Italien

italien
Lombardenbund
Mailand
Podestà
Reichsvikariat

Robert I. von Anjou

Chronik: 11., 12., 13., 14. Jh.

Allgemeine Entwicklung

Swenn alle krümbe werdent sleht,
sô vindet man ze Rôme reht.
Rôme ist ein geleite
aller trügenheite.
die heilegen sol man suochen dâ;
guot bilde suochet anderswâ.

Freidank, S. 188/189
Wär' alles grad, was vorher krumm,
fänd' man in Rom sein Recht. Darum:
Es gibt in Rom Geleit genug
für allen Lug und allen Trug.
Zwar gibt es viele Heilige dort,
doch Vorbild sucht an andrem Ort!
Freidank 152,2
[28.11.04]

Chronik

11. Jahrhundert
12. Jahrhundert
13. Jahrhundert
14. Jahrhundert Alle Angaben (außer den explizit angeführten): [Stein] (Seite) [28.10.04]

Allgemeine Entwicklung

  Im Lauf des 11. Jahrhundert trat mit der Inbesitznahme Unter-Italiens durch die Normannen ein neuer Machtfaktor auf, dem das Papsttum Rechnung tragen mußte, das im Anschluß an die monastischen Reformen und in Kontakt mit religiös-sozialen Erneuerungsbewegungen die kirchliche gregorianische Reform Mitte des 11. Jh. einleitete. 1059 vom Papst mit Unter-Italien und Sizilien belehnt, wurden die Normannenfürsten nicht immer gefügige Helfer der Päpste im ausbrechenden Kampf mit dem (deutschen) Kaisertum. Sein Ausgang leitete die Lösung Italiens vom Heiligen Römischen Reich ein, während das Papsttum zunächst stärkste politische Kraft in Italien wurde. Eigentliche Gewinner aber waren die großen Städte, die sich aus der Herrschaft ihrer kaisertreuen Bischöfe lösten und in verstärktem Selbstbewußtsein eigene Kommunen (Pavia, Mailand, Cremona, Como u.a.) bildeten. Die Seehandelsstädte (s. Venedig) konnten überdies im Zeitalter der Kreuzzüge ihre wirtschaftliche Führungsposition ausbauen.
  Im 12. Jahrhundert betrieben die Städte selbständige pro- oder antikaiserliche Politik und übten Druck auf die Päpste aus. Das erleichterte den Versuch Friedrichs I. Barbarossa, die Reichsgewalt wiederherzustellen, ließ ihn aber trotz des Friedens von 1183 faktisch an dem mit Papst Alexander III. verbündeten Lombardenbund scheitern, der im Besitz der finanziell einträglichen Regalien blieb. Die bis zu Kaiser Heinrich VII. dauernde Neuorganisation von Reichs-Italien förderte über die Einrichtung des Podestà und des Reichsvikariats die spätere Ausbildung der Stadtstaaten. Nach dem Tod Friedrich I. verfügte sein Sohn Heinrich VI. durch seine Ehe mit Konstanze über eine ganz Italien beherrschende Macht, die zudem den Kirchenstaat umklammerte, was im 13. Jahrhundert zur entscheidenden Kraftprobe zwischen staufischem Kaiser und Papst führte. Mit dem frühen Tod Heinrich VI. 1197, dem deutschen Thronstreit und der Minderjährigkeit Friedrich (II.) verlor das Kaisertum in Italien bereits die reale Machtbasis; Papst Innozenz III. dagegen führte mit der Vollendung des Kirchenstaates das Papsttum auf die Höhe politischer Macht. Friedrich II. schuf in Sizilien ein zentralisiertes "modernes" Staatswesen und wandte das gleiche System in Reichs-Italien an. Mit seinem Tod (1250) war die Zeit der Staufer gekommen.
  Karl I. von Anjou, 1265 durch Papst Clemens IV. mit dem Königreich Sizilien belehnt, erstrebte die französische Hegemonie in Italien. In Rom versuchte Bonifatius VIII. in der wachsenden Rivalität zwischen französisch - angiovinischen und aragonesischen Mächten den französischen Einfluß abzuwehren, scheiterte aber. Das Avignonesische Exil (1309 - 1376) beendete in der Krise des Kirchenstaats die national - italienische Führungsrolle der Päpste. [VoL 5, S. 699 f.]
  Ausgehend von der Beschäftigung mit den antiken Schriftstellern entwickelte sich im 14. Jh. die geistige Bewegung des Humanismus, die im idealisierten Geist der Antike ein neues Menschen- und Kulturideal sah; äußerte sich zunehmend in antischolastischen und nationalistischen Schreib- und Leseschulen in den Städten. [Stein] [16.3.00]

Herrscher

Robert I. von Anjou
  * 1278, † Neapel 19.1.1343
König von Neapel (1309-43). Gegner Kaiser Heinrichs VII., beherrschte Mittel- und Süditalien; verfasste theologische Schriften, förderte Wissenschaft und Kunst des beginnenden Humanismus. [PC-Bib] [28.10.04]

Städte

s.a. Bologna Florenz Genua Pisa Salerno Venedig

Mailand
  Das antike Mediolanum ist wohl Erbe einer etruskischen Siedlung (...) Die revolutionäre Bewegung der Pataria im 11. Jh. kennzeichnet den Beginn der Entwicklung zu kommunaler Selbstständigkeit. 1162 zerstörte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Stadt fast vollständig. Wenig später übernahm Mailand jedoch die Führung des Lombardenbundes und bildete auch in den folgenden beiden Jahrhunderten das Zentrum der oberitalienischen Opposition gegen überzogene Forderungen des Römisch-deutschen Kaisertums. Nach einem erbitterten Ringen zwischen den guelfischen Torre und den ghibellinischen Visconti kamen letztere 1310 an die Macht und dehnten ihren Herrschaftsbereich über den größten Teil der Lombardei und benachbartes Gebiet aus. [VoL 7, S. 324 f.] [16.3.00]

Begriffe

Lombardenbund
  1167 geschlossenes Bündnis oberitalienischer Städte, das sich gegen die Politik Kaiser Friedrichs I. in Reichs-Italien und die Beschlüsse des Ronkalischen Reichstags (1158) richtete. [VoL 7, S. 204] [16.3.00]

Podestà
  [italienisch, zu lateinisch Potestas "Herrschaft"], in den nord- und mittelitalienischen Städten seit Mitte des 12. Jh. auf Lebenszeit bzw. für eine zeitlich befristete Amtszeit gewählter Amtsträger meist auswärtiger Herkunft für Verwaltung, Rechtsprechung und Heerwesen. [VoL 9, S. 169] [16.3.00]

Reichsvikariat
  Im Heiligen Römischen Reich die Stellvertretung des Römischen Königs bei Thronvakanz bzw. während seiner Abwesenheit. Reichsvikare wurden für Reichs-Italien und das Arelat (Königreich Burgund), aber auch für deutsche Gebiete bestellt. Zeitweise nahm der Papst das Recht der Ernennung oder auch das Reichsvikariat für sich selbst in Anspruch. Zu ihren Kompetenzen gehörte u.a.: Gerichtsbarkeit, Belehnungen (außer Zepter- und Fahnlehen - s.a. Lehnswesen), Recht der Standeserhöhung. [VoL 9, S. 519] [16.3.00]