Frankreich

france
11. Jh.
Heinrich I.
Philipp I.
12. Jh.
Ludwig VI.
Ludwig VII.
Philipp II.
13. Jh.
Ludwig VIII.
Ludwig IX.
Philipp III.
Philipp IV.

14. Jh.:
Ludwig X.
Johann I.
Philipp V.
Karl IV.
Philipp VI.
Johann II.
Karl V.

Chronik: 11., 12., 13., 14. Jh.

Allg. Entwicklung

Krondomäne

Landfrieden

Merket, wie diu werlt stê:
man siht nû lützel rehter ê;
und naeme ein hêrre ein wip durch got,
daz waer nû ander hêrren spot.
swer wîbes gert, der wil ze hant
liute, schatz, bürge und lant.
swelch ê durch gîtekeit geschiht,
diu enmachet rehter erben niht.
manc grôziu hêrschaft nû zergât,
daz sie niht rehter erben hât.

Freidank, S. 100/101
Hört zu: Auf diesem Erdenrund
gibt's selten rechten Ehebund.
Nähme ein Herr sein Weib vor Gott,
verfiel' er andrer Herren Spott.
Wer wirbt, dem geht's beim Ehestand
um Burgen, Reichtum, Leute, Land.
Doch wo die Habgier Ehen schließt,
kein rechter Erbe daraus entsprießt.
Manch großes Reich sieht man verderben,
da es entbehrt den rechten Erben.
Freidank 75,8
[27.11.04]

Chronik

11. Jahrhundert
12. Jahrhundert
13. Jahrhundert
14. Jahrhundert Alle Angaben: [Stein] (Seite) [27.10.04]

Allgemeine Entwicklung

  Mit Hugo Capet (987 -996 ), der mit der sofortigen Wahl seines Sohnes Robert II. (996-1031 ) gegenüber der Königswahl die Erblichkeit des französischen Königtums durchsetzte, kamen die Kapetinger auf den Thron. (...) In der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes wurde ein bedeutender Vorsprung erzielt: Wesentliche Anstöße in der monastischen Bewegung (Cluny), in der Baukunst (burgundische und normannische Romanik bzw. später die Gotik) sowie in Wissenschaft und Bildung (Schulen von Chartres, Orléans, Paris) gingen von Franreich aus. Mit der Entwicklung der Städte und der kommunalen Bewegung war ein allgemeiner Aufschwung der Handels- und Gewerbetätigkeit verbunden. Vor diesem Hintergrund vollzog sich dann vor allem im Bund mit den Päpsten der Aufstieg des karpetingischen Königtums, dem es gelang, die partikularen Feudalgewalten allmählich auszuschalten, deren Ansehen im 12. Jh. als wichtigste Träger der Kreuzzüge einen letzten Höhepunkt erreichte.

Herrscher

Heinrich I., 1031 - 4.8.1060 (29 Jahre)
  * 1008, † in Virty-en-Brie. - Als 2. Sohn Roberts II. zunächst mit dem Herzogtum Burgund bedacht, wurde er nach dem frühen Tod des Bruders 1027 zum Mitkönig erhoben. Heinrich konnte sich nur mühsam durchsetzen und fand den jüngeren Bruder 1032 mit Burgund ab. Setzte sich gegen das Haus Blois durch. Kontakte zu den Saliern (Konrad II. und Heinrich III.). Seit den 40er Jahren erste Ansätze zur Straffung der königlichen Verwaltung durch Schaffung von Hofämtern. Nur mühsam vermochte der König die Hoheit über Teile des französischen Episkopats zu bewahren. Erhob am 23.5.1059 seinen Sohn Philipp zum Mitkönig. B. Schneidmüller, [LdM IV Sp. 2054 f. - stark gekürzt] [27.10.04]

Philipp I., 1060 - 30.7.1108 (48 Jahre)
  * 1052, † Melun. - Sohn Heinrichs I. Regierte ab dem 15. Lebensjahr, da bis 1067 die Regentschaft von Graf Balduin F. von Flandern ausgeübt wurde. Seine Aufgaben waren vorgezeichnet: die Behauptung gegen das 1066 zur westeuropäischen Vormacht aufsteigende anglo-normannische Königtum, die langsame Konsolidierung der Krondomäne und die Ortsbestimmung in der Auseinandersetzung zwischen regnum und sacerdotium.
  Im Investiturstreit geriet Philipp nicht in den Gegensatz zur Kurie wie Kaiser Heinrich IV., was u.a. auf einer pragmatischen Lösung des Problems beruhte. Trotzdem führte der König, der die ideellen Grundlagen seiner Macht in mehreren Festkrönungen demonstrierte (1071, 1098, 1100, 1104), die Monarchie in eine tiefe Krise, als er 1092 seine Frau wegen einer verheirateten Frau verließ, weshalb er zweimal (1094 und 1095) gebannt wurde. 1101 ernannte er seinen Sohn Ludwig zum Mitregenten. 1107 endgültige Aussöhnung mit Papst Paschalis II. beim Treffen der drei in St.-Denis und Regelung der Investitur auf der Synode von Troyes am 25.5.1107. B. Schneidmüller, [LdM VI Sp. 2057 f. - gekürzt] [27.10.04]

Ludwig VI., der Dicke, 29.7.1108 - 1.8.1137 (29 Jahre)
  * Ende 1081, † in Paris. - Sohn von Philipp I. Verwandt väterlicherseits u.a. mit dem englischen König Heinrich I. und den Welfen. Er hatte eine schwere Kindheit und übernahm ab ca. 1101 faktisch die Herrschaft für seinen regierungsunfähig gewordenen Vater. Bei seinen Aktionen zeigte er häufig übereiltes Vorgehen (dem oft eine Phase der Entschlußlosigkeit vorausging), aber auch den Willen, die Krondomäne und das Königreich zu befrieden und zu ordnen. Er litt an erblicher Fettsucht und schweren Verwundungen aus heftigen Kräften. Die Athmosphäre am Hof war von Intrigen mächtiger Clans geprägt.
  Seit 1120 verzeichnete er zumeist militärische Erfolge; 1124 konnte er Dank seiner Vasallen die Invasion Heinrichs V. zurückschlagen. Kurz vor seinem Tod verheiratete Ludwig seinen Sohn Ludwig (den er am 25.10.1131 hatte krönen lassen) mit Eleonore von Aquitanien (* 1122, † 1204 - Mutter von Richard Löwenherz und Johann ohne Land aus ihrer 2. Ehe mit Heinrich II. von England), und vergrößerte so die Krondomäne beträchtlich. J. Dufour, [LdM V Sp. 2181 f. - gekürzt]
  Ludwig verband sich, beraten von Abt Suger von Saint-Denis, mit der Kirche, unterwarf die Barone der Krondomäne, begünstigte die nordfranzösischen Städte, womit er den Aufstieg des französischen Königtums einleitete. [PC-Bib] [27.10.04]

Ludwig VII., der Junge, 1137 - 18.9.1180 (43 Jahre)
  * 1120, † in Paris. - Sohn Ludwig VI. Er verlor nach seiner Trennung von Eleonore von Aquitanien (1152) deren reiche westfranzösische Herrschaft an Heinrich II. von England, gegen dessen Übermacht er sich nur mühevoll behauptete. Ludwig, der an dem Kreuzzug 1147-49 teilnahm, verstand es, mit einer geschickten Politik des Kirchenschutzes den königlichen Einfluß über die Krondomäne hinaus auszudehnen. [BE, 11, S. 640] [27.10.04]

Philipp II., August, 1180 - 14.7.1223 (43 Jahre)
  * Paris 21.8.1165, † Mantes (Yvelines). - Vergrößerte, gestützt auf ein Bündnis mit den Staufern (seit 1187) die Krondomäne auf Kosten der mächtigen Vasallen und durch bedeutende Erfolge vor allem gegen Flandern und das Haus Plantagenet. Teilnahme am 3. Kreuzzug. Nachdem 1154 das Haus Anjou-Plantagenet durch Heirat und Erbschaft mehr als die Hälfte Frankreichs mit England vereinigt hatte, konnte er 1202 dem englischen König Johann ohne Land alle französischen Lehen entreißen, der in dem darauffolgenden Krieg zunächst die Normandie und die Loire-Grafschaft verlor und sich nach der Schlacht von Bouvines trotz der Unterstützung durch den welfischen Kaiser Otto IV. endgültig geschlagen geben mußte. England blieb lediglich der Besitz in Südwest-Frankreich, die französische Krondomäne dagegen hatte sich gebietsmäßig mehr als verdoppelt. Philipp straffte die Verwaltung und baute die königliche Gerichtsbarkeit aus. [VoL 9, S. 64]
  Insgesamt bedeutete seine Regierung einen entscheidenen Durchbruch in der Entwicklung der Zentralgewalt. Das kommt auch darin zum Ausdruck, daß er als erster französischer König darauf verzichten konnte, zur Sicherung der Erbfolge noch zu Lebzeiten seinen Sohn zum König erheben zu lassen. Damit entwickelte sich Frankreich in einer Zeit, in der sich im Römisch-deutschen Reich das Wahlkönigtum durchsetzte, zur Erbmonarchie. [AGM, S. 238] [16.3.00]

Ludwig VIII., der Löwe, 1223 - 8.11.1226 (3 Jahre)
  * Paris 3.9.1187, † Montpensier. - Versuchte 1216 vergeblich, England in Besitz zu nehmen (?)[VoL 7, S. 238] und hatte bereits 1219 als Kronprinz in den von Papst Innozenz III. veranlaßten und 1209 begonnenen Ketzerkreuzzug gegen Albigenser in der Grafschaft Toulouse eingegriffen, nachdem der militärische Führer des Kreuzheeres, der nordfranzösische Adelige Simon, Graf von Montfort 1218 vor Toulouse gefallen war. Auf Bitten des Papstes Honorius III. drang der König 1226 erneut mit einem Heer nach Süden vor und eroberte Teile der Grafschaft Toulouse. [AGM, S. 238] [16.3.00]

Ludwig IX., der Heilige, 1226 - 25.8.1270 (44 Jahre)
  * Poissy 25.4.1214, † vor Tunis. - Die Regentschaftsregierung für den noch unmündigen Ludwig konnte diesen Gebietsgewinn (des Languedoc) 1229 vertraglich absichern, wodurch die königliche Domäne Zugang zum Mittelmeer erhielt. In seiner Zeit erreichte der königliche Gerichthof, für den bald die Bezeichnung Parlament üblich wurde, ein die Grenzen der königlichen Domäne überschreitendes Ansehen. Die königliche Münze (s. a. Geld (Münze)) gewann für ganz Frankreich an Bedeutung, als die Münzstätte in Tours in den sechziger Jahren zur Groschenprägung überging (s. a. Venedig). Die dort geprägten "Tournosen", die im Wert 12 Denaren entsprachen, fanden allgemein Anerkennung. Ludwig ordnete 1262 in einer Ordonnanz an, daß die in königlichen Münzstätten geprägten Münzen im ganzen Königreich gültig seien und die von den Fürsten und Baronen Geschlagenen nur in deren Herrschaftsbereich.
  Von den Repräsentanten der Kommunen in Paris forderte er jährliche Rechenschaftsberichte über die Einnahmen und Ausgaben. [AGM, S. 240]
  Er baute die Krondomäne und die Zentralverwaltung aus (Kontrolle der königlichen Amtsträger, Teilung der Curia regis in königlichen Rat, Parlament und Rechnungshof); förderte das Rechtswesen (Verbot des Gottesurteils und der Fehde 1258) und erreichte 1259 von Heinrich III. von England den Verzicht auf die Normandie und andere Gebiete sowie den Lehnseid für die englischen Besitzungen in Südwestfrankreich. Nahm an mehreren Kreuzzügen teil (1248-54;1270); geriet 1250/51 in Ägypten in Gefangenschaft; erlag vor Tunis mit einem großen Teil seines Heeres einer Seuche (der Pest); 1297 von Papst Bonifaz VIII. heiliggesprochen. [VoL 7, S. 238] [16.3.00]
  Ludwig steht in dem Ruf, Wunderheilungen durch Handauflegen erzielen zu können. In den Gemeinden läßt er Armenregister führen und sorgt für die Verpflegung der Armen auf Gemeindekosten. [Stein, S. 540 u. S. 545] [27.10.04]

Philipp III., der Kühne, 1270 - 5.10.1285 (15 Jahre)
  * 3.4.1245 in Paris, † in Perpignan. - Sohn Ludwig IX.. Philipp konnte zu Beginn seiner Regierung infolge des Todes des Grafen Alfons von Poitiers und Toulouse dessen Gebiete in die königliche Domäne einbeziehen. Seit 1282 geriet die französische Politik in hohem Maße unter den Einfluß des jüngsten Bruders Ludwigs, Karl von Anjou, der 1245 Graf der Provence und 1266 König von Sizilien geworden war. Als Karl 1282 durch einen Aufstand, die sog. Sizilianische Vesper, diese Insel verlor und dort das Königshaus von Aragon die Herrschaft übernahm, drängte er im Bunde mit dem Papst Martin IV. den französischen König zu einem Angriff auf Aragon. Der hohe Klerus und der Adel befürworteten das Unternehmen und so begann im Mai 1285 der erste Kriegszug eines kapetingischen Königs, der über die natürlichen Grenzen Frankreichs hinausführte. Die über zwei Monate währende Belagerung Geronas mußte jedoch erfolglos abgebrochen werden, und auf dem Rückzug über die Pyrenäen starb der König. [Köller, S. 94] [16.3.00]

Philipp IV., der Schöne, 1285 - 29.11.1314 (29 Jahre)
  * 1268 Fontainebleu, † ebd. - Sohn Ludwigs IX.. Philipp erweiterte die königliche Domäne, scheiterte aber bei dem Versuch, die englischen Besitzungen und Flandern einzuverleiben (so wurde sein Heer bei Kortrijk von den Bürgern Brügges und Yperns in der "Goldene-Sporen-Schlacht" 1302 vernichtend geschlagen [Stein, S. 572]). Im Konflikt mit Papst Bonifatius VIII. wegen der eigenmächtigen Besteuerung des Klerus konnte er sich letztlich durchsetzen (Gefangennahme des Papstes 1303). Durch die erzwungene Übersiedlung nach Avignon (1309) geriet das Papsttum für nahezu ein Jh. [bis 1377] unter französischen Einfluß [s. Artikel zum "Avignonesischen Exil"]. Philipp löste die großen Grundherrschaften auf, band den Adel durch Schaffung von Hofämtern an die Krone [später mußten sie ihn dafür bezahlen, daß sie ihm beim Scheissen zusehen durften..., d. säzzer], und stellte die Beratung der Reichsangelegenheiten durch Berufung der Generalstände (État généreaux: Adel, Geistlichkeit, Vertreter des städtischen Bürgertums; erstmals 1302) sicher. [VoL 9, S. 64]
  Zur Finanzierung seiner Kriege griff er zu allen möglichen Mitteln. Auf eine allgemeine Steuererhöhung mußte er aufgrund des großen Widerstands aber zunächst verzichten. So wurden schon seit 1295, besonders aber zwischen 1303 und 1305 laufend die Münzen außer Kurs gesetzt und gegen neue, schlechtere mit geringerem Silber- und Goldgehalt umgetauscht. Der auf diese Weise erzielte Gewinn kam dem königlichen Fiskus zugute. Eine weitere Maßnahme war die Festnahme aller Juden in Frankreich 1306 und die Konfiszierung ihres Besitzes. 1307 waren die Templer dran, die er verhaften und ihren Besitz beschlagnahmen ließ. 1311 schließlich folgten ähnliche Maßnahmen gegen die Lombarden, d.h. die italienischen Kaufleute und Geldwechsler, die damals in beträchtlicher Zahl in Frankreich ansässig waren. [Köller, S. 102] [16.3.00]

Ludwig X., der Zänker, 1314 - 4.6.1316 (2 Jahre)
  * 10.12.1289. - Sohn Philipps IV. Ludwig befand sich bei der Übernahme der Herrschaft in einer schwierigen Situation, da die hohen außerordentlichen Steuern, die sein Vater kurz vor seinem Tod gefordert hatte, allgemeinen Widerstand auslösten, was ihn zu Zugeständnissen nötigte. Als er starb, hinterließ er seine Tochter Jeanne (Johanna) und einen Sohn [Johann], der jedoch bereits nach sechs Tagen verstarb. Damit erhob sich die Frage, ob die französische Krone auch in weiblicher Linie erblich sein sollte und somit der Gatte Johannas König werden sollte. [Köller, S. 154 f.] [16.3.00]

Johann I., das Kind, * 15.11.1316 - 19.11.1316 (5 Tage)

Philipp V., der Lange, 1317 - 3.1.1322 (5 Jahre)
  * 17.11.1293. - Sohn Philipps IV. und Bruder Ludwig X. Philipp wurde Anfang 1317 in Reims gesalbt und gekrönt. Im Februar 1317 wurden auf einer in Paris abgehaltenen Versammlung von Adeligen, Prälaten und Vertretern der Stadt und der Universität Paris Frauen grundsätzlich von jedem Erbrecht ausgeschlossen. Als Philipp söhnelos starb, folgte ihm dementsprechend sein Bruder Karl auf dem Thron. [Köller, S. 155] [16.3.00]

Karl IV., der Schöne, 1322 - 31.3.1328 (6 Jahre)
  * 1295, † in Vincennes. - Sohn Philipps IV. Karl hinterließ bei seinem Tod zwar zwei Söhne, die aber bald nach ihrer Geburt starben, so daß damit die Hauptlinie der Karpetinger endete.
  Diesmal war die Frage, wer jetzt König werden sollte, noch schwieriger zu entscheiden als nach dem Tode Ludwigs X.. Wenn man sich für den Grundsatz entschied, daß Frauen prinzipiell nicht Träger des Erbrechts sein konnten, auch wenn inzwischen männliche Kinder einer solchen Frau lebten, dann war Philipp von Valois erbberechtigt, wofür sich die Vertreter des französischen Adels entschieden. [Köller, S. 155] [16.3.00]

Philipp VI. 1328 - 22.8.1350 (22 Jahre)
  * 1293 in Fontainebleau, † Reims. - Enkel Philipps III. (d.h. Sohn eines Bruders von Philipp IV.). Mit ihm begann die bis 1589 währende Herrschaft des Hauses Valois, einer Seitenlinie der Kapetinger. Erkannte man jedoch ein von Frauen übertragbares Erbrecht von Söhnen derselben an, dann war der englische König Eduard III., Sohn einer Tochter Philipps IV., der nächste Anwärter, der dadurch natürlich seine Chance witterte und gegen die Krönung Philipps im Oktober 1337 Einspruch erhob. Hinzu kam der Konfliktherd Flandern, dessen Graf auf französischer Seite stand, während die Bürger der Städte, deren Tuchhandel von englischer Wolle abhängig war, eher für England plädierten. 1338 erhoben sich die Bürger von Gent gegen den Grafen und blieben siegreich. 1340 erkannten sie Eduard III. als König an. Im Sommer wurde die französische Flotte vernichtet, wodurch die englische Position in Flandern gesichert und der Kanal fest in englischer Hand war. 1341-45 erster Waffenstillstand. 1346 landete ein großes englisches Heer in der Normandie und fügte den vorwiegend aus Rittern bestehenden Franzosen durch seine Bogenschützen eine vernichtende Niederlage zu. 1347 wurde Calais genommen. Kurz darauf wurde wegen finanzieller Erschöpfung beider Gegner wiederum ein Waffenstillstand geschlossen, der bis 1355 hielt. [Köller, S. 155 ff.] [16.3.00]

Johann II., der Gute, 1350 - 8.4.1364 (14 Jahre)
  * bei Le Mans 26.4.1319, † London. - Ein erneuter Feldzug der Engländer endete erneut mit einer Katastrophe für das zahlenmäßig überlegene französische Heer und wieder waren es die Bogenschützen, die die Schlacht bei Maupertuis entschieden, bei der Johann in englische Gefangenschaft geriet, was 1357 zu einem weiteren Waffenstillstand führte. Dies stürzte den französischen Staat in eine schwere Krise. Entlassene Söldnerscharen durchzogen plündernd weite Gebiete des Landes. Als einer der seltenen Fälle des 14./15. Jh. wurde von den Parisern eine sich über mehrere Jahrzehnte hinziehende, wesentliche Erweiterung der Stadtbefestigung vorgenommen. Der anstelle seines Vaters regierende, spätere Karl (V.) sah sich wachsendem Unmut gegenüber, insbesondere als wieder einmal ein Münzumtausch mit entsprechender Verminderung des Edelmetallgehaltes zur Kriegsfinanzierung beschlossen worden war und mußte der sog. Großen Ordonnanz vom 3.3.1357 zustimmen, in der in 61 Artikel beträchtliche Zugeständnisse an die Bürger gemacht wurden. 1358 kam es zum größten Bauernaufstand des mittelalterlichen Frankreich und einem Aufstand in Paris, der niedergeworfen werden konnte. Damit war einer der bemerkenswertesten Versuche gescheitert, den französischen Generalständen ähnlich wie dem englischen Parlament ein größeres Gewicht gegenüber dem Königtum zu geben.
  1359 nahm Eduard III. den Krieg wieder auf; aber sein Versuch, Reims zu erobern und sich dort zum französischen König krönen zu lassen, scheiterte. Dadurch kam es 1360 zu einem Waffenstillstand und einem detaillierten Vertrag, der die erste Etappe des Hundertjährigen Krieges beendete. Für Johann wurde ein Lösegeld ausgehandelt, angezahlt und mehrere Geiseln, darunter drei Söhne des Königs, gestellt, woraufhin Johann freigelassen wurde. Da einer davon floh, begab er sich freiwillig wieder nach England, wo er kurz darauf starb. [Köller, S. 158 ff.] [16.3.00]

Karl V., der Weise, 1364 - 16.9.1380 (16 Jahre)
  * 21.1.1338 in Vincennes, † bei Paris. - Der von geschulten Beratern umgebene, selbst geistig überaus interessierte König ging systematisch daran, die innere Ordnung in seinem Herrschaftsbereich wiederherzustellen und seine finanziellen Einnahmen zu erhöhen. Die Steuererhebung erfolgte regelmäßiger und unter strafferer Kontrolle der königlichen Beamten. Außerdem gelang es ihm 1365, die seit 1360 beschäftigungslos gewordenen Söldnerscharen in Kastilien kämpfen zu lassen, wo sie für die französische Seite 1369 den Sieg sicherten. Dadurch fühlte er sich stark genug, den Krieg gegen England wieder aufzunehmen, der bis zum nächsten Waffenstillstand 1375 durchweg erfolgreich verlief, so daß der englische Besitz in Südfrankreich beträchtlich zusammengeschmolzen war. [Köller, S. 167]
  Durch Reformen der Finanzverwaltung und des Wehrsystems schuf er das Fundament für die neuzeitliche Staatsentwicklung Frankreichs. [VoL 6, S. 218] [16.3.00]
  Er förderte die Wissenschaften. Wiederholt gab es Empörungen gegen seine finanziellen Maßnahmen. [Stein, S. 606] [27.10.04]

Begriffe

Krondomäne
  [französisch: "Le domaine royal en France"], 1) Grundbesitz, Gerechtsame und daraus fließende Einnahmen des Königs. Hier lebt der spätantike-fränkische fiscus fort, ein Begriff, der in Frankreich Ende des 11. Jhs. durch dominium (altfranzösisch domaine) abgelöst wurde.
  2) alle Territorien, die der König nicht mehr zu Lehen ausgibt, sondern in eigene Verwaltung nimmt. Die Ausbreitung der Krondomäne ist identisch mit der politischen Einigung Frankreichs durch das Königtum. Die Einführung bezahlter Beamten (prévôts seit dem 11., baillis und sénéchaux seit dem 12./13. Jh.) erlaubte dem König die unmittelbare Verwaltung heimgefallener oder durch Konfiskation, Eroberung oder Erbschaft erworbener Territorien, aus denen er mannigfache Einkünfte zog. Das Ganze, dadurch der Krondomäne im Sinne von 1) angenähert, wurde domaine royal genannt, im engeren Sinn der Besitz der Gerichtshoheit und ihrer Gefälle.
  Im 11. Jh. fast ganz auf den Raum Paris-Orléans beschränkt, wurde die Krondomäne durch Philipp II. weit in den Nordosten und Westen Frankreichs (Normandie, Loiregrafschaften) ausgedehnt, durch Ludwig VIII. in den Süden (Poitou, Languedoc). Gleichzeitig brachte die Einführung von Apanagen für königliche Prinzen einen Rückschlag, da diese ganze Provinzen der Krondomäne entzogen. Noch im 14. Jh. war nur ein Drittel Frankreichs in unmittelbarer königlicher Verwaltung.
  Erst der endgültige Anfall der Bretagne (1516), Bourbons (1531) und der Hausgüter Heinrichs IV. im Jahre 1607 an die Krone vollendete die zur zentralen Lenkung des Gesamtstaats führende Entwicklung. [BE, 10, S. 689] [27.10.04]