Chronik
11. Jahrhundert
- 1075 ~ Lombardische Städte entwickeln Selbstverwaltung gegen bischöfliche Stadtherren (462)
12. Jahrhundert
- 1143 - In Rom wird die Republik nach klassischem Vorbild ausgerufen (486)
- 1147 ~ In Italien entstehen die "Montes", weltliche Kapitalvereinigungen zur Unterbringung von Anleihen. Sie erhielten als Gesellschaft Einnahmequellen, wodurch das kirchliche Verbot des Zinsnehmens umgangen wurde (489)
- 1199 ~ Italienische Schriftsprache entsteht in besonderer Anlehnung an das Florentinische (510)
13. Jahrhundert
- 1205 ~ Die italienischen Handelsstädte entwickeln im Mittelmeerraum das Konsulatswesen (die Konsuln haben ursprünglich vorwiegend richterliche Aufgaben) (517)
- 1211 ~ Handelsbuch eines Florentiners (gilt als ältestes bekanntes); Wollenzunft in Florenz nachweisbar (519)
- 1221 ~ Die Gedichtform des Sonetts entsteht (524)
- 1224 - Begräbnisbruderschaft in Florenz (527)
- 1250 ~ Beginn der italienischen Prosa mit Übersetzungen französischer und lateinischer Werke (540)
- 1254 - Handstrickerei angeblich schon in Italien bekannt (545)
- 1276 - In Fabriano wird Papier hergestellt [PC-Bib]
- 1280 - Florenz führt im westeuropäischen Wirtschaftsleben durch Tuchindustrie und Bankwesen. Die obersten Zünfte entreißen in Florenz dem Adel die Macht. Florenz erhält Verfassung (560)
- 1284 - Dukaten (Goldmünze) werden in Venedig geprägt
- 1290 ~ Die aufkommende italienische Gotik bleibt körperlicher und lebensnäher als die französische und deutsche Gotik, wahrscheinlich durch antike Überlieferung beeinflußt (567)
- 1297 - Die "Schließung des großen Rates" von Venedig, d.h. die Begrenzung der Teilnahme auf wenige Familien, vollendet die aristokratisch-oligarchische Verfassung (diese Verfassungsänderung hat Verschwörungen zur Folge, z.B. 1310) (568)
14. Jahrhundert
- 1300 ~ Nach Erlöschen der Kaisermacht in Italien bilden sich in Ober- und Mittelitalien in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Kleinstaaten, die teilweise zu größerer politischer Macht aufsteigen (570)
- 1300 ~ In Italien und Frankreich werden Handschriften für Studienzwecke unter Aufsicht der Universitäten verliehen (Handel in diesen Ländern und in Deutschland ab ~ 1350) (570)
- 1300 ~ In Venedig entsteht als Niederlassung der deutschen Kaufleute der Fondaco dei Tedeschi (Palastbau; fertiggestellt im 15. Jh.) (571)
- 1300 ~ Räderuhr mit Hemmrad in Italien vermutlich bekannt (571)
- 1303 ~ In Italien gewinnt die Wandmalerei große Bedeutung, während sie in der nordeuropäischen Gotik mangels großer Wandflächen zurücktritt (573)
- 1306 - Jacopone da Todi gestorben (* ~ 1230). Dichter, Franziskaner und Gegner des Papstes Bonifatius VIII., der ihn 1298 bis 1303 einkerkerte; schrieb volkstümliche geistliche Lieder und Satiren (574)
- 1308 ~ Italienische Banken haben großen Einfluß auf französisches Geld (577)
- 1309 - Dante "Das Gastmahl" - erste italienische wissenschaftliche Prosa, Kommentar zu philosophischen Gedichten, die als Speisen eines Gastmahls bezeichnet werden (576)
- 1310 - Rat der Zehn in Venedig zur Unterdrückung von Verschwörungen (576)
- 1316 - Statuten der genuesischen Handelsniederlassungen in Pera (bei Konstantinopel) und Gazaria (Krim), stellen frühes Handels- und Seerecht dar (581)
- 1318 - In Venedig bestimmt ein Gesetz, daß jeder, der Wertgegenstände und Geld (Deposita) annimmt und darauf Überweisungen im Weg der Umschreibung (Giro) vornimmt, Bürgschaft hinterlegen muß (583)
- 1325 ~ Italienische Karthographen erhalten über Nordafrika und Abessinien durch die Gesandtschaften von Venedig und Genua genauere Kunde (585)
- 1346 ~ In den norditalienischen Städterepubliken entwickeln sich Formen der Vermögenssteuer (595)
- 1362 - Erste kirchliche leihhausartige Bank (Montes pietatis) zur Bekämpfung des Wuchers der weltlichen Kapitalgesellschaften (Montes profani, seit ~ 1147; erste deutsche 1591 in Augsburg) (607)
- 1371 - Wollweber-Gesellen in Siena streiken zur Erlangung höherer Löhne (611)
Alle Angaben (außer den explizit angeführten):
[Stein] (Seite) [28.10.04]
Allgemeine Entwicklung
Im Lauf des 11. Jahrhundert trat mit der Inbesitznahme Unter-Italiens durch die Normannen ein neuer Machtfaktor auf, dem das Papsttum Rechnung tragen mußte, das im Anschluß an die monastischen Reformen und in Kontakt mit religiös-sozialen Erneuerungsbewegungen die kirchliche
gregorianische Reform Mitte des 11. Jh. einleitete.
1059 vom
Papst mit Unter-Italien und Sizilien belehnt, wurden die Normannenfürsten nicht immer gefügige Helfer der Päpste im ausbrechenden Kampf mit dem (deutschen) Kaisertum. Sein Ausgang leitete die Lösung Italiens vom Heiligen Römischen Reich ein, während das Papsttum zunächst stärkste politische Kraft in Italien wurde. Eigentliche Gewinner aber waren die großen Städte, die sich aus der Herrschaft ihrer kaisertreuen Bischöfe lösten und in verstärktem Selbstbewußtsein eigene Kommunen (Pavia,
Mailand, Cremona, Como u.a.) bildeten. Die Seehandelsstädte (s.
Venedig) konnten überdies im Zeitalter der
Kreuzzüge ihre wirtschaftliche Führungsposition ausbauen.
Im 12. Jahrhundert betrieben die Städte selbständige pro- oder antikaiserliche Politik und übten Druck auf die Päpste aus. Das erleichterte den Versuch
Friedrichs I. Barbarossa, die Reichsgewalt wiederherzustellen, ließ ihn aber trotz des Friedens von
1183 faktisch an dem mit Papst
Alexander III. verbündeten
Lombardenbund scheitern, der im Besitz der finanziell einträglichen
Regalien blieb. Die bis zu Kaiser
Heinrich VII. dauernde Neuorganisation von Reichs-Italien förderte über die Einrichtung des
Podestà und des
Reichsvikariats die spätere Ausbildung der Stadtstaaten. Nach dem Tod
Friedrich I. verfügte sein Sohn
Heinrich VI. durch seine Ehe mit
Konstanze über eine ganz Italien beherrschende Macht, die zudem den Kirchenstaat umklammerte, was im 13. Jahrhundert zur entscheidenden Kraftprobe zwischen staufischem Kaiser und Papst führte. Mit dem frühen Tod
Heinrich VI. 1197, dem deutschen Thronstreit und der Minderjährigkeit
Friedrich (II.) verlor das Kaisertum in Italien bereits die reale Machtbasis; Papst
Innozenz III. dagegen führte mit der Vollendung des Kirchenstaates das Papsttum auf die Höhe politischer Macht.
Friedrich II. schuf in Sizilien ein zentralisiertes "modernes" Staatswesen und wandte das gleiche System in Reichs-Italien an. Mit seinem Tod (
1250) war die Zeit der Staufer gekommen.
Karl I. von Anjou,
1265 durch Papst
Clemens IV. mit dem Königreich Sizilien belehnt, erstrebte die französische Hegemonie in Italien. In Rom versuchte
Bonifatius VIII. in der wachsenden Rivalität zwischen französisch - angiovinischen und aragonesischen Mächten den französischen Einfluß abzuwehren, scheiterte aber. Das Avignonesische Exil (
1309 -
1376) beendete in der Krise des Kirchenstaats die national - italienische Führungsrolle der Päpste.
[VoL 5, S. 699 f.]
Ausgehend von der Beschäftigung mit den antiken Schriftstellern entwickelte sich im 14. Jh. die geistige Bewegung des
Humanismus, die im idealisierten Geist der Antike ein neues Menschen- und Kulturideal sah; äußerte sich zunehmend in antischolastischen und nationalistischen Schreib- und Leseschulen in den Städten.
[Stein] [16.3.00]
Herrscher
Robert I. von Anjou
*
1278, † Neapel 19.1.
1343
König von Neapel (
1309-43). Gegner Kaiser
Heinrichs VII., beherrschte Mittel- und Süditalien; verfasste theologische Schriften, förderte Wissenschaft und Kunst des beginnenden Humanismus.
[PC-Bib] [28.10.04]
Städte
Mailand
Das antike Mediolanum ist wohl Erbe einer etruskischen Siedlung (...) Die revolutionäre Bewegung der Pataria im 11. Jh. kennzeichnet den Beginn der Entwicklung zu kommunaler Selbstständigkeit. 1162 zerstörte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Stadt fast vollständig. Wenig später übernahm Mailand jedoch die Führung des Lombardenbundes und bildete auch in den folgenden beiden Jahrhunderten das Zentrum der oberitalienischen Opposition gegen überzogene Forderungen des Römisch-deutschen Kaisertums. Nach einem erbitterten Ringen zwischen den guelfischen Torre und den ghibellinischen Visconti kamen letztere 1310 an die Macht und dehnten ihren Herrschaftsbereich über den größten Teil der Lombardei und benachbartes Gebiet aus. [VoL 7, S. 324 f.] [16.3.00]
Begriffe
Lombardenbund
1167 geschlossenes Bündnis oberitalienischer Städte, das sich gegen die Politik Kaiser
Friedrichs I. in Reichs-Italien und die Beschlüsse des Ronkalischen Reichstags (
1158) richtete.
[VoL 7, S. 204] [16.3.00]
Podestà
[italienisch, zu lateinisch Potestas "Herrschaft"], in den nord- und mittelitalienischen Städten seit Mitte des 12. Jh. auf Lebenszeit bzw. für eine zeitlich befristete Amtszeit gewählter Amtsträger meist auswärtiger Herkunft für Verwaltung, Rechtsprechung und Heerwesen. [VoL 9, S. 169] [16.3.00]
Reichsvikariat
Im Heiligen Römischen Reich die Stellvertretung des Römischen Königs bei Thronvakanz bzw. während seiner Abwesenheit. Reichsvikare wurden für Reichs-Italien und das Arelat (Königreich Burgund), aber auch für deutsche Gebiete bestellt. Zeitweise nahm der Papst das Recht der Ernennung oder auch das Reichsvikariat für sich selbst in Anspruch. Zu ihren Kompetenzen gehörte u.a.: Gerichtsbarkeit, Belehnungen (außer Zepter- und Fahnlehen - s.a. Lehnswesen), Recht der Standeserhöhung. [VoL 9, S. 519] [16.3.00]