Ernst Benz
* Friedrichshafen 17.11.1907, † Meersburg 29.12.1978
Evangelischer Theologe. - 1933 SA. Einer der ganz wenigen Theologen, die 1937 noch in die NSDAP aufgenommen wurden (
W. Schenk). Nach 1945 im wiss. Beirat von
rowohlts deutsche enzyklopädie. Das Wissen des 20. Jahrhunderts im Taschenbuch.
[Klee, S. 38]
D.D., Dr.theol., Dr.phil., oö. UProf., Dir. Kirchengeschichtl. u. d. Ökumen. USem.; UPDoz. Halle/S. 32, beamt. ao. Prof. Marburg/L. 35, oö. Prof. 37, Dir. Ökumen. USem. 46, em. 73; Kuratorium d. Klopstock-Stift. Hamburg, Dr.theol.h.c. Marburg, Dr.theol. Inst. Theol. Orthodoxe Russe St. Serge Paris, Dr.phil.h.c. Mount Pleasant Iowa; Akad. Wiss. u. Lit. Mainz 49, Acad. Septentrion. Paris 60, EM d. Americ. Acad. of Arts and Sciences Boston, Ma. 64 u. der Katholischen Akad. Wien 66, Mitgl. d. dt. UNESCO-Komm. 66. Kirchen- u. Dogmengeschichte (Gesch. d. christl.
Mystik, d. östl.-orthodox. Kir., d. Begegnung d. Christent. m. d. nichtchristl. Religionen).
V:
Marius Victorinus u. d. Entwicklung d. abendländ. Willensmetaphysik 32;
Ecclesia spiritualis. Kirchenidee u. Gesch.theol. d. franziskan. Reformat. 34; Der vollkommene Mensch nach
Jakob Böhme 37;
Nietzsches Ideen z. Geschichte d. Christentums 38;
Swedenborg als geist. Wegbereiter d. dt Romantik u. d. dt Idealismus 40; Die relig. Lage in d. Ukraine 42;
Swedenborg in Dtschld 48;
Emanuel Swedenborg, Nat.forscher u. Seher 48; Westl. u. östl. Nihilismus in christl. Sicht 48;
Jung-Stilling in Marburg 49;
Wichern u. d. Sozialismus 49; Wittenberg u. Byzanz 49; Die Monologe d.
Judas Ischarioth 51; Bischofsamt u. apostol. Sukzession im dt. Protestantismus 53;
Schelling, Werden u. Wirken seines Denkens 55;
Adam, d. Mythus v. Urmenschen 55; Geist u. Leben d. Ostkirche 57; Zen in westl, Sicht 62; Asiat. Begegnungen 63;
Buddhas Wiederkehr u. d. Zukunft Asiens 63; Die protestant. Thebais 63; The Eastern Orthodox Church. Its Thought and Life 63,65; Buddhism or Communism, which holds the Future of Asia? 64,66; Schöpfungsglaube u. Endzeiterwartung 65; Evolution and Christian Hope. Man's Concept of the Future from the Early Fathers to
Teilhard de Chardin 66,67,68; Patriarchen u. Einsiedler 64; Les sources mystiques de la philosophie romantique Allemande 68; Die Vision. Erfahr.formen u. Bilderwelt 69; Der Heilige Geist in Amerika 70; Theologie der Elektrizität 71; Neue Religionen 71; Der Philosoph von Sans-Souci im Urteil d. Theologie u. Philosophie s. Zeit 71; Geist u. Landsch. 72; Das Recht auf Faulheit od. d. friedl. Ende d. Klassenkampfes 74. -
MV: Zur Überlieferung d. Matthäuserklärung d.
Origenes, m.
E. Klostermann 31; Russ. Kirche u. östl. Christentum, m.
H. Schaeder u.
Ludolf Müller 49; Die Ostkirche u. d. russ. Christenheit 49; Christentum u. Buddhismus 59; Die Angst (C.G. Jung-Inst. Stud. X); Höhlen, Klöster, Ashrams 62; The concept of Man, m.
S. Radhakrishnan,
P.T. Raju 66; Das Christentum u. d. Nicht-christl. Hochreligionen. E. Intern. Bibliogr., m.
Minoru Nambara 60.
S: Zahlr. Veröff. in Sammelwerken seit 47, u.a.: Ideas f. a Theol. of the Hist. of Religion (The Theol. of the Christ. Mission) 61,65;
Teilhard de Chardin u. d. Zukunft d. Menschen (Z. Rel. Gesch. Geg.) 62; Vision u. Führ. in d. christl. Mystik (Eranos 76) 62; Einleit. in:
Ernesto Buonaiuti: Die exkommunizierte Kirche 66; Zenklöster (Ashrams) 62; Esoterisches Christentum (Studies of Esoteric Buddhism and Tantrism) 65; Zum theol. Verständnis d. Evolutionslehre;
Teilhard de Chardin und
Sri Aurobindo (Perspektiven
Teilhard de Chardins) 66; The Concept of Man in Christian Thought (The Concept of Man) 2. Aufl. 66; Buddhismus in d. westl. Welt (Buddhismus d. Gegwart) 70 (auch engl.) 74; Der Peyote-Kult in d. Native Amer. Church (Rel. u. d. Droge) 72; Meditation in östl. Rel. u. im Christentum (BewusstseinsErweiter. durch Meditation) 73; Die Unüberwindlichk. d. Mythos (Was wird aus d. Menschen) 74.
Z: 11 Aufs. im Eranos-Jb. (Ges. EranosBeitr.; Urbild u. Abbild, Leiden 74); 8 Aufs. aus versch. kirch.gesch. Zs. f. ges.: Endzeiterwart. zwischen Ost u. West 73.
H: Die Ostkirche u. d. Russ. Christenh. 49; Russ. Heiligenlegenden 53 gek. Ausg. 63; D. Übermensch 61; Oekumen. Studien seit 57;
Joachim-Wach-Vorles. d. U.Marburg I 63, II 72; Zinzendorf-Gedenkb. 51; Ev. u. orth. Christentum 52; D. Christentum u. d. Nichtchristl. Hochreligionen 60; D. Buch d. heiligen Gesänge d. Ostkirche 62; Emblemat. Cabinett seit 69.
MHZ: Zs. f. Relig.- u. Geisteswiss. m. Beih. seit 48.
Ue:
E. Buonaiuti: Die exkommunizierte Kirche 66 (übers. u. eingel.).
MUe: Russ. Heiligenlegenden 53; Der Übermensch 61.
Lit: Glaube, Geist, Geschichte, Festschr. 67.
[KDG, 12. Ausgabe 1976, Bd. 1, S. 177 f.]
[12.12.11]
Karl Christ
Hs.: B.
Geisenheim 6.3.1878, † Berlin 16.12.1943 (Bombenangriff)
Bibliothekar. - Nach einem neusprachlichen Studium in Straßburg, Bonn und London wurde Christ 1905 promoviert und begann eine bibliothekarische Ausbildung, die ihn als Volontär nach Kassel, Marburg und Göttingen führte. 1910-14 am Preußischen Historischen Institut in Rom tätig, kam er anschließend an die Preußische Staatsbibliothek (bis 1921) in Berlin, wo er er 1919 zum Titularprofessor ernannt wurde. 1921-27 war er Direktor der Universitätsbibliothek Halle. 1927-32 Leiter der Staats- und Universitätsbibliothek Breslau und dann bis zu seinem Tod Direktor der Handschriftenabteilung der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin. Seit 1935 Honorarprofessor für die Geschichte des Buchwesens an der Universität Berlin, beschäftigte sich Christ hauptsächlich mit der Erforschung mittelalterlicher Handschriften sowie der Buch- und Bibliotheksgeschichte dieser Epoche (Handbuch der Bibliothekswissenschaft); er war Mitarbeiter an der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft herausgegebenen Eckhart-Ausgabe der deutschen und lateinischen Werke.
[DBE, Bd. 2, 1995, S. 315]
Bibliotheksgeschichte, Romanistik, mittelalterliches Handschriftenwesen, Dr., Prof., HonUP. Berlin, Dir. d. Handschriften-Abt. d. Preuß. Staatsbibliothek. Kassel, Marburg, Göttingen, Münster im Bibliotheksdienst seit 06, Rom am Preuß. Historischen Institut 10, Berlin Staatsbibl. 14, Prof. 18, Halle Dir. d. U.-Bibl. 21, HonProf. 24, Breslau Dir. 27, HonProf. 30, Berlin Dir. 32, HonProf. 35.
V: Die Bibliothek des Klosters Fulda im 16. Jahrhundert 33; Kardinal Franz Ehrle 35.
S: Karolingische Bucheinbände (Festschrift f. G. Leyh) 37; Werner von Bacherach (Festschrift f. O. Glauning) 38; Geschichte d. mittelalterl. Bibliotheken (Hdd. b. Bibl.-Wiss. III) 40.
Z: Der prov. Fierabras (ZRPh 56) 36; Schloßbibliothek von Nikolsburg und Überlieferung d. Ansegis (DAG 1) 37; Petia (ZBibl 55) 38.
H: Mag. Echardi Expos. in ev. sec. Iohannem (Meister Eckhart-Ausg. d. Deutschen Forschungsgemeinschaft) 36ff.
[KDG, 6. Ausgabe 1940/41, Bd. 1, Sp. 248]
[12.12.11]
Heinrich Suso Denifle
Hss.: C, E.
(Taufname: Josef Anton) * Imst (Tirol) 16.1.1844 (46?), † München 10.6.1905
Dominikaner, Theologe, Historiker. -
Denifle trat 1861 in Graz in den Dominikanerorden ein, studierte Theologie und wurde 1866 zum Priester geweiht. Nach der Ausbildung zum
Lektor für Philosophie und Theologie lehrte er 1870-81 am Ordensstudium in Graz und wurde anschließend als General
definitor der Dominikaner für Deutschland nach Rom berufen.
Denifle befaßte sich zunächst mit den Mystikern des Dominikanerordens, gab 1873
Das geistliche Leben - eine Blütenlese aus den deutschen Mystikern sowie u. a. seit 1880 Editionen der Handschriften
Heinrich Seuses heraus. Seine Arbeiten zur
Mystik und Scholastik wurden vor allem von dem Münchner Historiker
Wilhelm Preger kritisch aufgenommen. Seit 1883 Unterarchivar im päpstlichen Archiv, befaßte sich
Denifle mit mittelalterlicher Universitätsgeschichte und wurde aufgrund des 1885 erschienenen Werkes
Die Universitäten des Mittelalters bis 1400 mit der Edition des
Chartularium Universitatis Parisiensis beauftragt. Darüber hinaus verfaßte er zahlreiche Einzelstudien, die überwiegend in dem von ihm und dem Jesuiten
Franz Ehrle gegründeten "Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters" (7 Bde., 1885-1900) erschienen. In seinen letzten Lebensjahren befaßte sich
Denifle mit
Luther (
Luther und Luthertum, 2 Bde., 1904-09).
RGG
[KDG, 12. Ausgabe 1976, Bd. 1, S. 486 f.]
[12.12.11]
Kurt Flasch
* Mainz 12.3.1930
Dr., em. o.Prof. U Bochum; Hindenburgstr. 25, D-55118 Mainz. Prom. 56, Habil. Frankfurt/M. 69, Prof. U Bochum 70. Philosophie, Philosophie des Mittelalters.
V: D. Metaphysik d. Einen bei
Nikolaus von Kues. Problemgeschichtl. Stellung u. syst. Bedeutung 73;
Augustin. Eine Einführung in sein Denken 80 (ital. 83); Die Philosophie des Mittelalters - Gesch. der Philosophie in Text u. Darstellung 82; Das philosoph. Denken im Mittelalter. Von
Augustin zu
Machiavelli 86; Einf. in d. Philosophie d. MA 87, 3. Aufl. 90 (franz. 92);
Nietzsche-Brevier 92; Was ist Zeit?
Augustinus von Hippo. Das XI. Buch d. Confessiones 93.
MV: Kann Gottes Nicht-Sein gedacht werden? Die Kontroverse zw.
Anselm v. Canterbury u.
Gaunilo v. Marmoutiers (Einleit.), m.
B. Mojsisch 89; Die Logik d. Schreckens.
Augustinus von Hippo (Nachw.), m.
W. Schäfer 90, 2. verb. Aufl. 95;
Giovanni Boccacio: Poesie nach d. Pest. Der Anfang d. Decameron, m.
K. F. Mainz 92.
S: Die Beurteilung d. anselmianischen Arguments b.
Thomas v.
Aquin (Analecta Anselmania 4/1) 75;
Nikolaus von Kues und
Pico della Mirandola (Mitt. u. Forsch.beitr. der Cusanus-Ges. 14) 80; Wozu erforschen wir die Philosphie des Mittelalters? (Die Gegenwart
Ockhams) 90. - Beitr. in: Fest.schr.
J. Schaaf 71,
B. Liebrucks 74.
Z: Kennt die ma. Philosophie d. konstitutive Funktion d. menschl. Denkens? Eine Unters. zu
Dietrich von Freiberg (Kant-Studien 63) 72; Lessing e la storia filosofia medievale (Giornale Critico della Filosofia Italiana LXI (LXIII), Fasc. III) 82; Von
Dietrich zu
Albert (Freiburger Zs. f. Philos. u. Theol. 32) 85.
H: Parusia. Stud. z. Philosophie
Platons u. z. Probl.gesch. d. Platonismus 65:
Opuscula Philosophica. Abh. z. Philosophie u. ihrer Gesch. 69 u. 73;
Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi,
Dietrich von Freiberg 77-85 IV;
Ulrich von Straßburg,
Berthold von Moosburg VIII.
MH:
Analecta Anselmiana. Unters. üb. Person u. Werk
Anselms von Canterbury seit 69 V; Bochumer Studien zur Philosophie seit 82 XII.
[KDG, 16. Ausgabe 1992, Bd. 1, S. 843 (Red.) - ergänzt durch die 19. Ausgabe 2003, Bd. 1, S. 792]
[12.12.11]
Johann Galletti
* Altenburg 19.8.1750, † Gotha 24.3.1828
|
Bild: s. Lit. |
(
Johann Georg August), war ein Sohn des an der herzogl. Hofkapelle zu Gotha angestellten italienischen Sängers und Baritonisten
Giovanni Andrea Galletti.
Der Elementarunterricht, den er in Gotha einem Privatlehrer verdankte, war nicht geeignet, seine Fähigkeiten zu wecken und ihn in seiner geistigen Ausbildung zu fördern. Raschere Fortschritte machte er, begeistert durch das Talent und Beispiel seiner Ältern, in der Tonkunst. Seine Neigung zog ihn jedoch mehr zu wissenschaftlichen Studien. Die vielseitig gebildete Gattin des Oberbibliothekars
Schläger brachte es durch ihren Rath und ihre Verwendung dahin, daß
Galletti, durch wohlwollende Freunde unterstützt, 1768 die Universität Göttingen beziehen konnte. Er stand damals in seinem 18. Jahre. Das Interesse an der Jurisprudenz, der er sich Anfangs widmen wollte, verdrängten bald historische Studien, für die ihn
Pütter und
Schlözer begeisterten. Dankbar erkannte
Galletti noch in spätern Jahren den günstigen Einfluß, den
Murray's Vorlesungen über den teutschen Styl auf die Ausbildung und eigentliche Richtung seines Geistes gehabt hatten. Manchen Genuß bereitete ihm sein Umgang mit jungen talentvollen Männern. Die Freundschaft des Dichters
Hölty, der bei dem Professor
Meiners eine Hauslehrerstelle bekleidete, diente besonders dazu, sein ästhetisches Gefühl zu wecken und zu nähren.
In ähnliche Verhältnisse wie jener zu früh verstorbene Dichter, trat auch bald
Galletti selbst. Nach Vollendung seiner akademischen Studien ward er 1772 Hauslehrer bei dem Oberamtmann von
Schlotheim, bei welchem er sechs Jahre, Anfangs zu Almenhausen, dann zu Tonna verweilte. Durch die treffliche, besonders im historischen Fache ausgezeichnete, Bibliothek dieses vielseitig gebildeten Mannes, und durch seinen belehrenden Umgang erweiterte
Galletti seine Kenntnisse. Zu einem tüchtigen Pädagogen bildete er sich durch den Unterricht, den er als Hauslehrer ertheilen mußte. Immer lebhafter regte sich in ihm der Trieb zu einer literarischen Thätigkeit. Seine ersten schriftstellerischen Versuche fallen in diese Zeit. Den von ihm herausgegebenen Versuch einer Geschichte der Herrschaft Tonna (Tonna 1778.) setzte und druckte er eigenhändig in einer dort befindlichen kleinen Druckerei. Zu Gotha, wo er 1778 als Collaborator an dem dortigen Gymnasium angestellt worden war, erschien von ihm in dem genannten Jahre anonym eine "Deutsche Kaiserkarte." Vierzehn Jahre hindurch war er in seinem Berufe unermüdet thätig, Anfangs als Lehrer der lateinischen und teutschen Sprache. Späterhin übernahm er den Unterricht in der Geschichte und Geographie, den beiden Fächern, die mit seinen Neigungen und Fähigkeiten am meisten harmonirten. Als Schriftsteller im historischen Fache erwarb er sich bald einen geachteten Namen. Seine Verdienste blieben nicht ohne gerechte Anerkennung. Bereits 1783 ward er zum Professor der Geschichte am Gymnasium zu Gotha ernannt. Von dem Herzog
August, der ihm mehrfache Beweise seines Wohlwollens gab, erhielt er 1816 den Charakter eines Hofraths und Historiographen des gothaischen Landes. Im Juli 1819 ward er mit Beibehaltung seines Gehalts in Ruhestand versetzt. Seine physischen Kräfte schwanden, aber sein Geist blieb dessen ungeachtet rastlos thätig. Noch immer suchte er als Schriftsteller zu nützen, da er es durch mündlichen Unterricht nicht mehr vermochte. Dabei erfreute er sich einer fast ununterbrochenen Gesundheit. Auch noch in höherem Alter unternahm er, wie er es seit 1804 regelmäßig gethan, alljährlich nicht unbedeutende Reisen, die er zum Theil durch den Druck bekannt machte. Seine im J. 1787 mit Sophie Catterfeld geschlossene Ehe trennte 1790 der Tod seiner Gattin. Eine zweite Lebensgefährtin fand er 1791 an einer gebornen
Laurentii. Kein Kind erheiterte sein Alter. Die in seiner zwiefachen Ehe erzeugten zwei Töchter waren früh wieder gestorben. Bereits seit 1811 benutzte er seine geräumige Wohnung zu einer Pensionsanstalt für Ausländer. Seine bisher kräftige Gesundheit und immer heitere Laune ward zu Anfange des Jahres 1828 durch einen Anfall von Wassersucht erschüttert. Rüstig blieb er dabei noch immer, obgleich er bereits sein 78. Lebensjahr angetreten hatte. Er starb am 24. März 1828. Noch kurz vor seinem Tode hatte er an einem für die Hennings'sche Buchhandlung in Gotha übernommenen historischen Werke geschrieben, sodaß man von ihm sagen könnte, er sei mit der Feder in der Hand gestorben.
Durch seinen humanen Charakter, der ihn mit Jedermann in Frieden und Eintracht leben und nie Böses mit Bösem vergelten ließ, hatte sich
Galletti zahlreiche Freunde und gegründete Ansprüche auf allgemeine Achtung erworben. Seine besseren Eigenschaften wogen die kleinen Schwächen und Mängel seiner Natur reichlich auf. Immer heiter und lebenslustig, war er in Gotha die Seele aller geselligen Kreise. Eine solche Erholung, die er sehr liebte, war ihm nach angestrengten Geistesarbeiten dringendes Bedürfniß. Fleißig besuchte er das Theater; er erlebte jedoch nicht mehr die Vollendung eines neuen Schauspielhauses. In seinen Amtsverhältnissen, in seiner Stellung als Lehrer fühlte er sich glücklich durch die ihm gezollte Achtung und Liebe seiner Schüler, obgleich diese bei seiner zunehmenden Altersschwäche mitunter zu Ausbrüchen des Frevels und Muthwillens gegen ihn sich verleiten ließen. Seinem Äußeren nach war er keine imposante Erscheinung. Er war von mittlerer Größe, eher klein zu nennen. An seine italienische Abstammung erinnerten die schwarzen Augen und Haare und die ebenfalls dunkle Gesichtsfarbe. Eine freundliche Gutmüthigkeit sprach aus seinen Zügen. Seinen ziemlich regelmäßigen Körper entstellte ein um einige Zoll zu kurzer Fuß.
Galletti suchte diesem Übel durch einen hohen Stiefelabsatz abzuhelfen. Er mußte aber dennoch hinken, was ihm jedoch das Gehen wenig erschwerte. Seine früher fließende Rede unterbrach in späteren Jahren ein unangenehmes Stottern. Mit manchen andern gelehrten Männern hatte er die Schwäche gemein, daß ihn während des Unterrichts eine Zerstreutheit des Geistes befiel. In solchen Augenblicken soll er ein Mal die Höhe des Chimborasso nach Meilen bestimmt, ein ander Mal, bei Aufzählung der Producte Ostindiens, das Elfenbein unter den Mineralien erwähnt, und endlich gar ein Mal ganz naiv geäußert haben: "Gotha liege an zwei Flüssen, nämlich an der eisenacher und erfurter Chaussée." Auffallend war es, daß er bei seinem für historische Gegenstände ungemein treuen Gedächtniß die Namen mancher seiner Schüler durchaus nicht behalten konnte, und durch die wunderlichsten Verwechselungen Gelächter erregte. Diese kleinen Mängel wurden bedeckt durch den Adel seines Geistes und Herzens. Seine gutmüthige Natur erlaubte ihm nicht zu zürnen, oder irgend eine Beleidigung lange nachzutragen. Hatte einer seiner Schüler sich so vergangen, daß ihm auf der Stelle seine Verzeihung zu Theil werden konnte, so erlangte er dieselbe doch sicher, wenn er sich nach den Schulstunden in
Galletti's Wohnung begab und dort Reue über seinen Fehltritt blicken ließ. In den Vorbereitungen zu dem Osterexamen, bei denen die Secundaner in seiner Gegenwart ein aufgegebenes Pensum aus dem Lateinischen ins Teutsche übertragen mußten, gab er oft den Schwächern verstohlene Winke, um das Dunkel schwerer Stellen aufzuhellen. Nur Widerspruch von Seiten seiner Schüler konnte Galletti nicht leiden. Wer eine Rechtfertigung versuchte, entging nicht leicht dem Schicksale, einen Sitz auf der sogenannten Eselsbank zu erhalten, oder seinen Namen in das Schimpfbuch eingetragen zu sehen.
Als Schriftsteller zeigte
Galletti eine unermüdete und rühmliche Thätigkeit. Die wissenschaftlichen Fächer, zu denen er einen besondern Beruf in sich fühlte, waren Geschichte und Geographie. Für beide in Teutschland eine neue Bahn gebrochen zu haben, ist ein Verdienst, das ihm nicht streitig gemacht werden kann. Mag auch ein Theil seiner Werke durch den Mangel an Bestimmtheit und logischer Anordnung, sowie durch ermüdende Weitschweifigkeit des Styls den Bedürfnissen und Anfoderungen der heutigen Zeit nicht völlig mehr genügen, so bleiben sie doch immer reiche Fundgruben für historische und geographische Studien. Ein besonderes Verdienst erwarb sich Galletti um die Bearbeitung der vaterländischen Geschichte. Zu seinen frühesten schriftstellerischen Arbeiten gehört seine Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha. (Gotha 1779-1781. 4 Thle.) In späteren Jahren (1825) schrieb Galletti noch eine Geschichte der Fürstenthümer der Herzoge von Sachsen von der gothaischen Linie, in einem bloßen Umrisse. Zur genauen Kenntniß des vaterländischen Bodens trug er aber auch wesentlich bei durch seine Anfangs in Heften erschienene Geschichte Thüringens. (Gotha 1782- 1785. 6 Bbe.) In vielfachen Auflagen wurden seine Lehrbücher der europäischen Staatengeschichte (Gotha 1755. 3. Aufl. ebendas. 1815.), der teutschen Staatengeschichte (ebendas. 1787. 2. Aufl. ebendas. 1805.), der alten Staatengeschichte (ebendas. 1788. 4. Aufl. ebendas. 1818.), der Geographie (ebendas. 1790.
4. Aufl. ebendas. 1818.) u. a. Compendien überall verbreitet. Auch für den ersten Unterricht in der Geschichtskunde schrieb Galletti ein brauchbares Elementarbuch (Gotha 1795.), späterhin (1804) auch ein geographisches Elementarbuch und ein geographisches Taschenwörterbuch (Leipzig 1807. 3. Aufl. ebendas. 1822.). Ein umfassendes Werk war seine kleine Weltgeschichte, von welcher zu Gotha in den Jahren 1797-1819 27 Octavbände erschienen. Als einen gründlichen Historiker zeigte er sich auch in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges (Gotha 1806.), in einer Geschichte von Spanien und Portugal (Erfurt 1809-1810. 3 Bde.), in einer historisch-statistisch-topographischen Darstellung Frankreichs (Gotha 1813.), in einer Geschichte der Staaten und Völker der alten Welt (Leipzig 1822-1825. 3 Thle.), in einer Geschichte von Griechenland (Gotha 1826. 2 Bde.), in einer Geschichte des osmanischen Reichs (ebendas. 1826.) und mehren ähnlichen historischen Werken. Durch eine eigenthümliche Form suchte Galletti in einigen seiner letzten Schriften dem Gedächtnis zu Hilfe zu kommen. In dieser Absicht schrieb er einen Katechismus der Weltgeschichte (Leipzig 1825.), der teutschen Geschichte (ebendas. 1825.) und der teutschen Vaterlandskunde (ebendas. 1826.). Nach einem ganz neuen Plane bearbeitete er in den letzten Jahren seines Lebens seine "Anschauliche Erdbeschreibung zur leichtern und gründlichen Erlernung der Erdkunde." Von diesem Werke erschienen zu Berlin 1825-1826, drei Octavbände. Die Vollendung des vierten, der das Werk beschließen sollte, unterbrach
Galletti's Tod. Gleichzeitig hatte er sich mit dem Entwurfe einer Selbstbiographie beschäftigt, von welcher jedoch Nichts zur öffentlichen Kenntniß gelangt ist. In frühern Jahren lieferte Galletti auch mehre Beiträge zu Zeitschriften, so unter anderem: Einige Gedanken über den Nutzen der Geschichte (in der Olla Potrida. 1779. 4. St. S. 313 fg.). Sorge Herzog
Ernst des Frommen für den Unterricht der Jugend (in Büsching's Wöchentlichen Nachrichten. 1785. S. 225 fg.). Historische und statistische Übersicht der preußischen Macht (in dem Gothaischen Hofkalender für das Jahr 1796. S. 25 fg.), des russischen Staates (a. a. 0. 1798. S. 15 fg.) u. a. m. Recensionen lieferte Galletti für die Gothaische gelehrte Zeitung, für Meufel's Neueste Literatur der Geschichtskunde und andere Journale.
Sein
Bildniß, gestochen 1802 von Bollinger, befindet sich vor dem 67. Bande der Neuen Allgem. deutschen Bibliothek . (
Heinrich Döring.)
Aus: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (hgg.) von J. S. Ersch und J. G. Gruber, erste Section A-G. Dreiundfunfzigster Theil. Brockhaus Leipzig 1851, S. 44-46
Das Portrait ist dem nachfolgenden Literaturtip entnommen. Es ist eine Lithographie von Paul Emil Jakobs (1802-1866). Das Original befindet sich im Münchner Stadtmuseums. (1970)
Lit.: Das größte Insekt ist der Elefant. Professor Gallettis sämtliche Kathederblüten, (hg.) Helmut Minkowski, dtv München 5.1970. Daraus einige Beispiele:
3. Ein Gott ist unsterblich und stirbt auch nicht. (S. 39)
115. Wenn jemand das Alte Testament übersetzen sollte und hätte weder Grammatik noch Lexikon, ja nicht einmal einen Text, so wäre das sehr schwierig. (S. 50)
238. Die Geißelbrüder, die auch als Flagellanten ihr Unwesen trieben, waren eine Epedemie, die sich von den Anfängen des Mittelalters bis in die Ausläufer der Karpathen erstreckte. (S. 64)
549. Wenn man 4 Würfel hat und will 6 Sechsen werfen, so wird dies nicht immer gelingen. (S. 98)
642. Und Sie, Schäfer, gehören überhaupt nicht unter anständige Menschen. Kommen Sie zu mir auf's Katheder. (S. 111)
[4.7.03]
Weitere geniale Aussprüche und mehr zu Meister
Galletti auf der von
Matthias Opatz wunderbar eingerichteten Website
galletti.de .
[19.9.03]
Bernhard Geyer
* Alme 3.2.1880, † Bonn 4.4.1974
Dr.theol., Apostol. Protonotar,
[ehem.] Leiter Albertus-Magnus-Inst. Köln, o. UProf.; UPDoz. Bonn 14, o.Prof. Breslau 21, Bonn 27; Koninkl. Vlaam. Acad. Wet., Bayer. Akad. d. Wiss. Mittelalterliche Theologie u. Philosophie.
V:
Die Sententiae divin. 09, 67;
Peter Abaelards philos. Schriften 19-33; Die
Albert d. Gr. zugeschrieb.
Summa natural. 38; Die Univ.predigten d.
Albertus Magnus.
MV: Die patrist. u. scholast. Philosophie (Ueberweg: Grundriß d. Gesch. d. Philos. II) 27, 51 (Bearb.).
S:
Mag. Echardi Quaestiones et sermo Par. (Florileg. Patrist. XXV Meister
Eckhart. Die lat. Werke V 36) 31; Der alte Kat. d. Werke d. hl.
Albertus Magnus (Misc. Giov. Mercati II: Studi e Testi 122).
H:
Florileg. Patrist. Alberti Magni Opera omnia Editio Coloniensis t. 1-8 51-67; Festschr. Studia Albertina 52.
MH: Beitr. z. Gesch. d. Philos. u. Theol. d. MA.
[KDG, 10. Ausgabe 1966, Bd. 1, S. 827]
[12.12.11]
Martin Grabmann
* Winterzhofen (Oberpfalz) 5.1.1875, † Eichstätt 9.1.1949
Kath. Theologe, Philosoph. - Der Bauernsohn studierte 1893-98 am Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt Philosophie und Theologie, empfing 1898 die Priesterweihe und war zwei Jahre Seelsorger in der Oberpfalz. 1900 setzte er seine Studien am Thomaskolleg der
Dominikaner in Rom fort und wurde 1901 zum Dr. phil., 1902 zum Dr. theol. promoviert Seit 1906 a.o. Prof. der Dogmatik am Bischöflichen Lyzeum in Eichstätt übernahm er 1913 als o. Prof. den Lehrstuhl für Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Wien und lehrte von 1918 bis zur Aufhebung der Theologischen Fakultät 1939 in München Dogmatik.
Grabmann betrieb umfangreiche Quellenforschungen zur Philosophie- und Theologiegeschichte des Mittelalters (Aristotelismus,
Thomas von Aquin, Thomismus, mittelalterliche
Mystik) und verfaßte grundlegende Werke zur Scholastik. Er veröffentlichte u.a. Geschichte der scholastischen Methode (2 Bde., 1909-11; Nachdruck 1955),
Thomas von Aquin (1912, 8.1949), Mittelalterliches Geistesleben (3 Bde., 1926-56) und Die Geschichte der katholischen Theologie seit dem Ausgang der Väterzeit (1933).
Leb Freising 2
[DBE, Bd. 4, 1996, S. 116]
[12.12.11]
Alois Maria Haas
* Zürich 23.2.1934
Dr.phil., Dr.theol.h.c.. o.UProf.; Schlossergasse 2, CH-8001 Zürich, Tel. (01) 470304. Dr.phil. 63, Habil. 70, Assoc.Prof. German Dept. McGill U Montreal, Canada 7). ao.Prof. U Zürich 74. oProf. 74: Dr.theol.h.c. U Freiburg/Schweiz 78. Germanische Sprachen u. Literatur: Ältere deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700.
V:
Parzivals tumpheit bei
Wolfram von Eschenbach 64;
Nim din selbes war. Studien z. Lehre v. d. Selbsterkenntnis bei
M. Eckhart,
J. Tauler u.
H. Seuse 71:
Sermo mysticus 78; Meister
Eckhart als normative Gestalt d. geistl. Lebens 79, Geistl. Mittelalter 84; Gottleiden - Gottlieben 89;
Deum mistice videre 89: Todesbilder im Mittelalter 89; Kunst rechter Gelassenheit. Themen u. Schwerpunkte von
Heinrich Seuses Mystik 95; Mystik als Aussage 95; Mystik im Kontext 01.
MV: Grundfragen d. Mystik. m.
W. Beierwaltes, H.V. v. Balthasar 74; Das "einig Ein", Stud. zu Theorie u. Sprache d. dt. Mystik. m.
H. Stirnimann 80.
H:
Johann Fischart:
Das Glückhafft Schiff von Zürich 67;
Johann Fischart:
Flöh Hatz, Weiber Tratz 67;
Abraham a Sancta Clara:
Wunderlicher Traum v. e. grossen Narrennest 69;
Andreas Gryphius:
Catharina v. Georgien 75;
Canticum Canticorum, Faksimile-Ausg. d. Codex Bodmer 31 78:
Der Franckforter, Theologia Deutsch. In nhd. Übers. 80.
MH:
Erasmus v. Rotterdam:
Ein Klag des Frydens.
Leo Juds Übers. d.
Querela pacis v. 1521 zus. m. d. lat. Original 69:
Typologia Litterarum, Festschr.
Max Wehrli 69; Dt. Barocklyrik. Gedichtinterpretat. v.
Spee bis
Haller 73: Studien z. Germanistik, Anglistik u. Komparatistik seit X 71: Schweizer Texte 77;
Joh. Tauler: Predigten 79; Zürcher Beitr. z. dt. Lit.- u. Geistesgesch.; Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700 88; Unbekanntes Christentum 87;
Verborum Amor. Fs
Stefan Sonderegger 92.
S: Beitr. in: Die dunkle Nacht der Sinne 89:
Gotes u. der werlde hulde 89; Der Tod in Dichtung, Phil. u. Kunst 89; Gottes Nähe 89.
Z: Aufs. in: Intern. Zs., Freib. Zs. f. Phil. u. Theol., Zs. f. Gerontologie, Rhein. Vjbl., Zs. f. Dt. Altertum, Titlisgrüße, Intern. Kath. Zs., Theol. Zs. 76-81.
Lit.:
C. Brinker u. a. (Hrsg.)
Contemplata aliis tradere 95;
C. Brinker u.a. (Hrsg.):
Homo Medietas 99.
[KDG, 19. Ausgabe 2003, Bd. 1, S. 1085]
[12.12.11]
Otto Karrer
* Ballrechten/Breisgau 30.11.1888, † Luzern 8.12.1976
Kath. Theologe. - Er bemühte sich als Priester und Schriftsteller um die Weckung des religiösen Gutes der Vergangenheit wie um die Ökumene. 1908 begann Karrer in Innsbruck das Studium der kath. Theologie. Im dritten Studienjahr Novize der Gesellschaft Jesu. Philosophiestudium in Valkenburg in Holland. Während des ersten Weltkrieges Lehrer am berühmten Jesuitengegymnasium in Feldkirch. Einer seiner dortigen Schüler war Karl Rahner. Am 20. Juni 1920 zum Priester geweiht. Er hörte Vorlesungen über mittelalterliche Geschichte in Bonn und über Kunstgeschichte bei Wölfflin in München. Während des Feldkircher Magisteriums Arbeiten über den dritten Ordensgeneral Franz von Borja. Das Buch dazu erschien 1921 und bereitete die Ignatius von Loyola - Ausgabe (1922,) vor. Studien über Bellarmin und persönliche Erfahrungen veranlaßten Karrer, 1923 aus dem Jesuitenorden auszutreten. Er ließ sich als Schriftsteller in Luzern nieder, wo er bis zu seinem Tode blieb. Seine Ausgaben von Werken bzw. Briefen des Meister Eckharts, des Kardinal Newmans, des Franz von Sales, die große Ausgabe der Textgeschichte der Mystik (I-III, 1925-1926), seine langjährige Mitarbeit an der Zeitschrift »Hochland« machten ihn über Fachkreise hinaus bekannt. Während des zweiten Weltkriegs half er von der Schweiz aus vielen Flüchtlingen aus Hitlerdeutschland und dessen Einflußgebieten. In dem Buch »Das Religiöse in der Menscheit und das Christentum« (1934) hatte er die ersten Ansätze zur Ökumene verarbeitet. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg, dann ermuntert durch das Zweite Vatikanische Konzil, gründete er ökumenische Gesprächskreise. Die diesbezügliche Vorträge und Gedanken wurden in der »ökumenischen Schriftenreihe« »Einheit in Christus« (vier Bde. ab 1963!) und in anderen Studien veröffentlicht. ln dieser Hinsicht wichtig wurde ihm die Zusammenarbeit mit dem schweizer Theologen Oskar Cullmann. Ökumenische Bedeutung errang Karrers Übersetzung des Neuen Testaments. Der Index der vollständigen Karrer-Bibliographie im Archiv weist 716 Nummern auf. Dies zeugt von einer unerschöpflichen, geistigen Kraft, mit der er weite Gebiete der Theologiegeschichte, Religionsphilosophie und der Systematischen Theologie bearbeitete. Nach manchen Anfeindungen seitens der offiziellen Kirche und manchen inneren Anfechtungen wurde Karrer erst 1963, also mit 75 Jahren, durch den Vatikan voll rehabilitiert. Wolfdietrich von Kloeden
[gekürzt nach Bautz] [4.7.03]
Raymond Klibansky
* 15.10.1905 Paris, † 5.8.2005 Montreal
Gymnasium in Frankfurt am Main, Studium Heidelberg, 1927 erste Veröffentlichung über den französischen Renaissance-Philosophen
Charles Bovelles. Anfang der dreissiger Jahre erste Ausgaben im Rahmen einer lateinischen Meister
Eckhart-Edition der Heidelberger Akademie in und gesuchter Zusammenarbeit "mit einer Gruppe von römischen
Dominikanern, die ebenfalls eine solche Edition ins Auge gefaßt hatten." (s.
Wirkung). 1933 Flucht aus Deutschland nach London, dadurch Beendigung der Meister
Eckhart-Edition.
"Klibansky hat als Nachrichtenoffizier des britischen Geheimdienstes aktiv gegen den Nationalsozialismus gekämpft. Die zugleich logische und historische Schulung des Philosophen, seine Erfahrung im deutenden Umgang mit Texten kamen ihm dabei zugute. Während des Krieges konnte er erneut einen kulturellen Schatz von europäischer Bedeutung vor dem Untergang bewahren: Klibansky verhinderte die wegen der Moselbrücke geplante Bombardierung von Bernkastel-Kues und rettete dadurch die einzigartige Bibliothek des Cusanus."
(Jens Halfwassen, Uni Heidelberg)
1946 McGill-Universität Montreal, 1966-69 Präsident am Internationalen Institut für Philosophie, Einsatz "für die Rechte von Denkern wie des Philosophen und Initiators der Charta 77, Jan Patocka." 1993
La Philosophie en Europe mit Unterstützung der
UNESCO. In Hamburg Lessing-Preis, Aufnahme in das Ehrenpantheon der Universität Heidelberg, Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 1995 Ehrendoktor der ältesten europäischen Universität in
Bologna.
Lit.:
Raymond Klibansky, Erinnerung an ein Jahrhundert - Gespräche mit
Georges Leroux, Frankfurt/Main, Insel, 2001.
[12.12.11]
Josef Koch
* Münstereifel 2.5.1885, † Köln, 10.3.1967
Kath. Theologe, Philosophiehistoriker. - Koch studierte seit 1903 Theologie, Philosophie und klassische Philologie in Freiburg/Breisgau, Straßburg und Bonn, wurde 1915 in Bonn zum Dr. phil. und 1925 in Breslau zum Dr. theol. promoviert und habilitierte sich dort im selben Jahr für systematische Theologie. Seit 1933 war er a.o. Prof. der Fundamentaltheologie und der philosophisch-theologischen Propädeutik und wurde zum persönlichen Ordinarius ernannt. 1945 mußte Koch Breslau verlassen und wurde Gastprofessor in Bonn. 1947 übernahm er eine neugeschaffene Professur der patristischen und scholastischen Philosophie und Religionsphilosophie in Göttingen und lehrte von 1948 bis zu seiner Emeritierung 1956 als Ordinarius für mittelalterliche Philosophie in Köln. Koch gehörte zu den bedeutendsten Erforschern der Literatur und Ideen der mittelalterlichen Philosophie und Theologie; er machte sich vor allem mit Arbeiten über Meister Eckhart einen Namen, dessen lateinische Werke er herausgab. Koch war korrespondierendes Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Heidelberg und München.
[DBE, Bd. 4, 1996, S. 116]
Dr. theol., Dr. phil., em. ob. UProf., Prälat; UPDoz. Breslau 25, nbeamt. ao. Prof. 30, oö. Prof. 33-45, Göttingen 47, Köln 48, em. 54; Arb.gem. Forsch. Nord rh.-Westf., Bayer. Akad. Wiss., Akad. Wiss. Heidelberg, Soc. philos. Louvain. Philosophie, Theologie d. MA.
V: Durandus de S. Porciano I 27; Durandi de S. P. Quaestio de natura cognitionis 29; D. de S. P. Tractatus de habitibus 30; Platonismus im MA. 48; Die ars coniecturalis d. Nikolaus von Kues 56; Der dt. Kardinal in dt. Landen 64.
MV: Giles of Rome, Errores philosophorum, m. John 0. Riedl 44.
S: 3 Abh. Üb. d. Predigten d. Nikolaus v. Kues (S. B. Akad. Wiss. Heidelberg) 36, 40, 42; Briefwechsel d. Nikolaus v. Kues (ebda) 44; Nikolaus v. Kues u. seine Umwelt (ebda) 48; Nikolaus v. Kues (Die gr. Deutschen 1); Üb. eine Trierer Hs. (Festschr. Gerhard Kalten) 57; Meister Eckart (Neue Dt. Biogr. IV); Beitr. in: Verfasserlex. d. dt. MA; Zur Analogielehre M. Eckarts (Mélanges Etienne Gilson) 59; Jacques Fournier als Gutachter in theol. Prozessen (Festgabe Kard. Frings) 60; Sinn u. Struktur d. Schriftauslegungen M. Eckarts (M. E., Festschr. zum E.-Gedenkjahr) 60; Die Grundlagen d. Gesch.philos. Ottos v. Freising (Gesch.denken u. Gesch.bild. im MA., Wege d. Forsch. 21) 61; M. Eckarts Weiterwirken im dt.-niederländ. Raum (La mystique rhénane) 63.
Z: Zahlreiche Aufs. in Fachzss., u. a.: Jakob v. Metz 0. P. (Arch. hist. doctr. et litt, du m. a. 4) 29; Philos. u. theol. Irrtumslisten v. 1270-1329 (Mélanges Mandonnet) 30; Die Verurteil. Olivis auf d. Konzil v. Vienne u. ihre Vorgesch. (Schol 4) 30; Augustin u. Dionys. Neuplatonismus u. d. MA. (Kant-Stud.) 56/57; Krit. Stud. z. Leben M. Eckharts (Archivum Fratr. Praed.) 59, 60; Die Lichtsymbolik in Philos. u. Mystik d. MA.s (Stud. Gen.) 60; Von der Bildung d. Antike zur Wissensch. d. MA.s (Die Höhere Schule) 62.
H: Stud. u. Texte z. Geistesgesch. d. MA. seit 50; Opuscula et textus.
MH: M. Eckhart: Die lat. Werke, m. E. Benz, K. Weiß.
Ue: N. v. Kues: Vom Ursprung, m. M. Feigl 49.
[KDG, 11. Ausgabe 1970, S. 1233] [4.7.03]
Niklaus Largier
* 1957
|
Foto: UC Berkeley (s. Link) |
Professor of German and Comparative Literature in
Berkeley, University of California .
After studying German, Russian, and Philosophy in Zurich and Paris, Professor Largier received his Ph.D. from the University of Zurich in 1989. His research deals with the history of medieval and early modern German literature, especially questions of the relations among literature, philosophy, theology, and other fields of knowledge. He is currently finishing a project that explores the relation between bodily ascetic practices (in particular self-flagellation), eroticism, and literary imagination in the Middle Ages and in early modernity. It will result in a book with the title "Das Lob der Peitsche: Eine Kulturgeschichte der Erregung" (to be published by C. H. Beck, Munich, in fall 2001). Another project involves the history of fantasy and the passions in the Middle Ages. Niklaus Largier is an internationally recognized expert on mystical traditions in German literature and thought, in particular Meister Eckhart. His books include a study on time and temporality in late medieval philosophy and literature (1989), a bibliography of literature on Meister Eckhart (1989), a translation and commentary of a medieval treatise on spiritual poverty (1989), a two-volume edition of Meister Eckhart's works with extensive commentaries in the Deutscher Klassiker Verlag (1993), and a study of the significance of exemplum and exemplarity in medieval literature, philosophy, and historiography (1997). Largier has published essays on Eckhart, Tauler, Seuse, Mechthild of Magdburg, Hadewijch, Rudolf of Biberach, Czepko, and others. More recently, a series of articles deals with the interaction of images and texts in medieval manuscripts, questions of visual culture, and the significance of exemplarity in various discursive contexts. He has coedited two collections of essays on spirituality and literature (1995 and 1999), and an important medieval collection of vernacular sermons (1998). [2003]
[21.8.17]
Freimut Löser
* Ostheim v. d. Rhön 24.4.1954
Dr., PD U Würzburg; Univ., Phil. Fak. II, Am Hubland, D-97074 Wüzburg, Dr. phil. 88, PD U Würzburg 01. Ältere deutsche Philologie.
V: Meister
Eckhart in Melk 99.
MV:
Dulce bellum inexpertis, m.
H. Brunner u. a. 02.
S: Nachlese (Die dt. Predigt im MA) 92;
Jan Milic in europ. Trad. (Dt. Lit. d. MA in Böhmen) 01; Auf d. Weg z. dt. Bibel (Kirchengeschichtl. Probleme d. Preußenlandes) 01.
Z: Rezeption als Revision (PBB 119) 97; Der Apokalypser Komm. (Chloë 25) 97; Rätsel lösen (
Wolfram-Stud. XV) 98.
MH: Die 'Rechtssumme' Bruder
Bertholds; Meister
Eckhart: Die dt.
Werke.
Lit: Zs. f. Germanistik XI 01; ZfdPh 120 01; Rezensionen (ZfdA) 02.
[KDG, 19. Ausgabe 2003, Bd. 2, S. 2004]
[12.12.11]
Burkhard Mojsisch
* Guben 13.8.1944, † Bochum 22.5.2015
Dr. phil., apl. UProf. Dr.phil. 74, Dr.habil. U Bochum 82, Wiss. Mitarb. am Projekt Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi seit 84, Philosophie, Geschichte der Philosophie. Philosophie des Mittelalters.
V: Die Theorie des Intellekts bei Dietrich von Freiberg 77; Meister Eckhart. Analogie, Univozität u. Einheit 83.
S: Platons Sprachphilosophie im "Sophistes" (Bochumer Stud. z. Philosophie 3) 86; Platon, Plotin, Ficino. "Wichtigste Gattungen" - eine Theorie aus Platons "Sophistes" (ebda 10) 88. - Histor. Wb. d. Philosophie 1. Aufl. 80-89; Lex. d. MA 85-89; Festschr. L. Hödl 85.
Z: La psychologie philosophique d'Albert le Grand et la theorie de l'intellect de Dietrich de Freiberg. Essai de comparaison (Arch. de Philos. 43) 80; Zum Disput üb. d. Unsterblichkeit d. Seele in MA u. Renaissance (Freiburger Zs. f. Philos. u. Theol. 29) 82: Dietrich v. Freiberg. Seine Philosophie im Grundriß (Theol. Lit.ztg 113) 88.
H: Dietrich v. Freiberg, Opera omnia I 77; Ulrich v. Straßburg, De summo bono I 89.
MH: Bochumer Stud. z. Philosophie seit 82: Dietrich v. Freiberg, Opera omnia III 83; Berthold v. Moosburg, Expositio super Elementationem theologicam Procli II 86.
Ue: Dietrich v. Freiberg, Abhandl. üb. d. Intellekt u. d. Erkenninisinhalt 80; Kann Gottes Nicht-Sein gedacht werden? D. Kontroverse zw. Anselm v. Canterbury u. Gaunilo v. Marmoutiers 89 [Einl. K. Flasch]; Pietro Pomponazzi, Abhandl. üb. d. Unsterblichkeit der Seele 90.
[KDG, 16. Ausgabe 1992, Bd. 2, S. 2460] [4.7.03]
Franz Pfeiffer
* Bettlach (Schweiz) 27.2.1815, † Wien 29.5.1868
Germanist, Philologe. - 1834 Immatrikulation an der Universität München, seit 1838 Beginn der Sammlung von Texten für die spätere
Eckhart-Ausgabe, 1840/41 Reise zur Erstellung von Abschriften altdeutscher Schriften, 1842-44 Veröffentlichung von fünf Bänden (über tausend Seiten), darin u.a. die Weingartner und die
Heidelberger Liederhandschrift sowie die livländische Reimchronik. Seit 1840 mit
Wilhelm Grimm bekannt. 1845 Publikation von Band I der deutschen Mystiker, 1850 des habsburgisch-österreichischen Urbarbuches, 1857 der ersten Abteilung von Band II der deutschen Mystiker mit
Eckhart zugeschriebenen Texten (Inhaltsübersicht s.
Werk; ausführlicher:
Eckhart-Autoren). Im Herbst des Jahres tritt er eine ordentliche Professur an der Universität Wien an.
Pfeiffer gilt neben
Wolfgang Wackernagel als einer der ersten Philologen, der neben Abdrucken auch kritisch zu edieren begann (wobei die Ausgabe der
Eckhart-Texte nicht fortgesetzt wurde). 1856 Gründung der 'Germania, Vierteljahresschrift für deutsche Alterthumskunde'. 1861 Herausgabe 'Buch der Natur' von
Konrad von Megenberg, 1862 der Predigten
Bertholds von Regensburg, 1864
Walther von der Vogelweide und 1866 des altdeutschen Übungsbuchs. 1870 erschien posthum das letzte Buch
Pfeiffers: "Briefwechsel zwischen Joseph Freiherrn von Laßberg und Ludwig Uhland". (Zusammengefasst nach dem Eintrag in der ADB Bd. 25, 1887, S. 635-638; s.
Wirkung). Inhalt der 12 Hss. aus seinem Nachlaß in der Nationalbibliothek in Wien s.
Eckhart-Autoren.
[13.12.11]
Johann Wilhelm Preger
* Schweinfurt 25.8.1827, † München 30.1.1896
Evangelischer Theologe. - 1845 Theologiestudium an der Universität Erlangen, 1849 für ein Jahr in Berlin, seit 1851 Stadtvikar und Professor in München. 1868 zum außerordentlichen und seit 1875 zum ordentlichen Mitglied der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Seine Arbeiten zu Meister Eckhart und insbesondere seine dreibändige "Geschichte der Mystik" stießen auf heftigste Kritik seitens des Dominikaners Heinrich Denifle.
Seit 1869 Arbeiten zu einer Biographie Eckharts, deren Ergebnisse im wesentlichen bis heute Bestand haben.
L: Meister Eckard, 1876; Meister Eckhart, 1877 (ADB).
V: Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter (3 Bde., 1874, 1881, 1893).
Z: Ein neuer Traktat Meister Eckharts und die Grundzüge der Eckhartischen Theosophie, 1864; Kritische Studien zu Meister Eckhart, 1866; Zur Mystik, 1867; Meister Eckhart und die Inquisition, 1869; Vorarbeiten zu einer Geschichte der deutschen Mystik, 1869; Meister Eckarts Theosophie und deren neueste Darstellung, 1870; Der altdeutsche Traktat von der wirkenden und der möglichen Vernunft, 1871.
[21.8.17]
Josef Quint
* Bonn 28.3.1898, † Köln 14.12.1976
|
Bild: Festschrift Josef Quint (65. Geburtstag) Bonn, Semmel, 1964 |
Germanist, Literarhistoriker. - 1937 NSDAP, 1938 Ordinarius in Breslau. Vermerk von Ministerialrat Harmjanz zur Berufung: "ein sonst unbedeutender Deutschphilologe" sei zum Ordinarius gemacht worden, "um damit dem Amt Rosenberg einen besonderen Gefallen zu erweisen."
[Klee, S. 475]
Quint habilitierte sich 1927 in Bonn und wurde 1934 dort a. o. Professor der germanischen Philologie. 1939-45 war er o. Professor in Breslau, seit 1948 in Saarbrücken und seit 1955 in Köln. Seine Forschung galt vor allem der mittelalterlichen
Mystik, besonders dem Werk Meister
Eckharts, dessen Predigten er als Leiter der "Meister
Eckhart-Ausgabe" übersetzte und herausgab.
Quint gab ferner
Der Mitteldeutsche Karl Elegast (1927) heraus und veröffentlichte u.a.
Die Überlieferung der deutschen Predigten Meister Eckeharts (1932) und
Textbuch zur Mystik des deutschen Mittelalters (1952).
[DBE, Band 8, 1998, S. 103]
Dr.phil., oö. UProf., [ehem.] Leiter Abt. Dt. Werke d. Meister Eckhart-Ausg. d. Dt. Forsch.gem.; UPDoz, Bonn 27, nbeamt. apl. Prof. 34, oö. Prof. Breslau 39, Saarbrücken 48, Köln 55. Dt. Mystik, bes. Meister Eckhart.
V: Der mitteldt. Karl u. Elegast 27; Die Überlief. d. dt Predigten Meister Eckeharts 32; Neue Handschriftenfunde z. Überlief. d. dt. Werke Meister Eckharts u. seiner Schule 40.
S: Meister Eckehart (Die Gr. Deutschen 1); Mystik (Reallex. d. dt. Lit.Gesch. II) 2.Aufl. 62; Das Echtheitsproblem d. Traktats "Von abegescheidenheit" (Meister Eckhart) in: La Mystique Rhénane, Colloque de Strasbourg 16.-19. Mai 1961 63; Meister Eckharts Traktat "Von abegescheidenheit" (Dr. L. Reypens-Album) 64. Beitr. in Festschr.: P. Böckmann 64, de Boer 66, Fritz Tschirch 72.
Z: Zahlr. Aufs. seit 27; u.a.: Zu Max Pahnckes neuen Editionsvers. an Meister Eckhart (Zs. f. dt. Philol. 80) 61; Entgegnung (ebda 82) 63; Textkritisches zur Verspraefatio d. Heliand (Paul-Braune-Beitr. 85) 63.
H: Dt.; Mystikertexte d. MA. I 29; Textb. z. Mystik d. dt. MA. 52; Meister Eckharts Buch d. göttl. Tröst. u. Von d. edlen Menschen 52; Meister Eckehart: Dt. Predigten u. Traktate 55, 2.Aufl. 63, 3.Aufl. 69; Die dt. u. lat. Werke. Die dt. Werke I 58, V 63, II 71, III 76; Das Buch d. göttl. Tröst. 61, Die Reden d. Unterweis. 63.
Lit: Festschr. z. 65. Geb. v. J. Q. 64.
[KDG, 12. Ausgabe 1976, Bd. 2, S. 2479] [4.7.03]
Kurt Ruh
* Neuhausen/Rheinfall 5.5.1914, † Würzburg 8.12.2002
Dr.phil., Dr.theol.h.c.. entpfl. o.UProf. PD U Basel 54. LAuftr. München 58, o.Prof. Würzburg 60; Brüder-Grimm-Pr. 81; Mitgl. Bayer. Akad.Wiss. 79, EM Konikl. Acad. v. Nederlandse Taal- en Letterkde 84, Mittelalterl. german. u. roman. Philologie, abendländische Mystik.
V: Der Passionstraktat d. Heinrich v. St. Gallen 40; Altdt. Mystik 49; Bonaventura deutsch 56; Bonaventura, De triplici via' i. altschwäb. Übertrag. 57: Helmbrecht 60, 68, 74; Franziskan. Schrifttum i. dt. MA 64, II 85; David v. Augsburg. Die sieben Staffeln d. Gebetes 65; Höfische Epik d. dt. MA I 67, 77, II 80; Lancelot 82; Vorbemerk. zu einer neuen Gesch. d. abendl. Mystik 82; Meister Eckhart 85, 89; Dionysius Areopagita 87; Geschichte der abendländ. Mystik I 90, II 93, III 96 (ital. 95). Die Blume d. Schauung 91; Geschichte der abendl. Mystik 3 96.
S: Beitr. in: Epische Lit. d. dt. Spätmittelalters; Kl. Schriften 84 II: Geistl. Prosa d. Spätmittelalters (Hdb. d. Lit.wiss. Neue Ausg. VIII) 78. - Beitr. in Festschr.: E. Stutz 84, K. Matzel 84, F. Rauhut 85, S. Beyschlag 85, H. Hof 87, K. Stackmann 87, I. Reiffenstein 88, M.A. Schmidt 89, K.H. Borck 89, W. Schröder 89, A. Ampe 90.
Z: rd 90 Aufs. in germanist. u. theol. Zs. 44-90.
H: K. dt. Prosadenkmäler d. MA 65-85 XIV; Überliefer.geschichtl. Prosaforsch. (Text u. Textgesch. 19) 85; Abendländ. Mystik (Engelberger Symp.) 86.
MH: Dt. Lit. d. MA. Verfasserlex. (Haupthrsg.) 78-92.
HZ: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Lit. 69-85.
Lit: K. R. zum 60. Geb.: Würzburger Prosastudien II 75; Medium Aevum dt. Festschr. f. K. R. 79; Festh. z. 65. Geb. f. K. R. (Zs. f. dt. Altertum u. dt. Lit. 108/2) 79; Festschr. f. K. R. 89.; Th. Mertens: K. R. als onderzoeker van de Middelnederlandse letterkunde (Mieuw Letterkundig Magazin 12) 94; V. Mertens: Zum wiss. Werk v. K.R. (Zur neueren Methodengesch. d. german. Philol.) 98.
[KDG, 16. Ausgabe 1992, Bd. 3, S. 3081 - ergänzt durch 19. Ausgabe 2003, Bd. 3, S. 2785] [4.7.03]
Das Foto habe ich dem 2. Heft des 132. Bandes der "Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur", herausgegeben von Joachim Heinzle, Hirzel Stuttgart 2003, entnommen. [24.11.03]
Erich Seeberg
* Dorpat 8.10.1888, † Ahrenshoop (Pommern) 26.2.1945
Evang. Theologe, Kirchenhistoriker. - Der Sohn Reinhold Seebergs wuchs in Erlangen und Berlin auf, studierte dort sowie in Tübingen Theologie und wurde 1912 zum Lizentiaten promoviert. 1913 habilitierte er sich in Greifswald, nahm als Divisions- und Brigadepfarrer am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1919 Prof. der Kirchen- und Dogmengeschichte in Breslau. Nach Lehrverpflichtungen in Königsberg, Breslau und Halle lehrte Seeberg seit 1927 in Berlin und vertrat dort als Dekan 1933-35 eine "deutschtumsbewußte" Theologie in enger politischer Nähe zum Nationalsozialismus. Seeberg schrieb u. a. Luthers Theologie (2 Bde., 1929-37), Menschwerdung und Geschichte (1938) und Grundzüge der Theologie Luthers (1940). Bautz
[DBE, Bd. 9, 1998, S. 225 f.] [4.7.03]
Adolf Karl Emil Gustav Spamer
* Mainz 10.4.1883, † Dresden 20.6.1953
|
Foto: bbaw (s.u.) |
Germanist, Volkskundler. - Im engeren Sinne kein
Eckhart-Forscher, aber durch seine Beiträge (
Zur Überlieferung der Pfeifferschen Eckeharttexte, 1909;
Ueber die Zersetzung und Vererbung in den deutschen Mystikertexten, 1910 und
Texte aus der deutschen Mystik des 14. und 15. Jahrhunderts, 1912) nach wie vor eine reichhaltige und wichtige Quelle.
1902 Beginn sechsjähriges Studium der Germanistik, 1912 Promotion, 1921 Habilitation, 1926 ao. Prof. für Volkskunde Dresden, 1933 auf der Unterzeichnerliste des "Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler"
[Klee, S. 589, vgl. Eintrag und Liste der Unterzeichner ], 1936 Prof. für Volkskunde Berlin, 1950 Prof. mit Lehrstuhl für Volkskunde Leipzig.
Spamer wurde am 3.2.1938 als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewählt. Die Wahl wurde von der Regierung nicht bestätigt. Das Plenum der Akademie beschloß am 14.2.1946 die rückwirkende Mitgliedschaft ab 17.2.1938. Die Bestätigung hierzu erfolgte vor der Wiedereröffnung der Akademie.
1942 infolge Denunziationen bei der Gestapo Nervenzusammenbruch und Kreislaufkollaps (Rehabilitation in Radebeul). Erlitt kurz nach seiner Berufung nach Leipzig einen Schlaganfall, daraufhin 1951 Emeritierung auf eigenen Wunsch.
Dr. phil., o. Prof. f. german. Philologie, o. Mitgl. Dt. Akad. Wiss. Berlin u. Sächs. Akad. Wiss. Leipzig. PDoz Frankfurt/Main 21-26, beamt. ao. P. TH. Dresden 26-36, oö. P. U. Berlin 36-45, oö. P. TH. Dresden 47. Dt. Philologie, Volkskde.
V: Die Volkskunde als Wissenschaft 36; Dt. Volkskde. als Lebenswiss. v. dt. Volkstum 33; Die Tätowierung in d. dt. Hafenstädten 34; Dt. Fastnachtsbräuche 36; Weihnachten in alter u. neuer Zeit 38; Hessische Volkskunst 40; Dt. Volkskunst, Band Sachsen 43.
S: [Auswahl] Volkskunst (Frenzel, Karg, Spamer: Grundriß d. sächs. Volkskde II) 33; Die Mystik (Germ. Bibl. 19, Festschr. Otto Behaghel) 34; Kredit ist tot (Volkskundl. Gaben, Festschr. John Meier) 34; Eine Narrenschiffspredigt aus d. Zeit Sebastian Brants (Festschr. Otto Glauning II) 36; Die Hessen (M. Wähler: Der dt. Volkscharakter) 37; Haus als Heim (Haus u. Hof im nord. Raum II) 37; Himmelsbriefe d. dt. Mystik (Volkskundl. Ernte, Festschr. Hugo Hepding); Volkskunstforsch. als akad. Lehrfach (Jb. d. Staatl. Mus. Dt. Volkskde) 41.
Z: [Auswahl] Volkskunde als Gegenwartswissenschaft (Niedersachsen) 33; Wenn mancher Mann wüßte, wer mancher Mann wär ... (Zs. Volkskde) 36-37; Krankheit u. Tod als Metapher (Niederdt. Zs. Volkskde 17-20) 39-41.
MH: Grundriß d. sächs. Volkskde, m. A. Frenzel u. Fr. Karg 32-33 II; Die dt. Volkskde 34 II, 2. Aufl. 35.
[KDG, 7. Ausgabe 1950, Sp. 1976]
[11.12.11]
Georg Steer
* Altnußberg 5.4.1934
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Foto: MEG |
Dr. phil., Dr. phil. habil., em. Prof. Kath. U Eichstätt; Stresemannstr. 13, D-97209 Veitshöchheim, Tel. (0931) 9 24 28. Dr. phil. 61, Dr. phil. habil. 75. UDoz. 76, Prof. U Würburg 80, Kath. U Eichstätt 83. Germanistik, Ältere deutsche Literaturwissenschaft.
V: Scholastische Gnadenlehre in mhd. Sprache 66;
Konrad von Megenberg "
Von der sel" 66;
Hugo Ripelin von Straßburg. Zur Rezeptions- u. Wirk.gesch. d. Compendium theoligicae veritatis im dt. SpätMA 81.
S: Zahlr. Beitr. in: Die dt. Lit. d. MA, Verfasserlex. 78-85; Lit. u. Laienbild. im SpätMA u. in d. Reformationszeit 84; Überliefer.gesch. Prosaforsch. 85.
Z: Rd 30 Aufs. in germanist. u. theol. Zs. 66-81, u.a.: Germanist. Scholastikforsch. (Theol. u. Philos. 45, 64, 48) 70, 71, 73; Spätma. Prosaforsch. DtG-Forschergruppenprogr. am Sem. f. dt. Philol. d. U.Würzburg. m.a.Verf. (Jb. f. Intern. Germanistik V) 74; Carmina
Burana in Südtirol (Zs. f. dt. Altertum 112) 83.
H: Meister
Eckhart, Werke seit 83; Kleine dt. Prosadenkmäler d. MAs seit 85.
[KDG, 16. Ausgabe 1992, Bd. 3, S. 3599 (Red.) - ergänzt durch 19. Ausgabe 2003, Bd. 3, S. 3266 (Red.)]
[13.12.11]
Philipp Strauch
* Hamburg 23.9.1852, † Halle (lt. Meldung v. 25.9.1934)
Germanist, Dr. phil., D. theol. h. c., o. U P., GRegR. PDoz. Tübingen 78, ao. Prof. 83, Halle 93,o. Prof. 95, em. 21.
B: D. Marner 76; D. Offenbarung. d. Adelh. Langmann 78; Pfalzgräfin Mechthild in ihren lit. Beziehungen 83; Bibliogr. d. neueren deutsch. Lit. (1624-1832) 84/89; Marg. Ebner u. H. v. Nördlingen 89; Enikels Werke 91/00 II; Schürebrand 03; Schiller 05; D. Deutschordenslit. des MA. 10; Meister Eckharts Buch d. göttl. Tröstung 10, 2. A. 22; Meister Eckhart-Probleme 12; Sechs Briefe von J. Ch. Edelmann an G. Ch. Kreytzig 18; Paradisus animae intelligentis 19; K. Scheit, Die fröhliche Heimfahrt 26; Schriften aus der Gottesfreundlit. II 27.
H: Hermaea I-XV 05 ff.
ZA: Üb. Jostes, Daniel von Soest (AfdA 15) 89; Erhart Groß d. Verfasser d. Grisardis (Zf dA 36) 92; Üb. Nieder, D. Gottesfreund v. Oberland (ZfdPh 39) 07; Z. Überlieferung Meister Eckharts (PBB 49, 50) 25, 26.
[KDG, 3. Ausgabe 1928/29, Sp. 2397] [4.7.03]
Loris Sturlese
Hs.: L.
* La Spezia 25.3.1948
Dr. phil., o. Prof. Lecce, HonProf. Kath. U Eichstätt; Università di Lecce, Dipartimento di Filologia classica e scienze filosofia, Palazzo Parlangeli, 1-73100 Lecce, T: (0832) 336674, F: 336607;
lgxserver.uniba.it/lei/filmed/indexphma.htm ; Via Principi di Savoia 64, 1-73100 Lecce.
Prom. U Pisa 73, Wiss. Ass. Pisa Scuola Normale Superiore 80, GastProf. U Fribourg 90, Dir. d'Etudes inv. Ecole Pratique d. Hautes Etudes Paris 91, Vertr. U Tübingen 92, HonProf. U Eichstätt 92, Prof. U Siena 92, U Lecce 94, GastProf. U München 95; Humboldt-Stip. 85-87, Premio Raffaele Mattioli 85. Geschichte der Philosophie des Mittelalters.
V:
Bertoldo di Moosburg:
Expositio super Elementationem theologicam Procli, De animabus 74; Dokumente u. Forsch. zu Leben u. Werk
Dietrichs v. Freiberg 84;
Heinrich v. Herford: Catena aurea entium 87; Meister Eckhart:
Die latein. Werke, 1/2 87-92, V 88; Die dt. Philosophie im MA 93 (it. 9096); Meister Eckhart. Ein Porträt 93.
MV:
Dietrich v. Freiberg:
Opera omnia, m.
R. Imbach u.a. II-IV 80-85;
Berthold v. Moosburg:
Expositio super Elementationem theologicam Procli, m.
M. R. Pagnoni u. a. I-II 84-86;
Heinrich Seuse:
Das Buch der Wahrheit, m.
R. Blumrich 93;
Petrus Peregrinus de Maricourt:
Opera, m.
R. B. Thomson 95.
S:
Homo divinus (Abendländ.
Mystik im MA) 86;
Die Kölner Eckhartisten (D.
Kölner Univ. im MA) 89;
Meister Eckhart in der Bibliotheca Amploniana (Die Bibliotheca Amploniana) 95.
L: Maestro Eckhart:
Tabula per alphabetum in librum parabolarum Genesis, ritrovata e per la prima volta pubblicata (Fs
Eugenio Garin) 87; Zw.
Anselm u.
Johannes Scotus Eriugena (Fs
K. Flasch) 91; Mystik u. Philosophie in d. Bildlehre Meister Eckharts (Fs
W. Haug u.
B. Wachinger) 92.
Z:
Saints et magiciens: Albert le Grand en face d'Hermès Trismégiste (Archives de Philosophie 43) 80;
Tauler im Kontext (Beitr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 109) 87; Philosophie im 'dt. Lucidarius'? (Beitr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 114) 92.
MH:
Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi 80 ff.; Centro di cultura medievale della Scuola Normale Superiore di
Pisa 86 ff.; Averroismus im MA u. in d. Renaissance, m.
F. Niewöhner 94;
Lectura Eckhardi, m.
G. Steer 98 ff.
P: Freier Mitarbeiter der
FAZ .
[KDG, 19. Ausgabe 2003, Band 3, S. 3355] [11.12.11]
Daniel Sudermann
* Lüttich 1550, † Straßburg 1631
Geistlicher Liederdichter und Handschriftensammler. - Geburt nach eigenen Angaben: "zu Luttich geboren. Anno 1550. vmb faßnacht" (Berlin, Ms. germ. 8° 69, f. 307r - 15. oder 24. Februar). 1558 Besuch einer calvinistischen Schule in Aachen, von 1560 bis 1585 viele Reisen: 1560-62 wohl in Begleitung seines Vaters nach Maastricht, Antwerpen, Köln und Düsseldorf, 1563 in Frankfurt a. M. bei der Kaiserkrönung Maximilians II. Danach begleitete er seinen Vater auf einer Reise nach Sachsen, der 1564 in Weimar starb. 1565 in Jena, bis 1567 bei einem Grafen von Mansfeld, 1568 bei einem Grafen von Sayn (Köln?), 1569 in Straßburg, 1570 und 1572 in Köln, 1576 in den Niederlanden, Regensburg und Düsseldorf, 1577 in Köln, 1578 in Rappoltsweiler und Gemar im Elsaß, 1579 in Lüttich. 1580 trat er in den Dienst des neugewählten Bischofs Herzog Ernst von Baiern, Aufenthalt in Stablo, 1582 wieder in Straßburg sowie beim Markgrafen von Baden, 1582-83 bei einem Grafen von Sulz in Jestetten und Tiengen, 1583 beim Grafen von Helfenstein in Wiesensteig. Ab 1585 scheint er in Straßburg seßhaft geworden zu sein, von wo aus er wohl nur noch 1597 eine Reise nach Lüttich unternahm. Zu Beginn des Jahres 1631 hat er noch gelebt und ist wahrscheinlich im Verlauf des Jahres in Straßburg gestorben.
Sudermann blieb unverheiratet. Sein Aufenthalt an vielen verschiedenen Adelshöfen weist darauf hin, dass er wohl als Hofmeister und Erzieher junger Adeliger tätig war, was auch seinen langjährigen Aufenthalt am Bruderhof in Straßburg erklärt, bei dem es sich um eine Lehreinrichtung für junge Adelige handelte. Seinen Unterhalt (1612 Quittung über 25 Gulden - Berlin, Ms. germ. 4° 334a) bezog er aus einem Vikariat: "Anno 1588 ist mir dz Vic. versprochen worden. Anno 1594 den 27. Aprilis bin ich inuestiert worden" (Berlin, Ms. germ. 2° 84, f. 269v). "Anno 1594. angefangen zur erkantnüß der wahrheit zukommen, doch dazumal ie lenger ie mehr zugenommen" (Berlin, Ms. germ. 4° 106, f. 7av), d.h. er wandte sich "der spiritualistischen Lehre Caspar Schwenckfelds von Ossig zu, der, ein Zeitgenosse und zunächst Anhänger Luthers, als Reformator in Schlesien wirkte, später jedoch - wegen der Abendmahlslehre mit Luther zerfallen und von ihm als 'Schwarmgeist' heftig bekämpft - von dort weichen mußte" (Hornung, S. 348; im Folgenden Zitate nach Hornung).
Bereits in jungen Jahren hatte er mit dem Sammeln von Zitaten begonnen; "er teilt mit, daß er .. 'den müssiggang zusampt anderen Hoffkurtzweilen geflohen' und statt dessen aus allerlei Autoren 'geistreiche mit der heiligen Göttlichen Schrifft vbereinstimmende Lehren' zusammengetragen habe" (S. 354f.). Den Hauptteil seiner literarischen Produktion machten geistliche Lieder aus: "Hab der Lieder vber die Tausend gemacht. wan die kleine mitgezehlt werden. Ja vil mehr" (Ms. germ. 4° 102, f. 510r); er schreibt, es seien von ihm "vber tausent oder 1500. dergleichen geistlichen liedern / furhanden" (Ms. germ. 4° 101, f. 1+r).
"Mit seinen eigenen Schriften" (von "vielfach nur allgemein erbaulich-moralisierenden Charakter") "wandte sich Sudermann .. meist an alle Christen, einerlei welcher Konfession. (..) Wenn er spiritualistisch gefärbte Lehren vorträgt, sichert er sich in der Regel durch Hinweise auf katholische Kirchenlehrer, vor allem Mystiker" (S. 351f.). Als Zeugnis für sein tolerantes Denken gilt die 1613 gedruckte theologische Zitatensammlung "Harmonia oder Concordantz". Das dort angewandte Verfahren zeigt seine Sammlertätigkeit und Arbeitsmethode: "er las die gesamte ihm erreichbare theologisch-religiöse Literatur durch und sammelte in Exzerpten alle Stellen, die zu seinen eigenen religiösen Ansichten paßten, um sie dann in seinen Schriften weiter zu verwenden" (S. 353). Aus seiner Herausgabe von Drucken und Sammlung von Hss. besonders aus den Frauenklöstern im Raum Straßburg haben sich für die Eckhartforschung die o.a. Codizes als fruchtbar erwiesen. Neben dem Frankfurter (Ps.-)Taulerdruck und der im gleichen Jahr 1621 erfolgten Übersetzung des Surius-Tauler (s. Taulerdrucke) gab er noch u.a. zwei Schwenckfeld-Epistolare (1566, 1570), 17 Briefe von Seuse und "Hohe geistreiche Lehren" (1622/23) heraus.
Sudermann verfügte neben Latein und Französisch auch über ("wenn auch nicht ausgedehnte") Kenntnisse der griechischen und hebräischen Sprache sowie eine für seine Zeit wohl ungewöhnlich große Bibliothek. Für Hornung ergibt sich das Bild "eines geistig weit über dem Durchschnitt stehenden, hochgebildeten, wenn nicht gelehrten Mannes" (S. 354). [1.1.09]
Winfried Trusen
* Danzig 24.5.1924, † 19.1.1999
Dr.iur.utr., Dr.phil., o.UProf., Mitvorst. d. Inst. f. Kirchenrecht, Röm. Recht u. vgl. Rechtsgeschichte.; PD Mainz 63, WissR. 64, o.UProf. Würzburg 66. Deutsche u. vergleichende Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Zivilrecht.
V: Georg Witzel 50; Um d. Reform u. Einheit d. Kirche 57; Spätmittelalterl. Jurisprudenz u. Wirtschaftsethik 61; Anfänge d. gelehrten Rechts in Dtld 62; Der Prozeß gegen Meister Eckhart 88. [s.a. 'Leben' ab 1314 f.]
S: Beitr. in: Brandt-Meyer: Hdb. d. Gesch. II,2 56; Hdb. d. europ. Privatrechtsgesch. d. MPI f. europ. Rechtsgesch.; Versch. Art. in: Neue Dt. Biogr.; Strafprozeß u. Rezeption (Strafrecht, Strafproz. u. Rezeption) 84; Vom Inquisitionsverfahren zum Ketzer- u. Hexenprozeß (Festschr. P. Mikar) 89; B. Carpzow u. die Hexenverfolgungen (Festschr. F.-W. Krause) 90. - Beitr. in: Lex. der Pädagogik u.a; Festschr. J. Bärmann.
Z: Zahlr. Aufs. u. Rez. auf dem Gebiet der Rechtsgesch. in: Die Rechtsspiegel u. das Kaiserrecht (ZRG GA 102) 85; Zur Bedeutung der geistl. forum internum u. externum für die mittelalterl. Ges. (ZRG KA 107) 90.
MH: Recht u. Wirtschaft in Gesch. u. Gegenwart.
[KDG, 16. Ausgabe 1992, Bd. 3, S. 3816 - ergänzt durch 18. Ausgabe 2001, Bd. 3, S. 3320] [4.7.03]
Konrad Weiß
* Wüstewaltersdorf 24.7.1907, † Rostock 27.9.1979
Dr. theol. UProf. m. LStuhl, Dir. neutestsmentl. UInst., komm. Dir. relig.geschichtl. UInst.; UDoz. Berlin 37-45, beamt. ao. Prof. Rostock 46-47, Prof. m. LStuhl u. Dir. neutestamentl. UInst. seit 48, komm. Dir. relig.geschichtl. UInst. seit 59. Bibl. Theologie
V: Urchristentum u. Geschichte in d. Theologie um d. Jh.wende 39; Meister Eckharts Stellung innerhalb d. theol. Entwicklung d. SpätMA. 53. - MV: Ilse Roloff: Meister Eckeharts Schriften z. Gesellschaftsphilosophie 34 (Mitarb.).
S: pous, pyretos (Theol. Wb. NT. VI) 58/59.
Z: Die Seelenmetaphyslk d. Meister Eckhart (Zs. Kirchengesch.) 33 6 Aufs. in theol. u. germanist. Zss, z. EckhartForsch. 34-53; Paulus - Priester d. christl. Kultgemeinde (Theol. Lit. Ztg) 54; Der westl. Text v. Lc 7 46 u. sein Wert (Za. 1. Neutestamentl. Wiss.) 55.
H: Meister Eckhart: Die dt. u. lat. Werke. Lat. Werke I-II 37-59.
Ue: Meister Eckhart: Dt. Glaube 34.
[KDG, 9. Ausgabe 1961, Bd. 3, S. 2235]
D.theol., UProf. m. LStuhl, Dir. neutestamentl. UInst. komm. Dir. relig. geschichtl. UInst Rostock; Bibl. Theologie. (DDR)
[KDG, 12. Ausgabe 1976, Bd. 3, S. 3446 f.]
Anm: 5.1935 nicht verzeichnet, aber 6.1940/41. Letzter Eintrag 12.1976, 13.1980 nicht mehr, kein Nekrolog (auch nicht 16.1992, dem ersten nach dem Mauerfall) [4.7.03]
Abkürzungen
H: Herausgeberschaft von Editionen, wissenschaftlichen Sammelwerken, Handbüchern, Schriftenreihen.
HZ: Herausgeberschaft von wissenschaftlichen Zeitschriften mit Angabe des Zeitraums der Herausgebertätigkeit
L: Beiträge in Handbüchern, Lexika, Mitarbeit an Festschriften (in Auswahl).
Lit: grundlegende Veröffentlichungen über den Wissenschaftler, Festschriften o. ä.
MH: Mitherausgeberschaft von Editionen, wissenschaftlichen Sammelwerken, Handbüchern, Schriftenreihen ohne Nennung der Mitherausgeber.
MHZ: Mitherausgeberschaft von wissenschaftlichen Zeitschriften mit Angabe des Zeitraums der Herausgebertätigkeit (ohne: bis 2001) mit Nennung der Mitherausgeber.
MUe: Mitübersetzungen von wissenschaftlichen Werken in die deutsche Sprache mit Nennung der Mitübersetzer (bis 2001).
MV: Mitherausgeberschaft von Editionen, wissenschaftlichen Sammelwerken, Handbüchern, Schriftenreihen mit Nennung der Mitherausgeber.
P: wissenschaftliche Publikationen in anderer Form (wissenschaftlicher Film, Multimedia etc.) und Patente.
S: Beiträge in wissenschaftlichen Sammelwerken (in Auswahl).
Ue: Übersetzungen von wissenschaftlichen Werken in die deutsche Sprache.
V: selbstverfaßte bibliographisch selbständige Bücher in zeitlicher Reihenfolge.
Z: Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und anderen periodisch erscheinenden wissenschaftlichen Organen (in Auswahl).
Die verwendeten Abkürzungen ändern sich von Ausgabe zu Ausgabe, manche fallen weg, manche kommen neu hinzu. Da sich hier Angaben aus neun verschiedenen (der 19) Ausgaben (bis 2003) mischen, habe ich die Liste alphabetisch und nicht in der Reihenfolge des Vorkommens geordnet.
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Diese Seite sammelt Personen, die sich entweder bevorzugt mit Eckhart beschäftig(t)en oder auf unterschiedliche Weise zum Thema beitragen. In der bisherigen Liste fehlen noch etliche Namen wie z.B. Brethauer, Büttner, Dolch, Jostes, Jundt, Landauer, Pahncke, Sievers usw. oder aus neuerer Zeit Albert, Hasebrink, Koda, Mieth, Senner, Vannier, Witte und viele weitere mehr. [13.12.11]
Die Angaben entstammen zum größten Teil Kürschners Gelehrten-Lexikon, von dem seit 1925 (bis 2003) 19 Ausgaben erschienen sind (1.25, 2.26, 3.28/29, 4.31, 5.35, 6.40/41, 7.50, 8.54, 9.61, 10.66, 11.70, 12.76, 13.80, 14.83, 15.87, 16.92, 17.96, 18.01, 19.03). Die Angaben im Gelehrten-Lexikon beruhen auf den Angaben der Wissenschaftler, es sei denn, sie wurden von der Redaktion (Red.) erstellt. Bei einigen Forschern habe ich Angaben aus zwei verschiedenen Ausgaben kombiniert. Bei verstorbenen Personen habe ich Kleinigkeiten geändert (z.B. die Adresse weggelassen u.a.).
Eher biographische Angaben zu einigen Wissenschaftlern entstammen der Deutschen Biographischen Enzyklopädie. An drei Stellen mußte ich auf andere Quellen zurückgreifen: bei Galletti auf die Allgemeine Encyclopaedie von 1851, bei Karrer auf das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon und bei Largier auf eine Seite im Internet.
Zu Erika Albrecht, Bruno Decker oder Heribert Fischer konnte ich nichts finden. Ich hoffe, diese und andere Namen bei Gelegenheit ergänzen zu können. [4.7.03]
Die zur Wikipedia angeführten Links verweisen zum Teil auf noch nicht existente Artikel. Das diese jetzt noch nicht existieren bedeutet aber nicht, dass sie nicht irgendwann existieren werden. Das darf durchaus als Aufforderung verstanden werden. [4.12.04]