Baugeschichte
Grundriß | Kurzfassung |
Zeichnung
Fensterbilder |
"Die mächtige, an einer Straßenkreuzung gelegene, querschifflose Basilika ist eine der großartigsten architektonischen Schöpfungen der Bettelorden in Deutschland."
1229 | Niederlassung der Dominikanermönche nahe der Paulskirche am linken Ufer der Gera |
1238 | Weihe der ersten Klosterkirche |
13./14. Jh. | Grundbesitzerwerb für den Ausbau des Klosters |
1303-1311 | Sitz des Provinzials der Ordensprovinz "Saxonia" - Meister Eckhart |
1525 | Reformation der Kirche |
1559 | Erklärung zur Evangelischen Hauptpfarrkirche Erfurt |
ab 1588 | Klosteranlage in städtischem Besitz |
1272/1273 (d) wurden die 5 östlichen Joche des Neubaus der Kirche unter Dach gebracht (dabei westliche Teile des Vorgängerbaus wohl weiter genutzt), 1278/1279 (d) schließlich der erhaltene Kreuzgangflügel mit Kapitelsaal und Refektorium.
1360-80 Westteil (Joche 6-16) errichtet und in der 1. Hälfte des 15. Jh. vollendet (Stiftungen für Gewölbe 1432 und 1438).
1447 Baubeginn des Glockenturms, der 1484 vollendet wurde.
Kreuzgang bis auf den östlichen Flügel vom 17. bis zum 19. schrittweise abgerissen.
1826-28 und seit 1874 fortlaufend Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten
1858/59 Umbau des erhaltenen Kreuzgangflügels im oberen Teil (heute sind die Kirchlichen Werkstätten darin untergebracht). Das Refektorium wird von der Predigergemeinde als Winterkirche genutzt, der Kapitelsaal vom angrenzenden evangelischen Ratsgymnasium (vorübergehend) als Speisesaal.
Langhaus mit spitzbogigem Westportal mit stark gegliedertem Gewände, Tympanon, Trumeaupfeiler und den Konsolen + Baldachinen für einen Skulpturenzyklus (Reste davon im Angermuseum Erfurt).
Im Chor dreiseitige Chorschranken aus der Erbauungszeit, welche die 4 östlichen Mittelschiffsjoche als Binnenlangchor abtrennen. Zusätzliche Abtrennung des Chors durch einen Lettner (5.+6. Joch) über die ganze Breite des Schiffes. Chorschranken vermutlich nach Vollendung des Ostteils; Lettner nach Überdachung des Westteils der Kirche errichtet. Im Binnenlangchor das alte Chorgestühl mit Bücherschränken erhalten; Anfang 14. Jahrhundert. Ergänzt durch Baldachine mit den Namen der im 1. Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder von 1922. Schlusssteine der Gewölbe in den fünf östlichen Seitenschiffsjochen mit Laubwerk, in den übrigen Jochen mit christlichen Symbolen, Heiligen, Wappen und Zunftzeichen der Stifter. In den vier östlichen Fenstern des Nordseitenschiffs farbige Glasfenster mit Flechtband- und Pflanzenornamenten, wohl unmittelbar nach Fertigstellung des Chors entstanden, teils stark ergänzt, heutige Anordnung nach 1949. Maßwerkverglasung der Fenster von 1896-1906. An der Chorsüdseite spitzbogige Sediliennische mit Maßwerkschleier. An ihrer Rückwand Wandgemälde mit dem Tod Mariae in gut erhaltener Farbigkeit, um 1320. Daneben die stark verblassten Darstellungen dominikanischer Heiliger unter Dreipassbögen. An der äußeren Westwand der Chorschranken Tafelbild (Kalvarienberg, um 1350/60) und Skulptur (Maria mit Kind, sog. Schmedstedtsche Madonna, vor 1352, rheinische Einflüsse) am ursprünglichen Aufstellungsort erhalten. Östlicher, zweigeschossiger Klausurflügel im nördlichen Teil unterkellert, mit originalem Dachstuhl; unten drei zweischiffige, kreuzrippengewölbte Säle mit nach Süden hin zunehmender Länge von zwei, drei (Klausursaal) und fünf (Refektorium) Jochen. Unter dem Refektorium konnte bei Renovierungsarbeiten des Fußbodens zu Beginn der 90er Jahre eine mittelalterliche Hypokaustenheizung nachgewiesen werden. Rippen, Bögen und Schlusssteine mit originaler Farbfassung. Im Obergeschoss ehemalig die Mönchszellen beiderseits eines breiten, mit spitzer Holztonne überwölbten Mittelganges gelegen; durch Umnutzung heute völlig verändert. Hofseitig Reste der alten spitzbogigen Zellenfenster im Mauerwerk erkennbar.
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Angaben nach:
Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Thüringen. Bearbeitet von Stephanie Eißing, Franz Jäger und anderen Fachkollegen. Hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin, 1998, S. 337 ff.
Ich danke Herrn Kai Uwe Schierz, Leiter der Kunsthalle Erfurt , für diese Zusammenstellung.