, presentibus religiosis viris fratre Johanne guardiano fratrum minorum predictorum, fratre Romano poenitentiario dicti domini archiepiscopi, fratre Johanne viceguardiano, fratre Conrado cursore, et fratre Wernero de Pixide ordinis predicti, nec non fratre Johanne priore, fratre Ottone et Conrado predictis testibus ad premissa vocatis et rogatis.
  Et ego Bartholomeus de Buchorst, clericus Coloniensis dyocesis, publicus imperiali auctoritate notarius antedictus, premissis omnibus et singulis una cum Hermanno dicto Raze notario publico subscripto et testibus prescriptis presens interfui, hoc publicum instrumentum exinde confeci et in hanc publicam formam redegi meoque singno consueto singnavi, vocatus et rogatus, quod est tale. (Am Rande das Signum.)
  Et ego Hermannus dictus Raze publicus imperiali auctoritate notarius predictus, quia premissis omnibus et singulis, prout superius in presenti publico instrumento continetur, una cum Bartholomeo publico notario predicto et testibus antedictis presens interfui, ideo me pro teste subscripsi et predicto publico instrumento signum meum consuetum apposui rogatus. (Am Rande das Signum.) [LW 5, S. 549-551]

1 Darnach steht: inquisitore predicto idem magister Eckhardus, durch darunter gesetzte Punkte aber getilgt. (S. 635, Anm. 1).

  Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Denifle (s. Anm.) [31.5.07]

Meister Eckhart Ord. Pr. erscheint in Begleitung seiner Ordensgenossen, des Priors Johann [von Greifenstein] und der Brüder Otto von Sconenberg und Konrad von Halberstadt, vor seinen, von Eb. Heinrich eingesetzten Inquisitoren, um die Apostoli zu verlangen. Zuerst begibt er sich zu mag. Reiner in die Dombibliothek. Dieser aber verliest, statt ihm die Apostoli zu geben, eine Erklärung, in der die Appellation Eckharts als frivol verworfen und die Ausstellung der Apostoli verweigert wird. (...) Zeugen: Die Begleiter Eckharts. Alsdann geht Eckhart mit derselben Bitte zu Br. Albert ins Minoritenkloster, wo ihm dieselbe Ablehnung zuteil wird; Albert verliest eine gleichlautende Erklärung. (...) Zeugen: Die Minoriten Br. Johann, Guardian, Br. Romanus, Pönitentiar des Erzbischofs, Br. Johann, Vizeguardian, Br. Konrad, Cursor, und Br. Werner de Pixide sowie die Begleiter Eckharts. [Kisky, S. 399]. [6.2.20]

56

<1327, nach Pfingsten Mai 31 1>

Br. Gerhard von Podahns, Vikar des Generalprokurators des Dominikanerordens, richtet an den Papst Johannes XXII. eine Liste von 10 bzw. 11 Anklagepunkten gegen die Dominikaner Hermann von Summo und Wilhelm von Nideggen.

  Original: ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. C. n. 1047 [anc. fasc. I, n. 9].
  Papier, 4 ff. von einer Hand, 223 x 153 mm.
  Druck: Laurent, S. 430-435.
  Teile: Denifle, Actenstücke ... (Fragmente): [Denifle, Acten, S. 399-401]; H. V. SAUERLAND, Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv, I, Bonn 1902, S. 399-401 Nr. 868.
  Regest: G. MOLLAT, Jean XXII (1316-1335). Lettres communes analysées d'après les registres dits d'Avignon et du Vatican, t. 5, Paris 1909, S. 468 Nr. 23396; G. Théry, Contribution, S. 10-11 Nr. 8; G. Théry, Édition, S. 131 Nr. 7.
  Datierung: Kurz nach dem Generalkapitel von Perpignon (31. Mai 1327; vgl. Anm. 10)

  [fol. 1 r] Ista sunt que habentur contra fratrem Hermannum de Summo:
  Primo, quod in actione criminali tulit falsum testimonium; et de hoc patenter accusatus fuit in provinciali capitulo et convictus, sicut patet per sententiam omnium diffinitorum, quorum diffinitorum unus est nunc provincialis, qui est hic presens, penitenciarius quondam sanctitatis vestre. Alius vero predecessor suus, qui quamvis familiariter eum diligere consueverit, una cum aliis diffinitoribus in dicta causa contra ipsum sententiavit, iusticia exigente.
  Secundo est, quod pluries in actionibus non criminalibus falsum tulit testimonium. Et de hoc omni eodem capitulo accusatus fuit etiam et convictus.
  Tercio, quod cum esset visitator in quodam conventu ordinis duos fratres contra iusticiam non confessatos nec convictos ad penam gravioris culpe indebite condempnavit, et de isto fuit accusatus etiam et convictus. Ratione huius, ut videtur, incurrit irregularitatem, a qua non potest absolvi, nisi per dominum nostrum papam.
  Quarto, frater Nicholaus de Brisacho, qui ante paucos annos visitavit quendam conventum, in quo iste frater Hermannus tunc fuit conventualis, deponit contra eum manu sua in quadam carta que habetur, quod inventus fuerit pluries nocturno tempore, habitu mutato, conventum exivisse ; et de hoc habitum fuit testimonium trium fratrum, quorum nomina in eadem carta explicite continentur.
  Quinto, quod plures libellos famosos scripsit, per quos fratres honestissimos de melioribus tocius Alamannie mendaciter de gravibus criminibus infamavit. Isti libelli sunt de manu sua, et cum hoc ipse fassus est iam se eos scripsisse. Item, provincialis examinavit testes, quos ipse signavit in libellis suis et invenit eos directe et clare dicere oppositum illorum, que continentur in libellis illis suis. Isti libelli pervenerunt ad manus multorum, propter quod non est dubium, quin multi boni fratres in dictis libellis suis accusati per eum fuerint graviter infamati. e
  Sexto obicitur, quod prefatos libellos famosos longo tempore retinuit contra plura precepta [fol. 1 v] et contra sententias contra eum latas, nisi dictos libellos suis superioribus redderet indilate, quod facere recusavit. Nec fratres, quos in dictis libellis infamavit, ad rationem posuit. Ex quo patet, quod hoc non fecit causa correctionis, sed intendens tantummodo infamare et bonorum fratrum famam et nomen denigrare; quod etiam ex hoc patet, quia illos libellos multiplicavit, aliquos duplicando et aliquos triplicando.
  Septimo, quia cum nuper timeret, quod pro culpis istis et multis aliis deberet puniri per vicarium Theothonie, contra mandatum sui prioris quasi furtive fugit, et sine licentia cuiuscumque ivit ad magistrum ordinis, et apud eum vicarium suum quantum potuit nisus est diffamare; et in Curia Romana fecit etiam illud idem.
  Octavo, quia ad subterfugiendum correctionem et disciplinam ordinis adiunxit se comissariis domini Coloniensis in facto inquisitionis contra magistrum Eycardum, et aliquando gessit personam actoris, aliquando ascessoris, aliquando testis. Et hoc fecit, quia bene cogitavit, quod stante illa inquisitione vicarius Theotonie contra eum et suos complices procedere non auderet. Ymmo, quod plus est, ipse eum quibusdam aliis dicitur procurasse, ut etiam famosum est et satis publicum, quod vicarius ille ex hoc et propter hoc, quia quondam fratrem pro suis gravibus excessibus puniverat, denunciatus fuit excommunicationis sententiam incurrisse. Item, credo firmiter quod dominus Coloniensis persone sue noticiam non habeat, sicut habeo, ex testimonio provincialis sui et trium lectorum de sua provincia, qui omnes sunt in Curia hic presentes ; ymmo dicunt prefati fratres, duod littere, que per eum sunt aperotate [lege: aportate], sunt mendicate et per vias diversas et mirabiles procurate.
  Nono, quod nuper, cum vagaretur contra hobedienciam ordinis per plurcs septimanas in territorio Coloniensi et non sine scandalo plurimorum et fuisset citatus per preceptum et sub pena gravioris culpe, non comparuit, sed priori Traiectensi, qui citationem illam sibi legerat, verba comminatoria multa dixit, ct eum cum irreverencia pertractavit.
  [fol. 2r] Decimo, quod in visitando conventum Coloniensem de mandato prioris provincialis, qui tunc erat, propter multas mutationes fratrum, quas, instante quadam electione, fecit, et propter alia enormia, que comisit, tante discensionis et turbationis causa fuit, quod in die tractatus fratres ad verbera pervenerunt. Et hoc patet per fratres sepedictos et per alios fratres de Theotonia, qui presentes fuerunt in capitulo generali (10). Similes brigas et contentiones in omni conventu, in quo unquam fuit communiter vel stetit vel facere habuit, concitavit. Et hoc per communem clamorem quasi tocius provincialis capituli probatum extitit evidenter, propter quod etiam vere omnes meliores provincie Theotonie petiverunt a vicario generali provincie sepedicte, quod excluderet eum de provincia. Consuevit enim nunc impugnare istos, nunc illos; ymmo quos uno anno persequitur, alio anno prosequi nititur et iuvare, ita quod vix est aliquis frater in provincia Theothonie veridice reputatus, cuius famam ipse verbo vel scripto nisus non fuerit denigrari.
  Unde, sanctissime pater, quia periculosior frater est iudicio maiorum et meliorum de provincia, quem habeat hodie lingua illa, tota videlicet Alamannia, utpote ille qui coram suis superioribus iudicialiter est convictus; quia est criminator et infamator, est etiam falsus testis et iudex iniquus, etiam est et insuper libellorum famosorum non solum confictor, verum etiam quantum potuit publicator; item, quod familiaritates cum personis levibus et suspectis habere consuevit: quia iam actu est suspectus in Colonia multum de quadam iuvencula paupere, que propter familiaritatem, quam habuit de quodam seculari, vehementer habetur suspecta; item, quod semper fuit brigosus et pacis dissipator, transgressor plurium preceptorum, contemptor mandatorum suorum superiorum ; irregularis et excommunicatus, et tamen frequenter istis non obstantibus celebravit; item, quod vagando et fugiendo per mundum facere penitentiam ordinis recusavit, et nunc etiam venit ad Curiam sub pallio expugnationis heresium magistri Eycardi, de cuius tamen fide et vite sanctitate nec ipse debet nec alius, qui vitam suam noverit, dubitare: obsecro ergo, sanctissime Pater et benignissime ac iustissime domine, quod ad suos superiores predictus frater Hermannus remittatur pro suis culpis multiplicibus puniendus.

  [fol. 2 v] Ista sunt que habentur contra fratrem Guillelmum, socium predicti fratris Hermanni:
  Primo, quod in loco iudicii proposuit contra magistrum Aycardum, quod esset pertinax hereticus, quia errores suos scienter docuisset et pertinaciter defendisset : quod quidem probare non potuit, sed defecit.
  Secundo, quod multa alia gravia contra eundem magistrum proposuit, que probari non potuit, propter que ad penam tallionis condempnari merito debuit et puniri.
  Tercio, quod in Colonia feminas suspectas consuevit visitare et cum eis familiaritates habere, ymmo etiam frequenter fuit cum quadam, que est concubina cuiusdam secularis, in cuius etiam domo, ut a nonnullis visibiliter creditur non sine vehementi suspitione, aliquociens pernoctavit.
  Quarto, quod contra preceptum actorum capituli provincialis inventus fuit infra septa cuiusdam monasterii monialium cum quadam moniali, quam consuevit regulariter visitare.
  Quinto, quod dixerat, timens corrigi: "Vadam", inquit, "in Lombardiam cum nobilibus comitatus Iuliacensis et recipiam stipendia". De isto fuerunt duo testes, quando fuit publice accusatus.
  Sexto, quod priusquam emissus fuit per vicarium domini nostri pape de conventu Coloniensi et venisset ad conventum Aquensem, assumpsit ibi quendam fratrem levem et suspectum et cum illo, ut apostata, incepit vagare per diversas terras non sine magno scandalo ; et de istis fuit accusatus etiam et convictus.
  Septimo, quod magistrum Aycardum apud comissarios domini Coloniensis de heresi, quantum potuit, infamavit ad hoc ut sub isto pallio posset venire ad Curiam, et sic evaderet nostri ordinis disciplinam. Quare, cum venerit, supplico, quod reddatur suo ordini puniendus. e
  Octavo, quod vicario generali precipienti in Coloniensi conventu Predicatorum sub pena excommunicationis, quod quilibet, qui aliquid sciret de illa materia, informaret eum de quibusdam, que pro honore ordinis ipsum scire expediebat, de quibus predicto fratri Guillelmo constabat, sicut fuit compertum postea et inventum, predictum vicarium minime informavit; propter quod ipsum excommunicatum veraciter reputamus.
  [fol. 3r] Nono, quod brigas et contentiones in omni loco, in quo fuit, consuevit suscitare, et per discursus superfluos ad leves feminas studium suum negligere et ordinis honestatem.
  Decimo, quod contra preceptum vicarii per sanctitatem vestram inibi positi ivit ad generale capitulum Parisius celebratum.
  Undecimum [lege: Undecimo], quod multa de secretis ordinis contra preceptum vestri generalis vicarii secularibus revelavit.
  Supplico ergo sanctitati vestre quod primus et secundus remittantur ad suos superiores secundum exigenciam suorum excessuum corrigendi, et quod eidem sanctitati vestre placeat, quod subito arrestentur, ne in Lombardiam ad Bavarum possint ire pro stipendiariis in verecundiam ordinis et in contemptum ecclesie sacrosancte.
  Creatura vestra fratre G. de Podanhs, dyocesis Caturcensis, procuratoris ordinis vices gerens.

  Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Laurent (s.o.) [9.8.05]

"In dem Schreiben wird zunächst Hermann de Summo beschuldigt, er hätte:
  1. In einem Strafverfahren ein falsches Zeugnis geleistet. Er sei deswegen angeklagt und des Deliktes überführt worden, wie aus dem Urteil aller Diffinitoren, von denen einer der jetzige anwesende Provinzial und frühere Pönitentiar des Papstes gewesen wäre, hervorgehe.
  2. Auch bei mehreren nicht strafrechtlichen Verfahren habe er ein falsches Zeugnis abgegeben und sei vor demselben Kapitel angeklagt und überführt worden.
  3. Als er zum Visitator eines Konvents, sicher von seinem Freund, dem Provinzial Heinrich von Grüningen, bestellt worden sei, habe er zwei fratres, die nicht geständig noch überführt worden waren, ungerecht mit der Strafe für eine schwere Schuld belegt. Aufgrund dessen sei er der Irregularität verfallen, d. h. dem Verbot, seine Weihegewalt auszuüben, wovon nur der Papst absolvieren könne.
  4. Bei einer Visitation habe man festgestellt, daß er nach Kleidungswechsel mehrfach während der Nacht den Konvent verlassen habe. Auch das sei schriftlich festgehalten und durch drei Zeugen bewiesen.
  5. u. 6. Er habe eine Reihe von Schmähschriften (libelli famosi) angefertigt, in denen er ehrenhafte Brüder lügnerisch schwerer Verbrechen bezichtigt. Er habe sie vervielfältigt und verbreitet. Trotz Ermahnungen und eines Urteils habe er diese nicht seinen Oberen übergeben.
  7. Als er fürchtete, für jene und viele andere Vergehen durch den Vikar bestraft zu werden, sei er gegen den Befehl seines Priors zum Generalmagister des Ordens geflohen, um ersteren zu diffamieren. Das habe er auch bei der Kurie getan.
  8. Besonders werde ihm sein Vorgehen gegen Meister Eckhart im Prozeß, wie auch die Denunziation des Visitators Nikolaus von Straßburg vorgeworfen.
  Ferner sind in dem Schreiben noch andere Vergehen gegen die Ordensdisziplin aufgezählt. Fast das ganze Provinzialkapitel hätte den Generalvikar gebeten, daß er ihn aus der Provinz ausschlösse, weil er infolge seiner Streitsucht nicht tragbar sei. Der Papst wird gebeten, ihn den Oberen zu überstellen, damit er bestraft werden könnte.
  Die zweite Beschwerde richtet sich gegen Wilhelm von Nidecke. Auch ihm wird sein Vorgehen gegen Meister Eckhart vorgeworfen, das wir schon erwähnten, ferner sittenloses Verhalten und Vergehen gegen die Ordensdisziplin. Auch er breche überall einen Streit vom Zaune.
  Beide Beschuldigten sollten, wenn sie in Avignon einträfen, in Arrest genommen werden" [Trusen, S. 114/115]. [14.6.01]

  10: Weiter unten erwähnt Gerhard ein Generalkapitel, das 1326 in Paris stattfand und zu dem Wilhelm von Nidecke ohne Erlaubnis ging (... ivit ad generale capitulum Parisius celebratum). Hier berichtet er hingegen über ein Generalkapitel, das gerade abgehalten worden ist (... qui presentes fuerunt nunc in capitulo generali ...). Das Dokument wurde daher kurz nach dem Abschluß des Kapitels abgefaßt, das Pfingsten des Jahres 1327 in Perpignan stattfand (Generalkapitel der Diffinitoren: Acta Capitulorum Generalium, II, S. 167-176). [Sturlese, Anm. 10, LW 5, S. 554] [31.5.07]

LW 5, S. 552-556

57

<zw. Mitte 1327 und 1328 April 30, Avignon>

Eine Liste aus 28 Sätzen, die des Glaubensirrtums verdächtigt werden, wird aufgrund der Kölner Prozeßakten an der Kurie von Avignon zusammengestellt.

  Der Text wird auf der Basis des Votum Avenionense (Acta n. 59) rekonstruiert. Durch Anführungszeichen werden die Textteile gekennzeichnet, die dem Text der Kölner Rotuli I-II (Acta n. 47-48) oder dem des Johanneskommentars (Acta n. 49) wortwörtlich entsprechen.

  [Es folgt die Liste der 28 Artikel, LW 5, S. 557 - 560]. [31.5.07]

LW 5, S. 557

58

<zw. Mitte 1327 und 1328 April 30, Avignon>

Der spätere Papst Benedikt XII., Kardinal Jacobus Novelli (Fournier) verfaßt ein Gutachten über Eckhart aufgrund der in Avignon zur Verfügung stehenden Prozeßakten.

  Das Gutachten ('Tractatus contra errores Eckhardi') ist verloren, einige Zitate aus diesem Text überliefern der Traktat 'De decem responsionibus' und der Sentenzenkommentar des Augustiners Johannes Hiltalingen von Basel (vgl. J. KOCH, Kritische Studien zum Leben Meister Eckharts, in Kleine Schriften I, S. 312-314, II, S. 383-385). Im Folgenden werden alle Textpassagen aus Johannes Hiltalingen mitgeteilt, in denen er den 'Tractatus' zitiert. Es ist aus dem Text ersichtlich, daß Jakob Kardinal Fourier über die in Nr. 57 rekonstruierte Anklageliste verfügte, und daß er darüber hinaus eine Einlassung Eckharts vor sich hatte, die bisher nicht wiederaufgefunden worden ist, und auf die im 'Votum Avenionense' (Nr. 59) - allerdings in zusammenfassender Form - Bezug genommen wird. Zwei Stücke aus dieser Einlassung konnten aufgrund des Vergleichs zwischen 'Tractatus' und 'Votum Avenionense' rekonstruiert werden, wobei allerdings die Frage offen bleibt, ob Hiltalingen den ihm vorliegenden Text des 'Tractatus' wortwörtlich oder modifizierend wiedergegeben hat: s. Synopse, S. 563,76-92 und 564,108-115.
  Die unten mitgeteilten Texte sind in einem größeren Kontext von K. H. WITTE, Die Rezeption der Lehre Meister Eckharts durch Johannes Hiltalingen von Basel. Untersuchungen und Textausgabe, in: Recherches de Théologie et Philosophie médiévales, 71 (2004), S. 305-371, ediert worden. Teiledition des Texts auf S. 563,77-92 auch bereits in J. KOCH, Kleine Schriften, I, S. 337. Im Folgenden wird der Text nach erneutem Handschriftenvergleich und nach den für die Edition von Eckharts lateinischen Werken geltenden Kriterien kritisch herausgegeben.

[Es folgt eine Gegenüberstellung unter dem Titel: "Die Zitate aus Eckharts verlorener Avignoner Einlassung in den Gutachten des Jakob Fournier und der Avignoner Theologen", S. 561-567]. [1.6.07]

LW 5, S. 560

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  "Das Gutachten des Kardinals Jacques Fournier (Iacobus Novelli), des nachmaligen Papstes Benedikt XII., über die Artikel Eckharts, das sich zusammen mit seinen Gutachten über die Lehren Ockhams, Michaels von Cesena und des Petrus Iohannis Olivi in einer Hs. der päpstlichen Bibliothek in Avignon befand, ist bisher nicht wieder aufgefunden worden. Es muss aber im 14. Jh. wenigstens eine Kopie ausserhalb dieser Bibliothek gegeben haben. Denn der Augustinereremit Johannes von Basel, genannt de Hiltalingen, gestorben als Bischof von Lombez (1392), kennt und zitiert all diese Gutachten in seinem Sentenzenkommentar und den Decem Responsiones. (...)
  Aus den Zitaten des Johannes de Hiltalingen ergibt sich nun folgendes Bild von dem Gutachten des Kardinals. 1) Die Artikel, die er behandelt, sind dieselben, die auch der Theologenkommission vorlagen, und haben auch dieselbe Reihenfolge. 2) Erwähnt werden in den Zitaten die Artikel 1-3 und 5 (Decem Resp. q. 4); 14 (ib., q. 6); 17-22 (ib., q. 1); 23 (ib. q. 1 u. 3); 24-25 (Sent. I q. 4); 26 (Sent. III q. 13). Von 28 Artikeln also immerhin 15. 3) Zu vier Artikeln wird auch eine Verteidigung (Responsio) Eckharts zitiert, an drei Stellen offenbar wörtlich. Es ist dieselbe Verteidigung, auf die sich auch die Theologenkommission bezieht. Eckhart hat sich also vor dem Kardinal nicht verteidigen können. Ob das durch die Vorschriften über den Gang eines solchen Prozesses ausgeschlossen war oder ob der Meister bereits verstorben war, ehe der Kardinal sein Gutachten ausarbeitete, weiss ich nicht. 4) Das Gutachten muss ziemlich ausführlich gewesen sein; jeder Artikel umfasste mehrere Kapitel. Ausserdem hebt Hiltalingen hervor, dass Benedikt XII. - er bezeichnet ihn stets mit dem Papstnamen - dies oder jenes ausführlich behandelt habe. Wenn es sich nun auch in den andern Gutachten um andere Fragen handelte, so sind die Zitate aus ihnen doch auch insofern für das Eckhart-Gutachten bedeutsam, als sie die Arbeitsmethode Fourniers beleuchten.
  Das Gutachten des Kardinals ist nach dem der Theologenkommission entstanden. Das ergibt sich zunächst daraus, dass diese sich auf Eckharts Verteidigung stets in der Präsensform bezieht («hunc articulum verificat...»), während der Kardinal ebenso konsequent das Perfekt benutzt («dixit...»‚ «respondit...»). Ausserdem können wir den Ockham-Prozess als Analogie heranziehen. Hier kennen wir zwei Gutachten derselben Theologenkommission. Fourniers Gutachten über Ockhams Lehren liegen aber die beanstandeten Artikel in der Reihenfolge vor, wie sie das spätere Gutachten bietet, d. h. aber, er stellt in diesem Prozess die höhere Instanz dar. Dasselbe dürfen wir nun wohl auch für den Eckhart-Prozess annehmen. Da Jacques Fournier am 18. Dezember 1327 zur Würde des Kardinalats erhoben wurde, datiere ich das Gutachten in das Jahr 1328" [Koch, Studien, S. 312-14].
  "Ob Eckhart mehrfach vor die Auditoren geladen wurde, wissen wir nicht. Wir kennen nur eine Verteidigung, auf die sich das Gutachten der Theologen wie das des Kardinals Fournier beziehen. Während die Magistri die Verteidigung Eckharts in wenigen Sätzen zusammenfassen, scheint der Kardinal sie seinem Gutachten im Wortlaut eingefügt zu haben. In den Zitaten des Johannes von Basel sind drei dieser Responsiones wörtlich wiedergegeben" [Koch, Studien, S. 337 f.]. [10.2.04]

  Im folgenden gebe ich den Text aus den Responsiones decem q. 1, concl. 2 zu den Artikeln 17 und 18, 19, 21, 22 und 23 (der 20. Artikel wird nur zitiert - die ersten beiden und 21 vgl. J. Koch, S. 337 f.; die letzten zwei hier der Vollständigkeit halber) nach der vorläufigen kritischen Edition (Handschrift: Freiburg / Schweiz, Cordeliers 26, f. 34r – 69v) und Übersetzung von K. H. Witte:

  Hec tria corollaria deducit dominus Benedictus cum conclusione in articulis Eckardi, art 17 ad 23 diffuse.
  [1] Ex his sequitur primo quod articulus 17 Eckardi est hereticus et erroneus quo dicit: "Bonus homo est vnigenitus filius dei."
  [2] Secundo idem de 18 eius quo dicit: "Homo nobilis est ille vnigenitus filius dei quem pater aeternaliter genuit."
  Quos articulos volens declarare et ad eos respondere [Eckardus] sic dixit: "Dicendum ad istos duos articulos quod secundum intellectum falsum et imaginationem omnino stulti sunt et erronei, puta quod homo bonus et nobilis sit ipse filius unigenitus in trinitate. Sed verum est quod isti non sapiunt quod ipse idem unigenitus filius in trinitate beatus est quo omnes fideles filii dei sunt per adoptionem. Non enim est alius filius in trinitate et alius, quis nescio, quo nos sumus filii dei filio coheredes; sicut uno sigillo formantur multae membranae et ab una facie generantur species sive imagines plurium speculorum. Aliud sentire videtur ignorantia popularis. Nec enim sibi ipse in nobis dividitur, cum sit verus deus qui utique est unus in omnibus." Haec Eckardus.

  Diese drei Corollarien zusammen mit der übergeordneten Conclusio entwickelt Papst Benedikt [XII] in [seinem Kommentar zu] den Artikeln Eckharts, art. 17-22, ausführlich.
  Aus seiner Stellungnahme folgt erstens, dass der Artikel 17 [Bulle Art. 20] Eckharts häretisch und irrig ist, sofern er sagt: "Der gute Mensch ist Gottes eingeborener Sohn."
  Zweitens zu Eckarts 18. Artikel [Bulle Art. 21], wo es heißt: "Der edle Mensch ist jener eingeborene Sohn Gottes, den der Vater in Ewigkeit gezeugt hat."
  Um diese Artikel zu erklären und [auf deren Inkriminierung] zu antworten, hat Eckhart gesagt: "Zu diesen zwei Artikeln ist zu sagen, dass sie entsprechend dem falschem Verständnis [der Ankläger] und deren Vorstellung gänzlich töricht und irrig sind, nämlich, dass der gute und edle Mensch selbst der eingeborene Sohn in der Trinität wäre. Vielmehr ist wahr, was jene nicht verstehen, dass dieser eingeborene Sohn selbst in der Trinität der Selige ist, durch den alle Gläubigen per Adoption Söhne Gottes sind. Es gibt nämlich nicht den einen Sohn in der Trinität und einen anderen - ich weiß nicht wer -, durch den wir Söhne Gottes sind, dem Sohn gleiche Erben, so, wie durch ein Siegel viele Pergamente geprägt werden und wie von einem Gesicht die Spiegelungen oder Bilder in vielen Spiegeln erzeugt werden. Etwas anderes zu meinen erscheint [mir, Eckhart] als eine verbreitete Unkenntnis; denn er muß sich nicht in uns aufteilen, da er wahrer Gott ist, der [zugleich] durchaus einer in allen ist." So weit Eckhart.

  [3] Item sumitur ex dictis contra eum in articulo 19 quo dixit: "Pater generat me filium suum et eundem filium; quidquid deus operatur hoc est unum. Propter hoc generat ipse me filium suum sine omni distinctione." Ad quem dixit: "Respondeo dicendo ut iam supra immedite in exemplis est dictum: Idem sine omni distincione vel […] filius quem pater generat in trinitate beata naturaliter, et esse quem generat per gratiam in omnibus filiis adoptionis; quam bonitatem dei et nostram dignitatem et perfectionem imbecilles oculi non capiunt noctuarum."

  Das kann ebenso aus den Worten [Benedikts] gegen ihn in Art. 19 [Bulle Art. 22] entnommen werden, wo Eckhart sagt: "Der Vater zeugt mich als seinen Sohn und als denselben Sohn. Alles was Gott wirkt, das ist eines. Deshalb zeugt er selbst mich als seinen eigenen Sohn ohne Unterschied." Zu diesem [Artikel] hat er gesagt: "Ich antworte, wie es schon unmittelbar zuvor in den Vergleichen gesagt worden ist: Ohne jeden Unterschied [ist] einerseits der Sohn, den der Vater als naürlichen Sohn in der heiligen Dreifaltigkeit zeugt, und andererseits das Sein, das er durch Gnade in allen Adoptivsöhnen erzeugt. Diese Güte Gottes und unsere Würde und Vollkommenheit erfassen die schwachen Nachteulenaugen nicht."

  [5] Quinto contra eundem 21° articulo quo dixit: "Quidquid deus pater dedit filio unigenito in humana natura, hoc totum dedit mihi. Hic nihil excipio, nec unionem nec sanctitatem. sed totum dedit mihi sicut sibi."
  Et ad hunc respondit dicendo: "Hoc totum verum est secundum illud Rom 8: 'Omnia nobis cum illo donavit', et Sap 7: 'Venerunt mihi omnia bona pariter cum illa.' - 'Pariter' ait a partu eo enim quod deus parit filium suum, utique dat illi omnia quae filii sunt in quantum filius est" et quibusdam interpositis ait: "Constat etiam quod deus assumpsit naturam humanam in Atamo, Christo sc. supposito, propter naturam salvandam, communem mihi et omnibus hominibus. Unde secundum peritiores: nisi natura fuisset reparanda, Christus incarnatus non fuisset, secundum illud: 'Verbum caro factum est et habitavit in nobis', et illud: 'Deus erat in Christo mundum reconsilians sibi'. Ex quibus tamen non sequitur, ut imperiti putant, quod ego aut aliusquis purus homo totum acceperit perfectionis quidquid Christus habuerit."

  Fünftens gegen denselben [Autor] im 21. Art. [Bulle Art. 11], wo er sagt: "Alles, was Gott der Vater dem eingeborenen Sohn in seiner menschlichen Natur gegeben hat, das hat er ganz mir gegeben. Ich nehme hier nichts aus, weder die Einigung noch die Heiligung, sondern das Ganze hat er mir gegeben wie sich."
  Hierzu antwortet er: "Dies ist ganz wahr nach Röm 8[,32]: 'Alles hat er uns mit jenem gegeben' und Sap. 7[,11]: 'Mir ist in gleicher Weise wie ihr alles Gute zugekommen.' - 'In gleicher Weise (pariter)' sagt der Text mit Bezug auf die Geburt (a partu), sofern nämlich Gott seinen Sohn gebiert (parit), gibt er ihm jedenfalls alles, was dem Sohn zukommt, insoweit er Sohn ist" und nach einigen Worten sagt er: "Es steht ja auch fest, dass Gott die menschliche Natur in Adam angenommen hat, natürlich in Christus, um die Natur zu heilen, die mir und allen Menschen gemeinsam ist. Daraus folgt ja nach den erfahreneren [Theologen]: Wäre nicht die Natur wiederherzustellen gewesen, wäre Christus nicht inkarniert worden, gemäß jenem Schriftwort: 'Das Wort ist Fleisch geworden und hat in uns gewohnt' (Joh 1,14) und dem folgenden: 'Gott war in Christus und hat sich die Welt versöhnt' (2 Kor 5,19). Daraus folgt aber nicht, wie die Ungebildeten meinen, dass ich oder ein anderer als reiner Mensch das Ganze der Vollkommenheit, was alles Christus besaß, empfinge."

  [6] Sexto sequitur contra eundem in suo 22° articulo quo dixit: "Quidquid sacra scriptura dicit de Christo, hoc totum verificatur de omni bono et divino homine."
  Ad quem respondens ait: "Hoc utique verum est."
  Dicit dominus Benedictus tractando hunc articulum quod ita blasphemus est et insanus, quod reprobatione eius non indigent eius contenta, quia sic quilibet homo iustus conceptus est de spiritu sancto, natus de Maria virgine et sic de singulis articulis quae omnia vere dicuntur de christo et heretice de aliis.

  Sechstens macht er [Benedikt] weitere Ausführungen gegen denselben Autor, Artikel 22 [Bulle Art. 12], wo es heißt: "Alles, was die heilige Schrift über Christus sagt, ist auch für jeden guten und gottförmigen Menschen wahr."
  Hierzu gibt er [Eckhart] zur Antwort: "Das ist jedenfalls wahr."
  Papst Benedikt sagt in der Erörterung dieses Artikels, dass er so blasphemisch und verrückt ist, dass dessen Inhalt einer Zurückweisung gar nicht bedarf; denn so wäre auch jedweder gerechte Mensch vom Heiligen Geist empfangen, aus der Jungfrau Maria geboren und so in den einzelnen Punkten, die alle von Christus wahr ausgesagt werden, aber häretisch von anderen.

  [7] Septimo sequitur contra praedictum articulo suo 23 quo dicit: "Quidquid proprium est divine nature, hoc totum proprium est homini iusto et divino. Propter hoc iste homo operatur quidquid deus operatur, et creavit una cum deo caelum et terram, et est generator verbi aeterni, et deus sine tali homine nesciret quidquam facere."
  Hunc articulum apud omnes intelligentes dignum risu estimo et alios non minus supradictos quos omnes dominus Benedictus prolixe inprobat vbi est dictum.

  Es folgt siebtens gegen den Vorgenannten in seinem 23. Artikel [Bulle Art. 13], wo er spricht: "Alles, was der göttlichen Natur eigen ist, das ist gänzlich eigen dem gerechten und gottförmigen Menschen. Deswegen wirkt dieser Mensch alles, was Gott wirkt, und er hat in eins mit Gott Himmel und Erde geschaffen und er ist der Zeuger des ewigen Wortes, und Gott wüsste ohne einen solchen Menschen nicht, was tun."
  Diesen Artikel finde ich für alle einsichtigen Menschen lachhaft und die anderen zuvor besprochenen nicht weniger. Sie alle verwirft Papst Benedikt ausführlich am angegebenen Ort.

  Quelle: Karl Heinz Witte , Johannes Hiltalingen von Basel. Kommentar zu Meister Eckhart, Vorläufige Edition und Übersetzung, JH_Eckhart_Ed.pdf , 2.11.2002 [24.08.05]

59

<zw. Mitte 1327 und 1328 April 30, Avignon>

Eine durch Papst Johannes XXII. eingesetzte Theologenkommission verhört Meister Eckhart in Avignon und setzt ein Gutachten (das sog. Votum Avenionense) über die Rechtgläubigkeit von 28 aus seinem Werk entnommenen Sätzen auf.

  Abschrift: ROM, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3899, 124r-130r (vier verschiedene Hände).
  Druck: F. Pelster.

  Das Dokument vereinigt verschiedene prozessuale Schritte, die in der Edition unterschiedlich hervorgehoben werden.

    Auf volle Zeile:
  1. die 28 Sätze, welche die Theologenkommission als repräsentative Auswahl aus dem Komplex der Kölner Akten (Acta n. 47-49) zusammenstellte (Rekonstruktion in Acta n. 57);
  2. die kollegiale Stellungnahme der Kommission im Hinblick auf die Rechtgläubigkeit der jeweiligen Sätze, prout verba sonant.
      Nach rechts eingerückt:
    1. die summarische Protokollierung der jeweiligen Stellungnahmen Eckharts (eine umfangreichere Verteidigung, vielleicht eine schriftliche Einlassung wie das Soester Dokument, ist verloren gegangen, lag aber Kardinal Fournier vor, vgl. Acta n. 58).
        Weiter nach rechts eingerückt:
      1. die Stellungnahme der Kommission zu den verschiedenen Antworten Eckharts.
        Da es sich bei der Hs. nicht um ein Original, sondern um eine ziemlich fehlerhafte Abschrift handelt, wurde der Text nicht diplomatisch ediert, sondern nach den für die Edition von Eckharts lateinischen Werken angewandten Prinzipien herausgegeben.
[Es folgt die Edition des Votum Theologorum Avensionensium (mit erstmaliger Nummerierung), S. 568-590]. [1.6.07]

LW 5, S. 568

60

zu 1327 - 1328, Avignon.

Wilhelm von Ockham zum Prozeß Eckharts.

  Tractatus contra Benedictum, lib. IV, cap. 4, ed. H. S. OFFLER, in: GUILLELMI DE OCKHAM, Opera politica, III, Mancunii 1956, S. 251 f. (Text nach OFFLERs kritischer Ausgabe mit Nachweis der Sätze, auf die Ockham wortwörtlich verweist).
  Obwohl der Tractatus im Jahre 1337 abgefaßt wurde, bezieht sich Ockham offensichtlich auf das Votum Avenionense und scheint die Bulle 'In agro dominico' völlig zu ignorieren.

LW 5, S. 590

  [In seiner Argumentation gegen die Bulle "Redemptor noster" (s. Anm. 1) aus dem Jahr 1337 von Papst Benedikt XII. (vormals Jacques Fournier, Gutachter Eckharts - s. n. 58), in der dieser verbot, eine Glaubensangelegenheit, die zur Prüfung vor den Heiligen Stuhl gebracht worden war, im Sinne der einen oder anderen Seite zu billigen, bevor der Papst darüber entschieden hätte, bezieht sich Ockham an zwei Stellen auf einige Sätze Eckharts:
  1. Im Tractatus contra Benedictum vom Herbst 1337 und
  2. im Dialogus Magistri aus dem Jahr 1338.

1. Aus dem Tractatus]

  Sequitur post praedicta videre quales absurditates sequuntur ex constitutione praedicta 1 (...) Prima igitur absurditas, quae sequitur ex praemissa constitutione, est, quod modo nulli fratri Minori licet asserere aut approbare quod mundus non fuit ab aeterno. Secunda est, quod nulli licet modo approbare vel tenere quod non quilibet homo iustus convertetur in divinam essentiam, sicut in sacramento altaris panis convertitur in corpus Christi. Tertia est, quod nulli licet modo approbare quod non quilibet homo iustus creavit stellas, aut quod Deus sine tali homine sciret quicquam facere. Quarta est, quod nulli licet modo approbare quod in divinis personis est distinctio. Quinta, quod nulli licet tenere quod omnes creaturas non sunt purum nihil.
  Quod autem omnes istae absurditates et quamplures aliae ex praedicta constitutione sequuntur, per hoc patenter ostenditur, quia super praedictis et multis aliis consimilibus fantasticis et vix opinabilibus fuit quaestio deducta ad examen Ioannis XXII, quem iste nomine Benedictus XII reputat tunc fuisse verum papam.

  Nam tempore praedicti Ioannis XXII quidam magister in theologia de ordine Praedicatorum, natione Teutonicus, nomine Aycardus, publice tenuit, praedicavit et docuit quod »mundus fuit ab aeterno« [Bulle 2, Votum 2], et quod quilibet homo iustus convertitur in divinam essentiam, quemadmodum »in sacramento« altaris »panis convertitur in corpus Christi« [Bulle 10, Votum 20], et quod quilibet homo talis »creavit« stellas, et quod »deus sine tali homine nesciret quicquam facere« [Bulle 13, Votum 23], et quod in divinis nulla est »distinctio«, nec in essentia »nec in personis« [Bulle 24, Votum 25], et quod »omnes creaturae sunt purum nihil« [Bulle 26, Votum 6], et multa alia fantastica, non [tam] haereticalia quam insana,

  [Übersetzung: Denn zur Zeit des erwähnten Johannes XXII. hat ein gewisser Magister der Theologie aus dem Dominikanerorden, ein Deutscher mit Namen Eckhart, öffentlich die Ansicht vertreten, gepredigt und gelehrt, dass die Welt von Ewigkeit her bestanden habe und dass jeder gerechte Mensch in das göttliche Wesen auf die Weise verwandelt werde, wie im Sakrament des Altars das Brot in den Leib Christi verwandelt wird, und dass jeglicher so geartete Mensch die Sterne geschaffen hat und das Gott ohne einen solchen Menschen nichts zu tun vermöchte und dass es im Göttlichen keinerlei Unterscheidung gibt, weder im Wesen noch in den Personen und dass alle Kreaturen schlicht nichts sind und viele andere phantastische Lehren, die nicht so sehr häretisch sind als verrückt (Volker Leppin, Wilhelm von Ockham. Gelehrter, Streiter, Bettelmönch, Darmstadt, WBG, 2003, S. 171).]

  et nullo modo vel vix opinabilia, habens in Alamania plures sequaces, viros et mulieres, etiam de ordine fratrum Minorum: quorum unus idiota et fantasticus publice praedicavit quod, quemadmodum una gutta aquae proiecta in mare absorbetur a mari, ita anima videns divinam essentiam divina essentia absorbetur.
  Pro praedictis autem haeresibus et aliis consimilibus multis fuit praedictus Aycardus primo accusatus vel denunciatus archiepiscopo Coloniensi; super quibus inducta fuit postea quaestio ad examen Ioannis XXII, quae etiam agitata fuit ipso vocato Benedicto XII in curia exsistente et se pro cardinali gerente. Cum ergo praedictae quaestiones seu opiniones prefati Aycardi deductae fuerint ad examen Ioannis XXII, nec aliquis papa ipsas determinaverit, licet Ioannes XXII mandaverit magistris et aliis, ut eas examinarent et dicerent quid super his sentirent, sequitur quod, virtute constitutionis praedictae istius nomine Benedicti XII, nullus frater Minor super toto negotio fidei saepedicti Aycardi debet alterutram partem determinare vel approbare. [Vgl. J. Koch, S. 321 f.].

1 Es handelt sich um die Constitution 'Redemptor noster' (1336 Nov. 28)
[Anmerkungen, die auf die Constitutio In agro dominico und das Votum verweisen, sind direkt in den Text integriert].

LW 5, S. 590 f.

[2. Aus und zum Dialogus]

  Dialogus II tr. II l. 2 c. 8, in: M. GOLDAST , Monarchiae s. Romani Imperii sive tractatuum de iurisdictione imperali seu regia et pontificia seu sacerdotali ... tomus secundus ... Accesserunt opera omnis De estate ecclesiastica et politica Magistri GUILHELMI OCKAM ..., [Conrad Biermann] Frankfurt 1614, II S. 909 (Abfassungszeit: 1338).
Link: Text online

  ["Ockham kämpft mit bitterster Ironie gegen eine päpstliche Konstitution, die gegen die Franziskaner erlassen wurde und in der verhindert werden sollte, daß irgendein Franziskanertheologe sich für oder gegen einen dem Heiligen Stuhl zur Entscheidung übergebenen Glaubenssatz vor der Entscheidung festlege.
  Ockham nennt dies die schlimmste Häresie, die überhaupt ausgedacht werden konnte, weil danach der Papst den ganzen christlichen Glauben suspendieren und einen neuen Glauben einführen könne. [Dazu] führt [er] fünf der ihm besonders absurd erscheinenden, angeklagten Eckhartsätze auf" (da über sie noch nicht entschieden wäre):]

  Absurditates autem quamplures praeter illas concludunt per scripturas posse sequi ex constitutione praedicta. Dicunt plures inferri ex gestis temporis nostri;
  Quarum una est, quod nullus frater Minor quantumcunque literatus et doctus, debet amodo asserere nec approbare quod »mundus« non fuit »ab aeterno« [Bulle 2, Votum 2] nec etiam quod fuerit ab aeterno.
  Alia est quod nullus frater Minor deberet approbare amodo quod in divinis sit aliqua »distinctio« »in personis« [Bulle 24, Votum 25].
  Alia est quod nullus eorum debet approbare quod homo quantumcunque iustus non convertitur in divinam essentiam, quemadmodum »in sacramento« altaris »panis convertitur in corpus Christi«. [Bulle 10, Votum 20]
  Alia est quod nullus eorum debet asserere amodo quod beatus Petrus nec aliquis alius homo, qui non est Christus, verus deus et verus homo, non »creavit« stellas nec quod »sine tali homine deus sciret quicquam facere«. [Bulle 13, Votum 23]
  Alia est quod nullus amodo debet asserere, quod creaturas dei non »sunt purum nihil«. [Bulle 26, Votum 6] [S. 909,38-48]

  ["Mehrere Absurditäten ergeben sich aus dieser Konstitution; einige liegen nahe nach den Ereignissen der jüngsten Zeit. So dürfte kein Franziskaner, sei er noch so gelehrt (...), von jetzt an behaupten und beweisen, daß die Welt nicht von Ewigkeit her sei, und auch nicht, daß sie von Ewigkeit sei; ebenso, daß in den göttlichen Dingen irgendein Unterschied der Personen sei; ferner, daß der gerechte Mensch so in die göttliche Wesenheit verwandelt werde, wie im Altarssakrament das Brot in den Leib Christi verwandelt werde; ferner, daß der heilige Petrus oder irgend sonst jemand, der nicht Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch ist, nicht die Sterne geschaffen habe, und daß Gott ohne einen solchen Menschen irgend etwas tun könnte; ferner, daß die Geschöpfe Gottes ein reines Nichts sind."]

  Quod omnes illae absurditates et quamplurimae aliae consimiles sequuntur ex constitutione praedicta, probant ex hoc quod omnia praedicta et alia similia absurdissima opinabatur quidam magister in theologia de ordine fratrum Praedicatorum nomine Aycardus Theutonicus, de quibus accusatus fuit primo vel denunciatus, et primo archiepiscopo Coloniensi, in cuius curia datis auditoribus Aycardo praedicto praescripta et alia consimilia ventilata fuerunt. Qui postea veniens in Avinionem assignatis sibi auditoribus se praedicta docuisse et praedicasse non negavit. Pro quibus non fuit damnatus, nec assertiones suae praescriptae et aliae statim damnatae fuerunt, sed cardinalibus traditae fuerunt, ut deliberarent an inter haereses essent computandae. Praeceptum etiam fuit quibusdam magistris in theologia, ut supra haec communem deliberationem haberent. [S. 909,48-56]

  ["Alle diese und ähnliche ganz absurde Dinge glaubte ein Magister der Theologie vom Dominikanerorden, Aycardus Theutonicus, worüber er zuerst beim Erzbischof von Köln angeklagt wurde, in dessen Kurie dem genannten Eckhart Richter bestellt und die angeführten und ähnliche Sätze erörtert wurden. Er kam später nach Avignon, erhielt seine Richter und leugnete nicht, die genannten Sätze gelehrt und gepredigt zu haben. Dafür wurde er nicht verurteilt und auch die angeführten und andere seiner Sätze wurden nicht sofort verurteilt, sondern Kardinälen zur Begutachtung übergeben, ob sie unter die Häresien zu rechnen seien. Auch einige Theologieprofessoren wurden beauftragt, eine gemeinsame Untersuchung darüber anzustellen."]

  Et ita notorium est quod omnes assertiones praefatae et plures aliae consimiles Aycardi praedicti in curia agitatae fuerunt nec postea papa aliquis determinavit quaestiones seu conclusiones praedictas. Igitur de omnibus nec unam partem nec aliam debet aliquis frater Minor eligere, nec approbare seu affirmare. [S. 909,56-61]

  [Deutscher Text und Teilübersetzung: Alois Dempf, Meister Eckhart, Herder Freiburg 1960, S. 20 und 21.] [12.4.12]

LW 5, S. 591 f.

61

<1328, vielleicht Januar 28, jedenfalls vor April 30, Avignon>

Meister Eckharts Tod.

  Heinrich Seuse, Leben, Kap. VI, hrsg. von K. BIHLMEYER, in: HEINRICH SEUSE, Deutsche Schriften, Stuttgart 1907, S. 22 f.

  Under den andren erschein im och vor der selig meister Eghart und der heilig bru°der Johans der Fu°trer von Strasburg. Von dem meister ward er bewiset, daz er waz in úberswenker gu[e]nlichi, in die sin sele blos vergo[e]tet waz in gote. Also begerte der diener zweier ding von im ze wússene; daz ein waz: wie dú menschen in got stu[e]ndin, dú der nehsten warheit mit rehter gelassenheit ane allen falsch gern gnu°g werin. Dez wart ime erzo[e]get, daz dero menschen ingenomenheit in die wiselosen abgrúndkeit nieman mo[e]hti gewo[e]rten. Er fraget aber fúrbaz also: ein mensch, der gern dar zú kemi, waz dem dú fúrderlichest u[e]bung weri? Do sprach er: »er sol im selb nah sin selbsheit mit tiefer gelasenheit entsinken, und ellú dinc von got nút von der creatur nemen, und sich in ein stille gedultkeit sezzen gen allen wúlfinen menschen.«
[Anm.: Das ° steht eigentlich auf dem u und das e in [] für das hier nicht wiedergebbare e auf dem o.]

  [Unter anderen erschien ihm auch der selige Meister Eckhart und der heilige Bruder Johannes der Fuoterer von Straßburg. Von dem Meister ward er belehrt, daß er in überschwenglicher Herrlichkeit sei, in die seine Seele rein vergottet war in Gott. Da begehrte der Diener zwei Dinge von ihm zu wissen; das eine war: wie die Menschen in Gott stünden, die der höchsten Wahrheit mit rechter Gelassenheit ohne allen Falsch gern Genüge getan hätten. Darauf ward ihm gezeigt, daß solcher Menschen Eingenommenheit in die weiselose Abgründigkeit niemand in Worte kleiden könne. Er fragte aber weiter also: was einem Menschen, der gern dahin käme, die förderliche Uebung sei. Da sprach er: "Er soll sich selber nach seiner Selbstheit mit tiefer Gelassenheit entsinken und alle Dinge von Gott, nicht von der Kreatur nehmen und sich in eine stille Geduldigkeit setzen gegen alle wölfischen Menschen." (Nikolaus Keller, Des Mystikers Heinrich Seuse O.Pr. Deutsche Schriften, Regensburg, Manz, 1926, S. 25)]

  Johannes Meyer, Liber de viris illustribus ordinis predicatorum, hrsg. von P. VON L, Leipzig 1918, S. 32.

  Eckardus Theutonicus, magister in theologia, homo doctus et sanctus, obiit anno domini MCCCXXVII.

  F. STEILL, Ephemerides Dominicano-Sacrae, Das ist Heiligkeit und Tugendvoller Geruch Der auß allen Enden der Welt zusammen getragenen Ehren-Blumen deß Himmlisch-fruchtbaren Lust-Gartens Prediger Ordens, Dillingen 1691, I. S. 179.
  Vollständiger Text: s. unten, S. 616 f.
  Erwähnt: W. SENNER, Meister Eckhart in Köln, in: Meister Eckhart: Lebensstationen - Redesituationen, hrsg. von K. JACOBI, Berlin (QF 7) 1997, S. 233

  Acht und Zwanzigste Tag im Jenner
  ...
  Item in Teutschland Seelige Gedächtnuß P. Eckhardi eines hocherleuchteten Lehrers vnd der H. Schrifft (...) Ist endlich Gottseelig im Herrn entschlaffen / vnd dem Seeligen Henrico Dusoni, nach seinem Todt gantz glorwürdig erschienen / vnd gesagt: F. Henrice, ego in conspectu sanctae Trinitatis, aeternaliter vivo. Henrice, ich lebe in dem Angesicht der allerheyligsten Dreyfaltigkeit ewiglich. [7.7.12]

LW 5, S. 592 f.

62

1328 April 30, Avignon

Papst Johannes XXII. teilt dem Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg mit, daß der Prozeß gegen den verstorbenen Eckhart weitergeht und schnell zu Ende geführt wird.

  Abschrift: ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Vat. 114, f. 298rb (am rechten Rand beschädigt, Ergänzungen durch [...]).
  Druck: H. V. SAUERLAND, Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande, II, S. 146 n. 1463; T. KAEPPELI, Kurze Mitteilungen über mittelalterliche Dominikanerschriftsteller, in: AFP, 10 (1940), S. 294.
  Regest: W. Kisky, S. 419 Nr. 1733.
  Vgl.: T. KAEPPELI, a.a.O., S. 293-294; J. Koch, S. 323 Anm. 199; T. Beckmann, S. 54-56.

  [Hen]rico archiepiscopo Co[loniensi].
  Anxiari te, frater, non oportet ratione negocii quondam Ay[cardi] de ordine predicatorum. Nam super illo _[pertinen]ter proceditur et etiam, dante domino celeriter [...] ad decisionem debitam procedetur.
  Datum A[vinione] II kl. Maii anno duodecimo.

_[pertinen]ter Koch, [pruden]ter Kaeppeli, [celeri]ter Sauerland

  [Die deutsche Übersetzung findet sich unter: Leben]. [4.6.07]

LW 5, S. 593 f.

63

1328, Pfingsten, Toulouse

Der Ordensmeister der Dominikaner warnt im Generalkapitel alle Predigerbrüder davor, anläßlich der Predigt für das Volk bestimmte subtile Lehrmeinungen vorzutragen, welche die Zuhörer leicht irreführen könnten.

  Acta Capitulorum generalium ordinis Praedicatorum, ed. B. M. REICHERT, II, Romae 1899 (MOPH 4), S. 180,1-15.
  Die admonitio des Generalmeisters Barnabas von Vercelli bezieht sich offensichtlich auf die den Kapitularen gut bekannte Tatsache, daß das Verfahren gegen den bereits verstorbenen Eckhart immer noch läuft, wie der Ausdruck quedam subtilia, que ... ducunt populum in errorem zeigt.

  Item. Cum ex eo quod aliqui in predicacionibus ad populum conantur tractare quedam subtilia, que non solum ad mores non proficiunt, quinimo facilius ducunt populum in errorem, precipit magister ordinis in virtute sancte obediencie de diffinitorum consilio et assensu, quod nullus de cetero presumat talia in suis sermonibus pertractare; contrarium vero facientes ex nunc pro tunc adiudicamus pene gravioris culpe, imponentes eorum prioribus, quod absque dispensacione compellant ipsos facere penitenciam supradictam, et nichilominus nomina talium et ea, que sic predicaverint temerarie, magistro ordinis denuncient absque mora. Caveant eciam lectores, ne in suis questionibus vel lectionibus talia periculosa vel que male possint sapere, doceant vel colorent, alias, postquam legitime quemcumque oppositum fecisse constiterit, per provincialem ab omni lectione et studio in penam deponantur, et nichilominus ceteris graciis ordinis priventur, secundum quod plus vel minus inventi fuerint excessisse.

  [1) Kein Prediger darf nach dem schlechten Vorbild gewisser Mitbrüder schwerverständliche Dinge (subtilia) auf der Kanzel vortragen, die nicht nur der Erbauung dienen, vielmehr das Volk leicht in Irrtum führen;
  2) die Lektoren sollen sich hüten, in ihren Disputationen und Vorlesungen gefährliche und missverständliche Lehren vorzutragen. Die Androhung schwerer Strafen unterstreicht den Ernst des Gebotes" [Koch, Studien, S. 310 f.]. [4.6.07]

LW 5, S. 594

64

1328 September 18, Pisa

Der Ordensgeneral der Franziskaner, Michael von Cesena, weist in seiner "Appellatio maior" auf den Prozeß gegen Eckhart hin.

  Abschrift: ROM, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. Lat. 4008, ff. 74va-b.
  Druck: Laurent, S. 446-447; Preger, Mystik, S. 483-484
  Regest: Denifle, S. 260

  ... [fol. 74va] Notorium etiam est in dicta Curia Avenionensi et etiam in provincia Theutonie, quod frater Aycardus de ordine Predicatorum verbo et in scriptis publice et manifeste docuit et predicavit hereses detestabiles et horribiles multis predictis fidei articulis adversantes; et quod ipse frater [fol. 74vb] Aycardus magnam multitudinem populi in dicta provincia Theutonie et in aliis diversis partibus ad ipsas hereses credendas et divulgandas secum traxit; et quod frater Nicolaus dicti ordinis Predicatorum fuit et erat magnus fautor et defensor dicti fratris Aycardi heretici manifesti; et quod dominus dominus archiepiscopus Coloniensis misit ad dictam Curiam nuntios suos, per quos exponi fecit eidem domino Iohanni et suis consiliariis hereses condictas et favores, quod dictus frater Nicolaus dicto fratri Aycardo heretico et suis heresibus prebuerat; et cum nuntii prefati domini archiepiscopi Coloniensis super predictis nunquam habuerunt neque habere potuerunt iustitie complementum, quin ymmo dominus Iohannes dictum fratrem Nicolaum, fautorem et defensorem maximum dicti fratri Aycardi et heresium suarum, sustimuit seu fieri permisit scienter vicarium generalem fratrum Predicatorum in provincia Theutonie. Insuper licet predictus frater Nicolaus fuisset de predictis favoribus et defensionibus accusatus coram commissariis ad hoc datis per ipsum dominum archiepiscorum Coloniensem et tandem per sententiam ipsorum commissariorum ut fautor iudicatus, et hec fuissent ad notitiam dicti domini Iohannis deducta, cum his non obstantibus ipse dominus Iohannes secum de facto dispensavit, ut ipse frater Nicolaus posset esse diffinitor in capitulo generali dicti ordinis Predicatorum Perpiniani celebraturo2 ordinato, et ipsum fratrem Nicolaum de factis fautoria et defensione dampnatum scienter sustinuit de facto in dicto efficio vicarii et eidem tribuit multipliciter consilium et favorem. Et unum fratrem dicti ordinis Predicatorum, nuntium archiepiscopi Coloniensis3, ad persequendum dictum crimen heresis contra predictos fratres Aycardum et Nicolaum, capi sustinuit in dicta Curia et detineri captivum ...

2 Generalkapitel von Perpignan (Acta n.56, S. 554 Anm. 10: "... Pfingsten des Jahres 1327 in Perpignan ... (Generalkapitel der Diffinitoren: Acta Capitulorum Generalium, II, S. 167-176)."
3 Hermannus de Summo (vgl. Acta n. 56, S. 552-555).

  [Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Laurent.

  Wie wir durch Cesena erfahren, ist einer der beiden Kölner Ankläger, wahrscheinlich Hermann de Summo, in Avignon arretiert worden (vgl. n. 56) [Trusen, S. 115].
  "Hier wird Eckhart als manifester Häretiker, Nikolaus von Straßburg als sein "fautor et defensor" angeprangert. Man habe die Boten des Erzbischofs von Köln in Avignon nicht am Prozeß beteiligt, ja einen von ihnen sogar gefangengesetzt. Der Papst hätte Nikolaus nicht seines Amtes entbunden und den als "fautor" Verurteilten de facto Dispensiert, so daß er zum Diffinitor auf dem Generalkapitel von Perpignan bestellt wurde" [Trusen, S. 130] [4.6.07]

LW 5, S. 595

65

1329 März 27, Avignon

Papst Johannes XXII. veröffentlicht die Bulle In agro dominico und verurteilt 28 Sätze, die den Werken Eckharts entnommen sind.

Der Text der Apostolischen Konstitution 'In agro dominico' wird von mehreren Textzeugen überliefert. Der wichtigste ist eine Bulle ad perpetuam rei memoriam, die im Archivio segreto vaticano aufbewahrt wird und eine beglaubigte Abschrift des Originals ist. Der Text beginnt: In agro dominico cuius dispositione superna.

B Original: ROM, Archivio segreto Vaticano, A. A., arm. I-XVIII, n. 3226 (anc. arm. XI, caps. X, n. 15).
Pergament, 450 x 701 mm, 38 Zeilen.
Editionen: H. Denifle, Acten zum Processe Meister Eckeharts in: [Denifle, Lehre, S. 636-640]; M.-H. Laurent, S. 435-444.
Teileditionen: H. Denifle, S. 265-266; H. DENZINGER - A. SCHÖNMETZER, Enchiridion Symbolorum, S. 290-295.
Regest: H. DENIFLE - AEM. CHATELAIN, Chartularium, II, S. 322 n. 888; W. Kisky, S. 437 Nr. 1810; G. Théry, Contribution, S. 11 Nr. 10; G. Théry, Édition, S. 131 Nr. 9.

Eine zweite Überlieferung bietet der Mitteilungsbrief an den Kölner Erzbischof vom 15. April 1329, in dem der Papst ihm befahl, die Bulle in seiner Erzdiözese zu veröffentlichen. Das Original dieses Briefes, der den Volltext der Konstitution enthielt und mit den Worten beginnt: Tam per inquisitionem, ist nicht erhalten, im Archivio segreto vaticano sind aber die Schritte dokumentiert, die zur Abfassung des Briefs führten:

K1 (Konzeptabschrift): ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Aven. 34 f. 397r-398r stark beschädigt, minuta.
K2 (Registrationsabschrift): ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Vat. 89, f. 2r-3r ep. 5.
ediert unten, Acta n. 66, S. 601-605.
Teileditionen (Textbeginn: 'Dolenter referimus'): O. RAYNALDUS, Annales ecclesiastici ab anno quo desinit Card. CAES. BAR0NIUS M.C.XCVIII. usque ad annum M.D.XXXIV. continuati ..., auctore ODORICO RAYNALDO Tarvisino, Congreg. orator. Presbytero Tomus XV ab anno M.CCC.V. usque ad annum M.CCC.XXXV, Köln 1691, S. 389-390. C. DU PLESSIS D'ARGENTRÉ, Collectio judiciorum de novis erroribus, qui ab initio duodecimi seculi post Incarnationem Verbi, usque ad annum 1632 in Ecclesia proscripti sunt et notati, I, Lutetiae Parisiorum 1728, S. 312-314. J. HARTZHEIM, Concilia Germaniae, quae ... J. F. SCHANNAT ... collegit, dein J. HARTZHEIM ... continuavit, IV, Köln 1761, S. 631-633.
Von RAYNALDUS abhängig ist T. RIPOLL, Bullarium Ordinis Fratrum Praedicatorum, Vol. VII Supplementa complectens ab anno 1210 ad 1739, Roinae 1739, 5. 57-59 Nr. 107.
Aus dem Bullarium ediert bei W. PREGER, Geschichte der deutschen Mystik, I, S. 478-482.

Auszüge der Konstitution waren bereits im Spätmittelalter in Umlauf und scheinen von einer gemeinsamen Vorlage abhängig gewesen zu sein, die einen besseren Text als denjenigen der ganzen bisher erwähnten Überlieferung enthielt:

H HENRICUS DE HERVORDIA, Liber de rebus memorabilioribus, ed. A. POTTHAST, Gottingae 1859, S. 247-248 (nur die articuli und den Schlußteil der Bulle). Siehe den Text unten, S. 608-609.

Heinrich von Herford: Weltchronik, 14. Jahrhundert (mit den Sätzen der Bulle).
Papierhandschrift, 1468, Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek,
Ms. lat. fol. 224, f. 231r.
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 67]

M

MAINZ, Stadtbibliothek, Hs. I 151, 201r-202r: Isti sunt XXVI articuli impositi Magistro Eckardo, ut asseritur, a papa Iohanne XXII (nur die articuli und den Schlußteil der Bulle);
Edition: R. LERNER, New evidence for the condemnation of Meister Eckhart in: Speculum 72 (1997), S. 363-366
C BERNKASTEL-KUES, Bibliothek des Hospitals, Cus. 21, f. 78rb-va: Articuli condempnati istius doctoris. Unten, S. 612-614, veröffentlicht.
d Deutsche Teilübersetzung der articuli: Hs. WOLFENBÜTTEL, Herzog August Bibliothek, Helmst. 311, f. 125r.
Edition: A. PATSCHOWSKY, Straßburger Beginenverfolgungen im 14. Jahrhundert, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 30 (1974) S. 56-198.

Im Folgenden wird der Text von B ediert. Varianten, die durch K1, K2, H, M und C dokumentiert werden, sind im Apparat verzeichnet. Der Text von B weist zwei eindeutige Fehler auf (23 primo anstatt von prius, 78 ponit in unum anstatt von ponit in numerum), die auch die Parallelüberlieferung K1-K2 kennzeichnen. Die richtigen Lesarten (prius bzw. ponit in numerum) werden nur durch die Hs. M bezeugt, wobei die letztere Lesart auch durch die alemannische Übersetzung d bestätigt wird (78 nec ponit in numerum: nich enseczet nu[e]t mit dekeine czal, ed. PATSCHWOSKY, S. 197): vgl. hierzu LERNER, a.a.O.

  [Es folgt die Edition, LW 5, S. 597-600.
  Der lateinische Text (bisher noch in der Edition von Laurent) und die deutsche Übersetzung (von Quint) mit den Quelltexten (soweit sie nachgewiesen werden konnten) findet sich unter: In agro dominico]. [8.6.07]

LW 5, S. 597 f.

66

1329 April 15, Avignon

Papst Johannes XXII. befiehlt dem Kölner Erzbischof, die Bulle In agro dominico in seiner Erzdiözese zu veröffentlichen. [Weiter]


Faksimile der Abschrift, ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Vat. 114 f. 298r
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 64]

  K1 (Konzeptabschrift): ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Aven. 34 f. 397r-398r, stark beschädigt, minuta. Unlesbare Stellen werden im Apparat in Klammer [...] gesetzt.
  K2 (Registrationsabschrift): ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Vat 89, f. 2r-3v ep. 5

  Druck: Laurent, S. 444-445.
  Teileditionen (Textbeginn: Dolenter referimus): O. RAYNALDUS, Annales ecclesiastici, S. 389-390:
Emersit e Praedicatorum, quam paulo ante memoravi familia, blasphemus Echardus, vir apud eos sacrae paginae doctoratus laurea donatus: qui cum errores foedissimos disseminaret, primum a Coloniensi archiepiscopo in ipsum fidei quaestio habita est: eaque ad sedem Apostolicam revocata, cum iterum exerceri coepisset, constitit tum utroque examine, tum ekardi ipsius confessione, ipsum praedicasse, scripsisse, ac docuisse nonnulla, quae cum fide catholica pugnabant, et alia quae haereseos suspicione laborabant: ac propterea ex sacri Cardinalium senatus consilio damnata fuere. Tum etiam Pontifex in eos omnes, qui pertinaciter eos errores tuerentur, quaestionem haben iussit: iniunxitque partes archiepiscopo Coloniensi [in marg: an. 13 p. 1 ep. cur. 5], ut literas pontificias, quibus ij errores confutati erant, in provincia sua promulgaret, ne inficerentur simplicium animi, ijque maxime, apud quos Echardus, dum vivebat, errores fuderat. Ioannes, etc. ad perpetuam rei memoriam. Dolenter referimus [...].
  RAYNALDUS hatte Zugang zum Reg. Vat. 89, wie die Quellenangabe am Rand seiner Edition zeigt. Von seiner Abschrift sind abhängig: C. DU PLESSIS D'ARGENTRÉ, Collectio judiciorum, I, S. 312-314. J. HARTZHEIM, Concilia Germaniae, IV, S. 631-633.
  Von RAYNALDUS abhängig ist auch T. RIPOLL, Bullarium Ordinis Fratrum Praedicatorum, Vol. VII S. 57-59 Nr. 107: Quasdam propositiones Ekardi refert, ac damnat, et testatur quod ipsemet Ekardus ante finem vitae illas damnaverit, et tam se, quam scripta, et dicta omnia, Sedis Apostolicae censurae submiserit. Ex Archivo Ordinis ... in quo exemplar. Legitur apud Odoricum Raynaldum in Annal. Eccl. ad an. MCCCXXIX Num. LXX. Et notandum quod idem summus Pontifex eadem de re aliam Constitutionem quam praesentem publicat, dedit Avenione XVII Kalendas Maii, Pontificatus anno XIII. Incipit: Cum per inquisitionem. Diese letzte Bemerkung, die sich auf Reg. Vat. 89 bezieht [Das Stück beginnt eigentlich: Tam per inquisitionem], zeigt, daß RIPOLL über die Quelle des RAYNALDUS verfügte, aber diese als solche nicht erkannt hatte.
  Aus dem Bullarium ediert bei W. PREGER, Geschichte der deutschen Mystik, I, S. 478-482.
  Teilweise: H. DENIFLE, Actenstücke zu Meister Eckharts Process, S. 266.
  Regest: W. Kisky, S. 438 Nr. 1818; G. Théry, Contribution, S. 11 Nr. 11; G. Théry, Édition, S. 132 Nr. 10; G. MOLLAT, Jean XXII (1316-1334) Lettres communes analysées d'après les Registres dits d'Avignon et du Vatican, VII, Paris 1919, S. 374 n. 46217.

  [Es folgt die Edition des Briefes und der anhängenden Bulle auf der auch in Acta n. 65 genannten Grundlage der zweiten Überlieferung, LW 5, S. 601-605.
  Der nachfolgende Text (ohne den der Bulle) entspricht (vorläufig weiterhin) der Edition von Laurent. [9.6.07]

  Venerabili fratri ... archiepiscopo Coloniensi, salutem.
  Tam per inquisitionem per te auctoritate ordinaria habitam nobisque per te transmissam, quam per indaginem postmodum de mandato nostro in Romana Curia renovatum, ac etiam per confessionem quondam Ekardi, doctoris, ut fertur, sacre pagine ac professoris ordinis fratrum Predicatorum, comperimus evidenter eum predicasse, scripsisse et dogmatizasse nonnullos articulos contra catholicam veritatem, quorum aliquos tanquam hereticos, quosdam vero tanquam male sonantes, temerarios et suspectos de heresi de fratrum nostrorum consilio dampnandos duximus ac etiam reprobandos, ac nichilominus contra illos, qui eosdem articulos pertinaciter defendere vel approbare presumerent, mandavimus procedendum, prout in litteris nostris inde confectis, quarum tenorem de verbo ad verbum presentibus inseri fecimus, plenius continetur.
  Quocirca fraternitati tue per apostolica scripta mandamus, quatenus tenorem predictum, postquam eum diligenter inspexeris, per te vel per alium seu alios in tuis civitate, diocesi et provincia publices et facias solempniter publicari, ut per publicationem huiusmodi simplicium corda, qui faciliter seducuntur, et maxime illi, quibus idem Ekardus, dum vixit, predictos articulos predicavit, erroribus contentis in eis minime imbuantur.
  Tenor autem dictarum litteratum talis est: "Iohannes episcopus ... (es folgt der Text der Bulle "In agro dominico" vom 27. März 1329).
  Datum Avinione, XVII kal. maii, pontificatus nostri anno tertio decimo.

  "In der Einleitung legt er den Verlauf der Angelegenheit nochmals kurz dar, obwohl Heinrich ihn aus der Bulle selbst entnehmen konnte; Inquisitionsprozeß gegen Eckhart in Köln; Erneuerung des Verfahrens an der Kurie; Geständnis des verstorbenen Inquisiten, dass er einige Artikel (nonnullos articulos - multos a. sagt die Bulle) gegen den katholischen Glauben gepredigt, geschrieben und gelehrt habe; abgestufte Verurteilung und Gebot, gegen etwaige Verteidiger der Artikel vorzugehen; endlich die Hauptsache: der Papst gebietet, die Bulle ihrem Wortlaut nach in Köln, im Kölner Bistum und in der Kölner Kirchenprovinz feierlich zu publizieren, 'damit' - ich zitiere wörtlich - 'durch eine derartige Publikation die Herzen der einfachen Leute, die sich leicht verführen lassen, und besonders diejenigen, denen derselbe Eckhart zu seinen Lebzeiten besagte Artikel gepredigt hat, von den in ihnen enthaltenen Irrlehren nicht angesteckt werden'." [Koch, Wirken, S. 432]
  Die Kirchenprovinz Köln "umfasste damals ausser Köln die Bistümer Lüttich, Utrecht, Münster und Minden, d.h. den ganzen niederdeutsch-niederländischen Raum." [Koch, Wirken, S. 433] [10.2.04]

LW 5, S. 601-605

67

1331 April 11, Avignon

Papst Johannes XXII. befiehlt dem Kölner Erzbischof, die Akten des Prozesses gegen Nikolaus von Straßburg zu überprüfen und eventuell die Entscheidungen der Kommissare Reinher Friso und Albert von Mailand zu annullieren.

  Abschrift: ROM, Archivio segreto Vaticano, Reg. Vat. 98 [anc. 96], f. 346r ep. 812.
  Druck: Laurent, S. 445-446.
  Teilweise: H. V. SAUERLAND, Urkunden und Regesten, II, S. 404-405 n. 2030
  Regest: W. Kisky, S. 469 Nr. 1948

  Venerabili fratri ... archiepiscopo Coloniensi, salutem.
  Significavit nobis Nicolaus de Argentina, ordinis fratrum Predicatorum, quod olim, eo existente vicario dicti ordinis in provincia Theutonie ex commissione nostra specialiter deputato, contigit quod idem Nicolaus quemdam fratrem dicti ordinis in prefata provincia existentem, exigentibus suis demeritis, carceri mancipavit, quodque dilectus filius magister Raynerus, canonicus Colonien., et quondam Albertus de Mediolano, ordinis fratrum Minorum, lector in loco dictorum fratrum Minorum Colonien., quos ad inquirendum contra quosdam super heretica pravitate auctoritate ordinaria deputaras, asserentes eundem Nicolaum propter incarcerationem dicti fratris fuisse impeditorem inquisitionis eorum et contra ipsum occasione huiusmodi procedentes sententialiter pronuntiarunt prefatum Nicolaum fuisse impeditorem inquisitionis predicte et per consequens in penam canonis latam contra impeditores huiusmodi incidisse et aliis penis puniri posse propterea et debere.
  Cum autem prefatus Nicolaus, sicut asserit, paratus sit in omnibus, super quibus contra eum iuste processum existeret, mandatis apostolicis et ecclesie atque iuri humiliter obedire, nobis humiliter supplicavit ut, ne ipse occasione huiusmodi processuum in ordine suo vel alibi ac in iudicio vel extra ledatur in aliquo, sed integri status et fame, sicut prius, in omnibus censeatur, providere sibi super hoc de oportuno remedio dignaremur.
  Nos itaque ipsius Nicolai supplicationibus inclinati fraternitati tue per apostolica scripta mandamus quatinus per te vel alium seu alios, vocatis qui fuerint evocandi, huiusmodi processum contra dictum Nicolaum habitum diligenter examines et cognoscas de eodem, et si per examinationem seu cognitionem huiusmodi inveneris dictos Raynerum et Albertum contra prefatum Nicolaum super premissis perperam processisse, huiusmodi processus, auctoritate predicta, revocare seu cassos et irritos nuntiare procures, contradictores per censuram ecclesiasticam, appelatione postposita, compescendo; non obstantibus si eidem canonico vel quibusvis aliis comuniter vel divisim a sede apostolica sit indultum quod interdici, suspendi vel excommunicandi non possint per litteras apostolicas non facientes plenani et exactam ac de verbo ad verbum de indulto huiusmodi mentionem.
  Datum Avinione, III idus aprilis, anno quintodecimo.

  [Der hier gegebene Text entspricht der Edition von Laurent (s. Anm.) [9.8.05]

  "In [diesem Schreiben] erwähnt er, Nikolaus von Straßburg habe ihm berichtet, daß er früher, da er als Vikar des Ordens in der Provinz Teutonia, besonders vom Papst dazu beauftragt, tätig war, einen Ordensbruder wegen seiner Vergehen in Haft setzte und die erzbischöflichen Kommissare Raynerus und Albertus de Mediolano, die mit der Inquisition wegen Häresie (gegen Eckhart) beauftragt waren, gegen ihn, weil er dadurch ihre Inquisition behindert habe, einen Prozeß führten. Sie bezichtigten ihn dieses Delikts durch Urteil ("sententialiter pronunciarunt"). In der Folge sei er "in penam canonis" wegen dieses Tatbestandes gefallen und könne und müsse auch deswegen mit anderen Strafen rechnen.
  Nikolaus - und wohl auch der Papst - haben dieses (Zwischen-)Urteil für nicht gerechtfertigt gehalten. Deshalb verweist Johannes XXII. den Fall zur nochmaligen Behandlung an die erste Instanz zurück. Der Papst befiehlt dem Erzbischof, er solle das durchgeführte Verfahren sorgfältig überprüfen. Wenn er die Entscheidung der Kommissare als fehlerhaft befinde, solle er sie für ungültig erklären. Diejenigen, die einen Widerspruch dagegen erheben - gemeint sind in erster Linie wohl die betroffenen Inquisitoren -‚ sollen per censuram ecclesiasticam in Schranken gehalten werden. Eine Appellation sei nicht erlaubt. Alle apostolischen Privilegien und Indulte sollen dabei aufgehoben werden" [Trusen, S. 132f.] [14.6.01]

LW 5, S. 605 f.

Appendix VI.

Seite 607 enthält eine Tabelle mit dem Titel: "Die prozessuale Geschichte der verurteilten Sätze". Diese zeigt unter den chronologisch sortierten Spalten (Bulle, Votum Aven., Proc. Col. II, Proc. Col. I, Kölner Liste (Nr. I-III), Werk) die von Koch begonnene tabellarische Übersicht, die sich etwas erweitert in der Datei zu In agro dominico befindet. Die Unterschiede in der Referenzierung finden sich dort zu den einzelnen Artikeln unter der Überschrift: "Beanstandete Artikel". [12.6.07]

LW 5, S. 607

Appendix VII.

Es folgen die "Testimonia über Eckharts Leben, Werk und Verurteilung". Diese enthalten (bisher) 8 Einträge, die ediert und mit Verweisen versehen sind, und von denen ich hier vorerst nur die Überschriften und einführenden Angaben wiedergebe:

  1. Heinrich von Herford über die Constitutio 'In agro dominico'
      Ausgabe: Henricus de Hervordia, Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon, ed. A. Potthast, Gottingae 1859, S. 247-248.
      Heinrich kannte nicht nur die Constitutio 'In agro dominico', sondern auch die 'Responsio Echardi', wie aus dem Zusatz zu Bulle art. 14: Sic enim impletur voluntas divina in terra, hoc est in delictis, sicud in celo, hoc est in benefaciendo (unten, Anm. 13) hervorgeht, den er aus der 'Responsio' entnahm. [Edition S. 608-609]
  2. Jordan von Quedlinburg über Eckharts 'Responsio' und über die Constitutio 'In agro dominico'
      Jordan von Quedlinburg kannte die 'Responsio Echardi' und die Constitutio 'In agro dominico'. Die wortwörtlichen Zitate aus der 'Responsio', die in Jordans Opus Ior und Opus postillarum enthalten sind, wurden zur Textkonstitution herangezogen: vgl. oben, S. 197. In der Predigt 74 des Opus postillarum bezieht sich Jordan ausdrücklich auf die Constitutio von Johannes XXII. Es handelt sich umfolgende Stelle:
      Iordanus de Quedlinburg, Opus postillarum, Expos. 74 E (kritischer Text von N. Bray, i. Vb.): [Edition S. 610]
  3. Johannes Wenck von Herrenberg über Eckharts 'Responsio'
      In seiner Schrift 'De ignota litteratura' macht der Heidelberger Theologe Johannes Wenck dem Verfasser von 'De docta ignorantia', Nikolaus von Kues, den Vorwurf, von den Thesen Meister Eckharts abhängig zu sein. Johannes Wenck kennt mit Sicherheit die Constitutio 'In agro dominico', arbeitet jedoch aufgrund der 'Responsio Echardi', die er aus erster Hand kennt (vgl. auch oben, S. 197).
      Ausgabe: E. Vansteenberghe, Le 'De ignota litteratura' de Jean Wenck de Herrenberg contre Nicolas de Cuse, Münster i. W. 1910 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 8/6). Text nach Vansteenberghe (Sigle: ed.) durch den Vergleich mit der ihm unbekannten Hs. Trier Stadtbibliothek, 228/1467, f. 307r-316v (Sigle: T), korrigiert. [Edition im Vergleich mit der Responsio S. 611-612]
  4. Liste der verurteilten Thesen in der Cusanischen Eckhart-Sammlung
      Bernkastel-Kues, Bibliothek des Hospitals, Cod Cus. 21 (C) f. 78rb-va.
      Vgl. G. Steer, Die Predigten des Cusanus im Vergleich mit dem Predigtwerk von Meister Eckhart, in: Mitteilungen und Forschungsbeitrage der Cusanus-Gesellschaft 30 (2005), S. 167-169. [Edition S. 612-614, beginnend mit 'Articuli condempnati istius doctoris']
  5. Nicolaus von Kues zu Eckharts 'Responsio'
      Nicolaus Cusanus, Apologia doctae ignorantiae, ed R. Klibansky, Hamburg 1932, S. 25. [Text S. 614-615]
  6. Johannes Trithemius zu Eckharts Leben und Werk
      Johannes Trithemius, De scriptoribus ecclesiasticis, Hs. Berlin, Staatsbibliothek - Preußischer Kulturbesitz, Lat. Fol. 410, f. 90v, nach E. Reffke, Studien zum Problem der Entwicklung Meister Eckharts im Opus tripartitum, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 57 (1938), S. 19-95 (hier S. 41). Text mit der Erstausgabe des Werks, Basel 1494, identisch. [Text S. 615-616]
  7. Friedrich Steill zum Gedächtnistag Eckharts
      F. Steill, Ephemerides Dominicano-Sacrae, Das ist Heiligkeit und Tugendvoller Geruch Der auß allen Enden der Welt zusammen getragenen Ehren-Blumen deß Himmlisch-fruchtbaren Lust-Gartens Prediger Ordens, Dillingen 1691, I, S. 179.
      Erwähnt: W. Senner, Meister Eckhart in Köln, in: Meister Eckhart (hg. Jacobi) S. 233. [Text S. 616-617]
  8. Werke Eckharts in der Bibliothek des Zisterzienserklosters Eberbach
      N. Palmer, Zisterzienser und ihre Bücher. Die mittelalterliche Bibliotheksgeschichte von Kloster Eberbach im Rheingau unter besonderer Berücksichtigung der in Oxford und London aufbewahrten Handschriften, Regensburg 1998, S. 124 f. [Angeführt werden 4 Bücher laut Katalog, wobei eines auf einen Kommentar zum 2. Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus verweisen könnte] [13.6.07]

LW 5, S. 608-617

Einige Begriffe

Indult
  [zu lat. indulgere "Nachsicht haben, erlauben"], im Völkerrecht das Recht feindlicher Handelsschiffe, bei Ausbruch eines Krieges innerhalb einer bestimmten Frist den Hafen des Gegners ohne Behelligung zu verlassen. [VoL 5, S. 587]
  [lat.] der oder das; -[e]s, -e: 1. Fristeinräumung, wenn der Schuldner in Verzug ist (Wirtschaft). 3. vorübergehende Befreiung von einer gesetzlichen Verpflichtung (katholisches Kirchenrecht). [Duden, S. 322] [14.6.01]

1 Diese Seite entspricht der Ausgabe in: Meister Eckhart, die deutschen und lateinischen Werke, Die lateinischen Werke Bd. V, Kohlhammer Stuttgart, Ss. 197, 226, 531, 535, 538, 541, 544, 547, 550, 552, 557, 560, 568, 590, 592-595, 596 f., 601, 605 f., 608, 610 f., 612, 614-617.
  Die Datumsangaben und die Texte entsprechen der Ausgabe bis auf folgende Ausnahmen: Die n. 50-56, 59, 62, 64, 65-66 (teilweise) und n. 67 habe ich, was die Angaben zu "Abschrift / Original, Druck / Edition, Regest usw." betrifft, kürzer gefasst, in dem ich die Literaturangaben zu den Autoren weggelassen habe. Diese finden sich bei den Quellen durch Anklicken der jeweiligen Namenlinks.
  Die edierten Texte entsprechen bisher nur für n. 60 - n. 63 denen von Sturlese. Die lat. Editionen stammen nach wie vor von Denifle (n. 55), Laurent (n. 50 - 54, 56, 64, 65 [Bulle], 66 - 67), Pelster (n. 59 [Votum]) und Witte (n. 58). Sie werden im Laufe der Zeit durch die von Sturlese ersetzt werden (s. 2007).
  Zu den schon lange angekündigten n. 46 - n. 67 (s. Sturlese, Processus) sind u.a. der Appendix VI. (die zuerst von Koch erstellte Tabelle) und der Appendix VII. "Testimonia" hinzugekommen. Letzteren habe ich in Kurzform in einer Liste (ohne die edierten bzw. wiedergegebenen Texte) zusammengefasst. [14.6.07]
  Entsprechend der Vorgabe durch Sturlese die Acta Echardiana zu zweiteilen, können beide Teile durch zwei Dateien angesprochen werden. Ein Verweis auf den ersten Teil wie z.B. Acta I n. 43 entspricht dem Link http://www.eckhart.de/index.htm?acta.htm#n43 (wobei das 'index.htm?' auch entfallen kann) und auf den zweiten Teil wie z.B. Acta II n. 66 dem Link http://www.eckhart.de/index.htm?acta2.htm#n66. [20.8.05]
  Zu dieser HTML-Edition s. die Anmerkungen zu Acta et regesta ... Prima Pars. [14.6.01]